<84>Gott, welch ein Abgrund! Alles ist vernichtet,
Sein Geist und seine Güte! Wenn er lebt,
Gewiß, sein Schatten, sein Gedanke strebte
Aus Nacht und Tod zu mir, ja, er umschwebte
Mein wehes Haupt: er hätt' mich aufgerichtet!

Leidvoll Erinnern, bittrer Kelch der Trauer!
Und bildest dir, törichte Stoa, ein,
Du könntest Menschenseelen auf die Dauer
Wider die Schläge des Geschickes fein?
Wie leidgewappnet glaubt' ich mich,
Wie stark — wie unerschütterlich —
Und nun, was muß ich nun an mir erleben!
Wehrlos bin ich dem Schmerze preisgegeben,
Zerstört, vernichtet fast in Seelennot
Durch Deinen Tod. —
Still, still! Was ist denn der Verstand noch wert,
Wenn er sich gegen das Empfinden kehrt
Und meinen Gram mit Bitternissen mehrt?
Er sagt zu mir, mein Alles sei dahin.
So weit die Welt, so leer! Und ich, ich bin
Verwaist, allein! Ich Hab' Dich so geliebt —

Wie schattenhaft verwehten doch die Tage,
Da wir, was uns erfreut, was uns betrübt,
Wie Brüder teilten; da in gleichem Schlage
Dein Herz und meines schlug. Mein Glück war Deins.
Wie waren wir in all und jedem eins.
Im Großen und im Kleinen; ungetrübt und klar
Blieb uns der Freundschaft Himmel immerdar.
Der Frohsinn hat Dich stets begleitet,
Dein Geist, durch schöne Bücher wohl geleitet,
Hat gern gebändigt, ritterlich und zart.
Die Fröhlichkeit, die sich oft wild gebart.

Dich machte Deine edle Sitte wert,
Dich den erlauchten Geistern zu gesellen,
Die Hellas und Paris mit Glanz erhellen,
Ach, und Dein Herz: Dich unter die zu stellen,
Von deren Freundschaft uns die Lieder melden,