<201>

Viertes Buch
Alter

<202><203>

65. Epistel über das Zuwenig und Zuviel an Frau von Morrien203-1
(März 1765)

Du, die sie einst in meiner Jugend nannten
Den tollen kleinen Wirbelwind,
Sprich, sollen Dir Uraniens Trabanten203-2
Hier, wo wir höfisch-höflich sind,
Mit ihrem Zirkel regeln Weg und Ziel,
Die Mitte von Zuwenig und Zuviel?

Gedenkt' der Zeit, da ohne Grübeleien
Dein Leben nur von Spielen war ein Reihen,
Da, ob des nächsten Tages unbekümmert,
Dem hellen Heute Du vertraut.
Du wußtest wohl, wohin Dein Auge schaut,
Daß nur für Dich der Morgen schimmert,
Um volle Lust in stetigem Erneuen
Wie Blumen Dir in Deine Hand zu streuen.

Morrien, Du liebenswerte Kreatur,
Wie warst Du klug in Frohsinn und Vergnügen!
<204>Wie schenkte unerschöpflich die Natur
Dir das Talent zu reiner Freude nur,
Die treulich jede Schranke ehrt,
Wie Zucht und Sitte sie gelehrt,
Und dennoch schlürft die Lust in vollen Zügen!

Welch Zauber aber hat Dich jetzt betört,
Die Pfade Epikurs zu meiden,
Um höchst vernünftig zu entscheiden,
Wieviel auch wirklich ein Vergnügen wert?
Glaub' mir, ein Irrtum, der uns hold umfängt,
Ist besser als das trübe Licht,
Das die Vernunft uns zur Erleuchtung schickt.
Erkennst Du durch ihr Auge nicht,
Das scharf durch alle Schleier bricht,
Daß alle Dinge auf dem Erdenplan
Nur Dunst, Verblendung sind und eitler Wahn?

Wir alle huldigen hier auf Erden
Der Illusion und ihrer Macht.
Die reizendste soll unsre Freundin werden!
Dann mag mit majestätischen Gebärden
Die lästige Überlegung hoch von droben
Erscheinen, ist die Tafel aufgehoben.

Drum abgetan sei jedes Vorurteil!
Meinst Du, es wäre nicht zu unsrem Heil,
Wenn man die Lust, die unterwegs begegnet,
Rasch als willkommne Beute segnet?
Und schnell wird mir die Antwort nahn:
Dein Diener ginge stets die rechte Bahn.

So kehre heim zu Spiel und Lust und Lachen,
Zu Deines Frühlings losem Übermut.
Stets fröhlich sei Dein Lebensblut:
Das ist der Rat, den Weise Dir vermachen.
Und was zuwenig, was zuviel,
<205>Magst Du im Tempel Äskulaps erfragen.
Dort wird des Gottes Priesterin Dir sagen:
Zuwenig deucht uns in der Jugend Spiel,
Zuviel uns alles in des Alters Tagen.

<206>

66. Ein Kapitel gegen die werten Herrn Blutsauger, auf griechisch: Philokopros
(1765)

Dieses gräßliche Gesindel,
Das Börsenspekulanten heißt!
Spitzbuben mit dem Diebwerksbündel,
Auswurf von eklem Höllengeist!
Es überkommt uns schon ein Schwindel,
Wenn man auf ihre Namen weist.

Web' ich mit meiner Dichterspindel
Das grobe Zeichen ab: Boué,206-1
Dann schreit gewiß Apollo: weh!
Die Feder sträubt sich, den Kumpanen
Der Satansbrut den Dienst zu leihn;
Sie stockt und hält mit Schaudern ein,
Gilt es die Namen Wurmb, van Sanen,
Die ans Groteske uns gemahnen.

Nun schaut sie selber an, die drei —
Im Mummenschanz der Gaunerei,
Die Helden in dem Reich der Zahlen!
Wie sie mit plumper Pinselei
Habgier und Wucher übermalen —
Wie sie mich hier und dort bestahlen
Durch Wechsel, Schuldscheinfopperei,
Mit Quittungskram und kolossalen
Bankrechnungen — Gott sieh mir bei!
Zu dem Geschäft mich herzugeben!
<207>Das dumme Zeug geht mir ans Leben!
Ich magre ab, ich möcht' vergehn
Bloß wegen dieser Kerle eben,
Die abgefeimt nur danach streben,
Daß ihre Kurse pari stehn.

Ihr Schufte, schmutzig wie Chinesen
Und noch verschmitzter, habt ihr mal
Den Aristoteles gelesen?
Wißt ihr, wer Locke, La Motte207-1 gewesen?
Nein, dazu seid ihr viel zu schal —
Die Geistesnahrung wär' euch Qual.
Die Wissenschaft geht in die Binsen,
Und nur, wo's was zu rechnen gibt,
Da seh' ich die Gesichter grinsen.
Das einzige ist, was euch beliebt,
Fünfzehn Prozent an Wucherzinsen...

O welch ein lächerliches Los
Ist uns Monarchen aufgezwungen!
Man zieht sich solche Lumpen groß!
Ihr Treiben schon ist sittenlos;
Doch brauchen sie noch ihre Zungen,
O welche Marter für mein Ohr!
Noch eben waren mir erklungen
Gesänge aus dem Dichterchor,
Das Lied Homers, das uns begeistert,
Das Lied Virgils, das Herzen meistert —
Kaum steigt der Wunderborn empor,
Wird er durch Pöbelschlamm verkleistert.

Rasch flücht' ich mich zum Musenhain,
Um froh beseligt nah zu sein
Deinen neun Töchtern, Mnemosyne!
Dort sog ich einst die Hoffnung ein,
Daß mir des Ruhmes Lorbeer grüne.
Die Sünden büßen will ich dort,
Abschwören meine Frevelpläne!
<208>Und in dem Quell der Hippokrene
Schwemm' ich den alten Unrat fort.
Rein bad' ich mich an diesem Ort
Von allem Schmutz und eklen Säften
Aus den verruchten Geldgeschäften,
Eh' meine Lebenskraft verdorrt.

Ja, beim Permessus will ich schwören
Und schwören, Gott Apoll, bei dir:
Nie soll mich Plutus mehr betören,
Nie wecken eine schnöde Gier!
Das Gift, vom Leibe halt' ich's mir,
Will nur aufs Wort der Musen hören,
Mich laben an den Zauberchören
In ihrem heiligen Revier!

<209>

67. An Prinzessin Amalie
(31. Dezember 1767)

Sieht eine Philosophenecke
Zu einem Nachtmahl Dich bereit
Mit schlichtem, ländlichem Gedecke?
Der Wirt, nur Dir allein geweiht,
Weiß wohl, Dein Geist ist zu gescheit,
Als daß man Deinen Beifall wecke
Durch Pomp und steife Förmlichkeit.

Die Grazien Deines Hofs209-1 begehrt
Er auch zu sehn an Deiner Seite,
Und die Duenna,209-2 deren Wert
Sie auserkor Dir zum Geleite,
Die Nymph' aus unsrer Mutter Ära,
Die trotz Stockholm209-3 und trotz Cythera
Bewahren wollt' in keuscher Kraft
Auf ewig ihre Jungfernschaft.

Doch suche nicht in dem Asyle,
Das Dir sich auftut, völlig rein
Von Stolz und eitlem Hochgefühle,
Das dumme, prunkende Gewühle
Der Schranzen, die so kläglich klein.

Ich lud vielmehr als werte Gäste
Die sanfte Freude mir zum Feste
<210>Sowie die Göttin Freundschaft ein.
O daß wir nimmer doch entbehrten
Dergleichen liebliche Gefährten;
O gäbe Dein und mein Geschick,
Daß gnadenreich sie uns verklärten
Des Lebens letzten Augenblick!

<211>

68. An d'Argens211-1
(Februar 1768)

Ha, teurer Marquis, nun erblaßt mal vor Neid,
Dieweil Ihr nicht mehr der Einzige seid,
Der Einzige in unsrer kleinen Welt,
Dem Atropos ernstlich nachgestellt!

Denkt Euch, ich lag, wie Ihr, gefährlich krank
Und war ganz scheußlich mitgenommen
Von dem schweren Katarrh. In Berlin die Frommen
Seufzten in Andacht: Gott sei Dank!
Wild durch die Adern tobte mein Blut,
Staute sich und betäubte mein Hirn
Und mehrte so des Fiebers Glut
Und das schmerzhafte Hämmern hinter der Stirn.
Aus meiner Brust, einem Brünnlein gleich,
Brach's scharlachrot, und es wurden bleich
Die Söhne des Hippokrat.
Und doch — wie wohl mir das alles tat!
Denn mit allen diesen Beschwerden
Fühlt' ich mich stolz Euch ähnlich werden.
Mein Leib war gepanthert, war rot gesprenkelt —
Ah, es packt Euch, Ihr seid bewegt?
Das ist der Neid nur, der Neid, der sich regt,
Euch läuft das Wasser im Munde zusammen.
„Was?“ fragt Ihr mit zornigem Augenflammen,
„Einer, der klagen will? Krankt oder kränkelt?
„Genau so wie ich?! Ich muß doch sehr bitten!“

Gemach doch, keiner tritt Euch zu nah,
Und Euer Vorrecht sei unbestritten;
<212>Ein Neuling, ein Anfänger bin ich ja!
Nein, es fällt mir im Traume nicht ein,
Es aufzunehmen mit Euren Litanein
Von allen Gebresten und Erdenweh!
Besitzen doch all diese Leiden von je
Ein Vorrecht auf Eure Leiblichkeit,
Worauf Ihr gar eifersüchtig seid!
Da gibt's Verstopfungen, gibt's versetzte,
Trübselige Blähungen; ha, und die letzte
Darmerschlaffung, und erst die Kolik!
Und der Harnzwang! Und da die Entzündung! Die Hitze!
Blutspucken — gewiß aus der Lungenspitze!
Und denkt an die schlimme Angina zurück!...
Lähmung und platzende Blutgefäße,
Schwindel, Ohnmacht und ähnliche Späße
Sind Eurer Einbildung stets zur Hand;
Hübsch reihum geht's,
Und eine ist stets
Zur „Krankheit vom Dienst“ ernannt. ..

Durch diese Schrecknisse, sollt' ich glauben,
Fühlen wir Sterblichen uns gequält;
Sie wollen uns gar das Leben rauben —
Bei Euch werden sie zur Familie gezählt.
Ist's eine Schrulle, ist's schlechter Geschmack,
Daß Ihr mit diesem entsetzlichen Pack
Nun lebt seit zwanzig Jahren,
Ja, daß Ihr in einem wahren
Sonderlingsehrgeiz ein größer Behagen
Verspürt an Euren Krankheitstagen,
Als andern das Hochgefühl mag verleihn,
Gesund zu sein!
Zum Beruf habt Ihr Euch das Kranksein gemacht,
Euch verbrennt mal die Wärmflasche über Nacht,
Und werdet Ihr zuguterletzt
Im Schloß Eguilles212-1 beigesetzt,
Dann grab' ich selber auf Euren Stein
Am Fuß des Altars mit dem Griffel ein:
<213>„Hier, Wandrer, ruht ein Schriftsiellerlein,
„Er starb aus Angst, nicht unsterblich zu sein.“

Mag auf der Bühne ein Held einmal
Mit Todesnöten ohne Zahl
Uns in Atem halten, daß für sein Leben
In jedem Augenblick wir beben,
Das muß so sein, das geht uns nah.
Doch Ihr, Marquis, Ihr wißt es ja,
Daß wir Euch lieben: Ihr müßt uns ersparen
Die Angst bei all Euren Lebensgefahren.
Doch Euer Geist ist ein Vergrößerungsglas,
Es zeigt Euch alles im Übermaß.
Habt Ihr Euch ein wenig geritzt und geschunden,
Gleich zeigt es gefährliche, brandige Wunden;
Und kommt Euren Augen, den kummervollen,
Euer Spiegelbild etwas verdächtig vor,
Als wär' das Gesicht Euch ein wenig geschwollen —
Was gilt's? Euer Ende sieht dicht bevor!...

Fort mit dem Wahn, der mich schon längst verdroß!
Gehört er in eines Weisen Schloß?
Ich hasse alles Falsche in der Welt,
Was immer die Wahrheit verderbt und entstellt.
Laßt Eure schwarzen Sorgen endlich weichen,
Die Furcht vor dem Tode und seinen Zeichen;
Die Narrheit hat manchen Tag Euch vergällt!
Könnt' ich es bannen, Euer Verhängnis,
Euch befreien aus Eurer Bedrängnis!
Bedenkt: Ihr versäumt ja zu leben
Vor lauter Zittern und Beben!...
So lang Euren Faden, gnädig gesinnt,
Frau Lachesis noch weiterspinnt,
So lange freut Euch unverzagt
Des schönen Lebens und ungestört,
Indem Ihr Euch der Angst entschlagt
Und nicht auf jeden Unsinn hört,
Den so ein Dummkopf von Doktor sagt.

<214>

69. Epistel auf meine Genesung
(3. April 1770)

O hoffnungsvolle Stunden!
Glückseliges Gesunden!
Die böse Marterzeit
Des Siechtums ist geschwunden. 214-1
Nun fühl' ich mich befreit
Und jag' den Schmerz von bannen,
Den schrecklichen Tyrannen.
O sonnige Heiterkeit!
Mich schienen hundert Dolche zu durchbohren,
Ich gab mich an den Tartarus verloren,
Und der Erinnyen bleicher Chor umstand
Mein hartes Bett und hielt mich festgebannt
Und folterte den schwachen Leib mit Qualen,
Wie sie nicht schlimmer rohe Henkershand
Für ihre Opfer grausam ausersehn.
Kaum hielt ich den brutalen
Angriffen stand, ließ alle Greul geschehn
Und lag wie ein bejammernswerter Schächer
Schon halb in Todeswehn.
Der Atem wurde schwächer,
Jedwede Freude war von mir geflohn,
Mir half kein Tröster und kein Segensprecher,
In meine Hölle drang kein Mitleidston.
An vierzehnmal stieg über Wall und Dächer
Die Sonne und durchhuschte die Gemächer;
An vierzehnmal umschleierte die Nacht
<215>Mit schwarzem Hang die goldne Sonnenpracht,
Und Ruhe brachte mir kein Schlummerbecher.
Die Augen irrten durch den dunkeln Raum,
Mein Hirn durchtobten wilde Wahngedanken,
Der Seele Gleichgewicht geriet ins Wanken,
Ich träumte bösen Traum!
Ich sah, wie Charon schon anrudernd keuchte,
Mich abzuholen, als ein braver Sohn
Des Äskulap215-1 den lästigen Patron
Mit kluger Wehr verscheuchte.

Der kennt nicht die Gesundheit,
Der sie, ein lockrer Tor,
Vergeudet in des Daseins lustiger Buntheit.
Der schätzt sie erst, der sie einmal verlor.

O Wonnetag! O Neugeburt der Seele!
Ich kehr', o Welt, zurück!
Und wie ich mich zu neuer Hoffnung stähle,
Genieß' ich reicher nun das Erdenglück.

Sieh, Schwester, wie's das Schicksal gut gemeint hat:
Dich seh' ich wieder, die um mich geweint hat! 215-2
Ein Wort von Deiner Hand:
Mein Leiden war gebannt.
Und daß ich atme, lebe
Und schmerzbefreit vom Lager mich erhebe,
Der Freundschaft dank' ich's, die sonst Fürsten flieht,
Und die Dich zu mir zieht.
Nun darf ich mich am Vorgefühl berauschen,
Daß ich erneuern unseren treuen Bund,
Dich sehen soll und lauschen
Dem Wort aus Deinem Mund!
Was böt' das Erdenrund
Mir Beßres einzutauschen?
<216>Und wie ich dann erstarke,
Kraft fühl' im frischen Marke,
Mein nächstes Ziel, o hehre Kunst, bist du!
Ich sieure meine Barke
Stolz deinen göttlichen Gefilden zu!

Apolls Begleiterinnen,
Ihr Holden, laßt mich ein.
Begnadet mein Beginnen!
Sanft soll die Weise sein:
Nicht von erhöhten Zinnen
Bejubeln soll mein Lied das Morgenrot,
Das hell am Himmel loht:
Begleiten soll mein Sang mit zarten Sinnen
Des scheidenden Gestirnes Flammentod.

Wir malen nur die Bilder,
Die unser Herz erschaut:
Als mir der Lenz getaut,
Schlug ich die Leier feuriger und wilder,
Jetzt aber, längst ergraut, rühr' ich sie milder,
Gedampft in Sorg und Leid.
So ist's! Ein jedes Ding hat seine Zeit.
Nur soll man nicht trübselig Grillen fangen!
Das Leben führt nicht weit.
Wo froh ein Tag vergangen,
Bleibt keine Bitterkeit,
Und man vergesse unter Spiel und Lachen
Sharon und seinen Nachen.

O süßer Träume Wahn,
Auf meiner Erdenbahn
Laß noch ein Blümchen sprießen!
Und Freudentränen sollen mir noch stießen,
Steig' ich in Charons Kahn.

Kein Schreck wird meiner Seele angetan,
Wenn ich mit philosophischem Beharren
Des Lebenswinters drohendem Orkan
Entgegenzieh' und fühl' mein Herz erstarren.
<217>Und soll's ein Ende sein,
Ich schaue furchtlos drein
Und tausch' für Leid und Bürden
Und Trug und eitle Würden
Die ewige Ruhe ein!

<218>

Verse des Kaisers von China218-1
(4. Dezember 1770)

Europas Dichter, seid auf eurer Hut!

Mein Ruhm sieht fest und mein Gedicht ist gut. Ohne zu gähnen, müssen die Chinesen Die Verse hoher Obrigkeiten lesen. Der Westen mag, was selbst er ausgeheckt. Bekritteln; meiner Kunst gebührt Respekt.


Die Schönheit meiner Stadt ist ohnegleichen,

Es muß vor ihr Paris wie Rom verbleichen.

Sie führen dann noch einen Friedrich an,

Doch spricht in Peking niemand von dem Mann;

Ich seh' vom Thron, den Chang-Ti218-2 mir beschieden,

Dieses Insekt des Nordens Reime schmieden

Und Verse drechseln, abgeschmackt und platt,

Und höre, daß ein Nordlandkönig, satt

Des Nebels, der ihm Land und Thron verleidet,

Sich in Paris an Tanz und Schauspiel weidet.218-3

Nun gut. Doch was soll dies dem Kaiser, mir?

Peking gewährt mir jegliches Pläsir.

Ich bin in meinem Reich der erste Dichter,

Zäsur, Sinn, Reim bemängelt mir kein Richter.<219> Wer könnt' es auch? Der Schriftgelehrten Schar? Sie bringt mir wohlbezahlten Weihrauch dar.


Es finden hier sich wie in Frankreich Narren,

Bigotte, Stümper, Leute voll von Sparren;

Verschieden ist der Menschen Angesicht,

Jedoch ihr Geist, ihr Herz, ihr Innres nicht;

Das Lächerliche bleibt sich gleich auf Erden.

Soll ich zum Popanz des Parisers werden,

Der ausruft unter schallendem Applaus:

Seht, seht, wie sieht er echt chinesisch aus!

Was kümmert's mich, wenn der Sorbonne Perücken

Scotus219-1 und Aristoteles zerpflücken,

Confucius schmähn, zum Vorteil Saint Denis',

Die Hölle füllend wie das Paradies,

Weil eines Tonsurierten krauses Träumen

Gericht hält in erfundnen Himmelsräumen.

Mein Heller Kopf, den Irrtum nie beschlich,

Lacht jener Welt und hält an diese sich.

Hier fühlt sich jeglicher Chines geborgen,

In Tugend stark, doch schwach in Glaubenssorgen;

Er liebt die Wahrheit, ist Fiktionen feind,

Bleibt starr bei dem, was er nun einmal meint,

Und überläßt den Kult, den längst profanen,

Den Bonzen und unwissenden Brahmanen.


Inzwischen schmück' ich meinen Müßiggang

Mit müheloser Verse Kling und Klang

Und seh' mit himmlisch friedlichem Empfinden

Im Blauen just Frau Famas Bild entschwinden;

Es fehlt an Kraft ihr, scheint's, landaus landein

So großer Werke Heroldin zu sein.

Am Schwarzen Meer muß Katharinen weichen,

Der hohen Nachbarin, des Halbmonds Zeichen,219-2

Von Donau bis Araxes hält im Bann

Ihr weis Gesetz den stolzen Muselmann.

Fortunas kann ihr Genius entraten,<220> Sie stiegt von Ruhmestat zu Ruhmestaten, Und steigt ihr Stern auch noch so hoch empor, Sie zieht dem Lorbeerkranz den Ölzweig vor. Ich, der Chines gewordne Mandschu, nicke Mit meiner Mütze Beifall solchem Glücke Und neid' ihr nicht ihrer Triumphe Flucht, Gewalt'ger Pläne wohlverdiente Frucht.


Fama, nach diesen prächtigen Geschichten,

Beeilt sich, uns vom Westen zu berichten;

Sie ringt nach Luft, der Post ist schier zu viel,

Und kündet endlich in gewähltem Stil

Von Wunderdingen an der Seine Borden.

Man ist dort plötzlich schöpferisch geworden

Und plant etwas, das mehr nach England fast,

Nach Rom, nach Hellas, als nach Frankreich paßt.

Ich nun, ein treuer Sohn der Mutterscholle,

Begriff als Säugling schon des Kaisers Rolle,

Und trennen mich von Volt und Thron und Reich

Erschien mir immer barem Wahnsinn gleich.

Doch nun entführt ein Wunsch, man darf ihn preisen

Wert eines Kaisers, würdig eines Weisen,

Mich nach Paris, wo trotz der Nörgler Wut

Man das Talent zu feiern Schritte tut.

Man schafft ein Standbild des Homers der Franken!220-1

Welch Labsal meinen Sinnen und Gedanken!

Kein Schauspiel, das je Höheres verhieß!

Auf, ungesäumt! Wir eilen nach Paris!


O Lust, zu schaun, wie sie den Genius grüßen, Des Neides Brut zu schaun zu seinen Füßen, Tief einzuziehn des Weihrauchs süßen Duft, Den, ach, die Welt sonst spart für Grab und Gruft! Doch dann sofort, nach dieser kurzen Wonne, Hinweg! Kein Wort dem Narren der Sorbonne, Dem Stribler des Parnaß, dem Eintagslicht,<221> Dem feisten Börsenmann, dem höf'schen Wicht, Dem Pläneschmied, dem schwindelhaften Pfaffen, Dem Titeljäger und dem eitlen Lassen. Die Sänfte bringt zurück mich an den Strand, Mein stolzer Segler heim zum Heimatland, Und während noch der Wesi des Streites Beute, Vertreibe ich Ignaz und seine Leute.221-1

71. An Voltaire221-2
(19. März 1771)

Wie sind Dir Anmut noch und Feuer eigen,
Dein Abend überglänzt Dein Morgenrot.
Sonst heißt das Alter unsre Sinne schweigen;
Lust, Reize, Gaben raubt sein Machtgebot.
Doch Deine Stimme blieb so leis und weich,
Zum Grimm der Toren, selbst im Greisenalter,
Und Voltaires Geist, obwohl an Wintern reich,
Ist leicht beschwingt noch wie ein Maienfalter.

<222>

72. Kodizill
(1771)

Recht hatte Del Bene,222-1 auf Ehre,
Ich unterschreibe seine Lehre:
Er meint, sie regiere sich selber, die Welt.
Schlimm freilich war's ja damals bestellt
Mit den Thronen: Es saßen Toren darauf,
Sie gingen in Prunk und in Festen auf,
Ein willenlos Spiel der Konjunkturen,
Und Narrheiten zeichneten ihre Spuren.

Seit jener Zeit sind im Süden und Norden
Die Könige freilich nicht anders geworden!
In der Schmach und der Kläglichkeit seiner Großen
Fühlt sich der Untertan glänzend gerächt.
Fürwahr, in den alten Formen gegossen
Ist der heutigen Fürsten zahllos Geschlecht;
Ja, manchen weiß ich, der vielleicht
Jene alten nicht einmal erreicht!

Vor Zeiten, da lebte ein Julian,
Der hat's der Mitwelt kundgetan
In seinen Bildern von zwölf Cäsaren,
Wes Geistes Kinder die Herren waren.222-2
Wollt' ich, wie jener Herrscher, es wagen,
Die Schleier zurückzuschlagen,
Und was man dahinter sieht, deutlich zu sagen,
Eh' ich mein Schandgemälde vollende,
War' ich mit Pinseln und Farben am Ende!
<223>Du Aristarch223-1 des Königtums,
Du, Aretino,223-2 wärst mein Mann,
Du Geißel königlichen Ruhms,
Grimmigen Angedenkens, dich
Rief' ich an:
Begeistre mich
Zum Sang, so boshaft, wie ihn
Versieht nur Meister Aretin!
Doch, lieber Leser, wenn solch ein Spaß
Gewiß kurzweilig und reizend wär',
So recht für graue Stunden was —
Ich will ja nur flüchtig und obenher
Hinwerfen mit leichter Hand,
Was ich hie und da in der Wirklichkeit fand.
Ich wage, auf Gottes Verzeihung zu hoffen:
Ich ehre die Großen und nenne darum
Niemand bei Namen deutlich und offen,
So komm' ich wohl um die Basiille herum
Und ihre unbehaglichen Klausen,
Wo die schlimmen Verbrecher Hausen.
Meine Pfeile sind harmlos, mein Federkiel
Zahm und bedächtig allezeit.
Und so, ohne Umschweif lang und breit,
Frisch los aufs Ziel!

Sieh dir die Heerschau von Königen an,
Fürwahr, du hast deinen Spaß daran!
Da hockt so einer,223-3 sein Hof um ihn her,
Wie eine leblose Puppe, klotzig und schwer,
Milzsüchtig, elend vor Langerweile;
Mätressen, Günstlinge stürzen in Eile,
Höflinge und Minister rennen,
Wie sie ihn unterhalten können,
Vertrödeln damit ihre beste Zeit.
Damit nur ein wenig Beweglichkeit
Die Masse, die seelenlose, lerne,
Schleppt man ihn vor die Zauberlaterne;
Nimmt er auch einmal am Staatsrat teil,
<224>So hört er, ohne zu wissen, was,
Und gähnt derweil
Ohn' Unterlaß.
Beglücktes Land! O Monarchie,
Die du gesegnet bist wie wenige:
Zu Rate sitzen da vier Könige,224-1
Und Herrin ist die Anarchie,
Von Schelmen oder Brauseköpfen regiert,
Die Bruder Lourdis224-2 am Gängelband führt.

Was seht ihr da unten? Ein Kind auf dem Thron,224-3
Zitternd, vorm eigenen Hofe erbangend,
Ein Schilfrohr, beim leisesten Lufthauch schon
Sich schmiegend, den Winden ein Spiel und Hohn,
Sklavisch am Mund seines Mentors hangend.
Und das Volk spielt ohne Erbarmen
Lustiglich Fangball mit dem Armen;
Wer am verwegensten treibt seinen Spott,
Der gilt als der redlichste Patriot.
So fiel diesem armen Gesalbten, Gekrönten,
Gefoppten, Verhöhnten
Name wie Diadem in den Kot.

Der224-4 ist beschäftigt immerzu,
Am Euter zu zupfen 'ner weißen Kuh;224-5
Seine Wonne ist, auf dem Melkschemel kauern!
Als Angler am Wasser den Hamen belauern —
Nichts geht ihm darüber; sein Heil hängt daran,
Ob er ein Fischlein erwischen kann!
Fehlt's ihm an Wissen, an Geist und an Mut —
Dafür ist ein Minister ja gut;
Der bekommt sein Gehalt dafür, daß er regiert,
Indes er nur kümmerlich vegetiert.

Ihr Götter! Und dieser Mistkäfer dann,
Den er als Sprößling erzielt!224-6
Das ist erst ein König — wie er zur Schau
<225>Des ganzen Hofes mit seiner Frau
Gleichwie mit einer Puppe spielt.

Unfern von dessen Staaten haust,
Mehr Schuft als fromm, ein alter Schwätzer;225-1
Ein Halsabschneider, Schinder und Hetzer,
Bedrückt er die Armen mit harter Faust.
Jetzt hat er die alten Ränke und Pfiffe
Fein abgetan und sieht im Begriffe,
Begeistert nach Saint-Pierres225-2 Ideen
Dem ewigen Frieden entgegenzugehen.

Hoch oben im Norden weiß ich dann
Einen braven, irrenden Rittersmann,225-3
Freilich an Kopf wie an Beutel leer.
Doch weiter! Kurz ist der Weg übers Meer,
Der führt uns nach einem Lande sogleich,
An Eisen wie an Kriegern reich.
Dort herrscht über Menschen, vom Elend geschlagen.
Ein König225-4 — ein König bloß sozusagen;
Denn die Königsmacht übt dort der Senat,
Der sie sich sachte erlistet hat,
Um Gesetze, die in den Kram ihm passen,
Im Namen der Krone ergehen zu lassen.

Seiner neugebackenen Herrlichkeit froh,
Kommt dann ein König da unten wo225-5
Auch so ein Narr! der nie vergißt,
Daß er Kroatenbesieger ist.
Wie der „Bürger als Edelmann“ will er gern
Zum Kreise der stolzen und grämlichen Herrn,
Der alten Souveräne zählen.
Wer's ihm verweigert, dem droht eine Schlacht!
Ein Bösewicht ist's, der seiner Feinde lacht.
Zwar seit ihm Krallen und Zähne fehlen,
Dem altgewordenen Isegrimm,
Haben die Nachbarn Ruhe vor ihm —
<226>Wenn ihn nicht grade sein Dämon reitet,
Der seinen Spöttergeist oft schon verleitet,
Spott und Hohn über sie alle
Auszugießen in vollem Schwalle.

In dieses Königs Nachbarschaft,
Ob einem Volke, halb vertiert,
Wo keine Obrigkeit regiert,
Wo kein Gesetz noch Recht in Kraft,
Da thront der König der Anarchie;226-1
Er kam zur Krone, weiß selbst nicht, wie.226-2
Leidenschaftlich den Weibern ergeben,
Ist er ein Fürst ohne Schwung und Streben.
Ist er der Russen, der Türken Feind?226-3
Er weiß wohl selbst nicht, mit wem er's meint.
Sein Land sieht in Flammen, ist kaum noch zu retten,
Er aber schaut in guter Ruh'
Von seinem Schlosse dem Unheil zu,
Wo sich alle Mächte der Zwietracht entketten.

Wollt' ich die feine Liste vermehren,
Braucht' ich noch lange nicht aufzuhören;
Doch gibt es gewisse Gegenstände,
Wo man etwas zurückhält am Ende;
Zudem ist das ein schlechter Skribent,
Der den Zeitpunkt zum Aufhören nicht erkennt.
Inzwischen legt uns dies alles ja
Eine Fülle von ernsten Betrachtungen nah!

Seht diese Sterblichen, klein und gemein —
Das sollen die Herren der Welt nun sein!
Wer wird bei ihrem Tun und Treiben
Mit seiner Betrachtung stehen bleiben?
Ein Schritt ist's von ihnen in all ihrer Blöße
Zur Verachtung aller gekrönten Größe:
Das will die Richter der Menschheit darstellen,
Unsre Halbgötter auf Erden,
Diese Taugenichtse, wertlosen Gesellen
<227>Mit des Donnerers Herrschergebärden!
Ruft so einer, ist alles zur Hand,
Die letzte Unze ihres Blutes
Schütten die Ihren freudigen Mutes
Für sie in den Sand!
Ihr ganzer Staat dient nur einem Zwecke:
Wie er mit Ehre und Ruhm sie bedecke —
Ruhm? — Und wie lange steht's wohl an,
Ist ihr Andenken abgetan!
Wie wird in solchen Händen, 0 Gott,
Doch dein Geschenk der Macht zum Spott.

All ihre Pracht und Herrlichkeit
Ist ein geliehenes Würdekleid,
Das seine Träger engt und quält,
Den Schwächling darunter nur schlecht verhehlt;
Die Rolle mit Ehren durchzuhalten,
Bedarf es stärkerer Spieler fürwahr!
Daher das Getriebe der Untergewalten,
Daher der Minister, der Ratgeber Schar,
Ihr Ränkespiel, ihr Gedräng und Gerauf,
Jeder Redlichkeit, jeder Würde bar:
Wär' doch ein jeder gern obenauf!
Oft lenkt das Ganze von seinem Platz
Ein Königlein dritten und vierten Ranges.
Muß oft das Ganze selbständig leiten,
Mit seiner Arbeit die Kosten bestreiten
Des Allerhöchsten Müßigganges.
Und bei der Unklarheit da oben,
Dem leidigen Wirrwarr der Widersprüche,
Wird der ganze Staat verrenkt und verschoben,
Geht alle Ordnung bald in die Brüche.
So macht sich die bare Lächerlichkeit
In unsern Tagen erschrecklich breit.
Sprecht, wer regiert zuletzt die Welt?
Gekrönte Herren? Weit gefehlt!
Oder meint ihr, der Ministerrat,
Wo das große Wort der Unverstand hat,
Wo jeder Schritt ein Fehltritt pflegt zu sein,
Wo alles nur lebt in den Tag hinein?
<228>Was ihr Hochmut nicht sündigt und die steche
Selbstüberschätzung, das sündigt die Schwäche.
Wie? Diese Stümper, die keinen Dunst
Auffingen von der Herrscherkunft,
Die dummen Kerle, die jedes Denken,
Kombinieren, Erwägen sich schenken,
Die verlangen noch keck, vernünftigen Leuten
Was Ehrfurchtgebietendes zu bedeuten?
Doppelt gebt ihnen Nieswurz ein,
Fegt den verseuchten Hirnkasten rein!
Was haben die tollen Träumer vollbracht?
Sie haben nur Lärm und Geschrei gemacht,
Sie haben das Vaterland
Geführt an des Verderbens Rand,
Zwischen den Herrschern Zwietracht gesät
Und sich selber die Freude beschert,
Die nur den Toren begehrenswert,
Daß ihr Name oft in den Zeitungen sieht.

Doch das Schicksal, das über den Menschen schaltet,
Das über allem Geschehen waltet
Und aus geheimen Ursachen es gestaltet,
Das Schicksal, es lacht
Zu dem, was ihr Wahn sich zurechtgedacht!
Es liebt, dem Stolz einen Tritt zu versetzen,
Die Herren da oben grob zu verletzen
Und darzutun, wie ihr ritterlich Roß
Doch ach! eine elende Schindmähre bloß.
Was am Pont Neuf228-1 man singt und spricht,
Sie hören's nicht.
In schönster Selbstzufriedenheit
Zieht jeder, wirklich ein echter Sproß
Des Königs Midas aus alter Zeit,
Einher seines Weges, sicher und stolz!

Doch wie im Dickicht, im wilden Holz
Sich unversehens ein Eichbaum erhebt,
Dem Saft und Kraft im Laubwerk lebt,
<229>So mag auch unter Gekrönten einmal
Ein Geist sich erheben,
Der nicht so wie die andern all
Törichtem Unfug ist ergeben:
Dann aber muß duftiger Weihrauchschwall
Gleich himmelan schweben!
Dann gerät die Welt außer Rand und Band:
Ein Fürst mit gesundem Menschenverstand!
Und ganz Europa erhebt ein Geschrei:
Wer glaubt's wohl, daß sowas möglich sei?
Doch Neid und Mißgunst sind auch nicht faul,
Die Dummen, Beschränkten, Mann für Mann,
Hängen ihm schleunigst etwas an.
Schleunigst reißen sie auf das Maul:
Ein Störenfried ist's, den der Ehrgeiz reitet,
Ein Auftuhrgeist, der gern hadert und streitet;
In den ewigen Flammen soll er schmoren!
Andre, die raunen sich in die Ohren:
Wahr ist's, er leistet, er regelt alles!
Doch wartet das Ende ab, ob er nicht purzelt,
Wir werden noch Zeugen seines Falles! —
So tief sitzt das Vorurteil eingewurzelt,
Daß bei der richtigen Majestät
Sich der Einfaltspinsel von selbst versteht!
Demnach müßten so vieler Nationen
Rater und Führer im Tollhause wohnen!

Doch nein, der Gedanke liegt mir fern,
Ihr Fürsien, euch borten einzusperrn:
Nein, nein, ich ehre die Meinung der Welt,
Die große Stücke auf euch hält,
Und weiß, was ich euch schuldig bin!
Ja einst, da durfte ein Aretin
Es wagen, euch durch die Zähne zu ziehn.
Die schönen Zeiten sind längst vergangen,
Man schont euch heute, ihr dürft es verlangen;
Heut kennt ihr nur die Ergebenheit
Des Hofes, der euch seinen Götzendienst weiht,
Und es gefällt euch über die Maßen,
Euch von der Welt bewundern zu lassen —
<230>Ha, wer da sich erdreistete,
Ein loses Maul noch sich leistete,
Den würde von euren Göttersitzen
Sofort ein Wetterstrahl niederblitzen!
Ja, wem ein dickes Fell beschert,
Der bleibt vom Tadel unversehrt.

So mögen's die Könige in der Welt
Nur weitertreiben, wie's ihnen gefällt;
Der Dummkopf mag weiter den Vortritt haben
Vor allen Leuten von Geist und Gaben.
Mag einer, bei dem's nicht richtig ist,
Ein Amt versehen, das wichtig ist,
Ein hoffnungslos Blöder mag Steuermann sein
Steur' er nur blindlings ins Blaue hinein,
Daß das Fahrzeug zerschelle, die Masten brechen!
Kein Sterbenswörtlein will ich mehr sprechen
Zur Narrheit auf Erden! O nein!
Denn der hat Worte und Mühe verloren,
Der da predigt für taube Ohren.
Del Bene hat alles schon richtig gestellt;
Es stimmt: Sie regiert sich selber, die Welt.

<231>

73. Epistel an den Grafen Hoditz zu Roßwalde231-1
(26. März 1771)

Roßwalde, Euren Erbsitz muß ich preisen
Und was durch Eure Saat in Blüte schoß!
Dies Landhaus, das die Grazien umkreisen,
Vergleich' ich mit der Circe Zauberschloß.
Bisher mißachtet, ward's durch Eure Hand
Vom Tanais zum Ebro weltbekannt.
Nicht mehr die finstre Burg, die weltverloren,
Kaum als Ruine dünkte sehenswert,
Ein Göttersitz, uns Sterblichen beschert,
Ein Lustasyl für Augen ist's und Ohren!
Wohl könnt' auf solchen Bau in solchem Hain
Ein Ariosi, ein Tasso, neidisch sein.

Mit höchst erfinderischem Künstlergeist
Wird das Erstaunlichste dem Gast geboten.
Und alles lebt und atmet. Aus dem toten
Gehölz erstand ein Park, der Wunder weist,
Der schönste Garten, und im rosenroten
Gebüsch ein Mal, drauf ein Orakel gleißt.
Als Eure Dienerin schafft die Natur
<232>Und ordnet, schmiegt sich Euren Wünschen nur.
Wer hier spaziert, dem wandelt wie im Traum
Ein schönes Bild sich rasch ins Neugeschaffne:
Wie jene von Apoll verfolgte Daphne
Urplötzlich schmolz in einen Lorbeerbaum.
Hier darf Rinaldo bei Armiden ruhn.
Hier ziehn Ovids Gottheiten hoheitsvoll
An uns vorüber: Venus, Mars, Neptun,
Diana, Pallas, Jupiter, Apoll,
Merkur und Pluto, der nicht fehlen soll.

Die Götter all, von denen Dichter träumen,
Hier ragen ihnen klassische Altäre.
Es bringen Priester in geweihten Räumen
Die Opferspende dar zur Götterehre.
Die Färse wird geschlachtet, und ihr Blut
Besprengt das Heiligtum; aus roter Glut
Entloht die Flamme, draus der Weihrauch steigt.
Ich glaube fast, es wär' bei solchen Spielen
Der Römer Symmachus232-1 Euch wohlgeneigt,
Da Ihr Euch nähert seinen schönern Zielen,
Indes manch andre Kulte ihm mißfielen.

Ihr liebt die Mythe und könnt doch als Christ
In Eurem Herzen echten Glauben bergen,
Und so berieft ihr einen Trupp von Zwergen.
Wenn plötzlich man in ihrer Mitte ist,
Dann glaubt man sich — so kommt uns Schein zunutz! —
Mt Gulliver im Reiche Liliputs.
Ich meinte, als das Völklein mich umstand,
Typhoeus, Geryon oder der Gigant
Enkelados232-2 zu sein. Ein Glockentürmchen
Entragte dem Quartiere dieser Würmchen,
Das nicht die Höhe meines Scheitels fand.
So ähnlich sehn wir in Birgits Gedichten
<233>Das Kleinvolk unter Didos Riesenhand
Karthagos mächtiges Mauerwerk errichten.

Bald lockt uns andere Überraschung an!
Horch auf! Gesang und Saitenspiel erklingen,
Draus süße Melodien das Ohr umschwingen;
Vergessen ist, was eben uns gewann!
So drängt der Mensch nach immer neuen Dingen!
Bald zieht die Oper uns, ein Trauerstück
Und bald ein Lustspiel an mit größerm Glück,
Die Pantomime auch will uns durch neuen,
Abwechslungsreichen Zeitvertreib zerstreuen.

Doch soll ich von den Priesterinnen schweigen,
Die sich der Kunst geweiht, doch ihr zu eigen
Sich, hoff' ich, nicht allein ergeben haben!
Wie ihre Anmut, ihren Reiz sie zeigen,
Ist's nicht, als wollten sie mit reichen Gaben
Ihr holdes Sein in Eurem Arm begraben?...

Und als am schönen Schluß durch Busch und Hecken
Des Tags Rivalin schritt, in schwarzem Flor
Den bunten Glanz der Blumen zu verstecken,
Brach auf ein Wort von Euch das Licht hervor.
So durft' ein Schöpfer sich der Welt entdecken,
Als sein „Es werde Licht!“ den Tag beschwor.
Roßwalde ward umfunkelt von Raketen,
Die blitzschnell hundertfach emporgepufft,
Mit Flammenglut erfüllten rings die Luft,
Als wollten sie an Phaetons Stelle treten...

Doch wie vermag ich alles herzuzählen!
Die reichen Wonnen, die uns hier erfassen,
Nur halb zu schildern! Ach! die Worte fehlen,
Des Himmels Seligkeit muß hier verblassen!

Und nicht gepeinigt von den Ienseitsdingen,
Drum andre Sterbliche so töricht ringen,
Habt Ihr erwählt das allerschönste Los!
<234>Epistel an den Grafen Hoditz zu Roßwalde
Von Sorgen frei, in stillen Friedens Schoß
Gedeiht Ihr unter Schaffen und Genießen.
Und heißer Lebensfreuden Sonnenglanz
Läßt würzige Blumen eines Wunderlands
Auf Eures Weges Spuren lieblich sprießen ....

<235>

74. An meine Schwester Amalie
unter ihrem Fenster in der Nacht, als ich nach Schlesien abreiste
(August 1772)

Schlaf, du Vater süßer Ruh,
Du Neudurchkrafter der erschöpften Glieder,
Dein mohnschwer Füllhorn halt nicht länger zu,
Ergieß es auf der Schwester teure Lider.
Laß gaukeln um ihr Lager her
Die angenehmsten Traumesszenen,
Daß träumend sie vernimmt das Stimmenmeer
Der Nymphenschar Apolls, der lieblichen Sirenen,
Wie sie zu wunderbaren Klängen,
Im Chorgesang, im stilgerechten,
Die Skalen durcheinanderfiechten,
Durchwirkt von köstlichen Gesängen
Voll Harmonie und edler Kunst.
Daß keines bösen Traums Bedrängen
Ihr Blut aus der gewohnten Wallung bringe.
Daß ihr Gesundheit, wacht sie auf,
Und Frohmut, mit vermählter Gunst,
Ihr Wesen wonniglich beschwinge,
Bis daß der Tag vollendet seinen Lauf.
Mich, Teure, vom Geschick geplagt,
Ruhlos in Arbeit, ruhlos hin und her gejagt,
Geübt, mich ohne Ende abzumatten,
Erfreut's, wenn Morpheus mir noch mehr der Ruh versagt,
Will er sie Dir dafür erstatten;
Wird mein Verlust so Dein Gewinn,
Empfängt mein Wachen und mein Sorgen Wert und Sinn.
<236>So sei denn Dir in Deinem Frieden,
Dem Wettlärm fern, von Mißmut frei,
Der Seele Ruhe stets beschieden,
Gesegnet sei Dein Tag, wie Deine Nacht es sei,
Und ein Gedanke schwebe stets herbei:
Daß, liebe Schwester, nie und nirgends ich,
Ob ich zu Deinen Knieen, ob Dir ferne,
Der Zärtlichkeit mich zu entwöhnen lerne,
Die mich bis an mein Grab erfüllt für Dich.

<237>

75. An den Küchenchef Noël
(1772)

Fürwahr, ich sag' es, Noël, ohne Lachen:
Dein groß Talent wird dich unsterblich machen.
Man wird es ja durch mannigfache Mittel;
Wer seinesgleichen in den Schatten stellt,
Als Künstler auftut eine neue Welt,
Verdient in seinem Fach den Meistertitel:
Du bist der Küche nie bezwungner Held.

Dein eigen ist die ganz genaue Kenntnis
Von allen Kräutern, und mit Sachverständnis
Zusammenrührend sorgsam ihren Saft,
Vereinst du sie zu jener Art von Saucen,
Die lieblich duftend nach Jasmin und Rosen,
Den Königen und Fürsten Wonne schafft.
Sollt' eines Tags dich eine Laune lenken,
Ein Mumienragout dir auszudenken
Und kunstreich durch ein chemisch Elixir
Die Würze der Bereitung noch zu bessern,
Macht Illusion, Vertraun und Eßbegier
Am End uns alle noch zu Menschenfressern.

Doch nein, verschmähn wir solch ein Mahl für Wilde,
Und auch mit Fleisch von Tieren sei gespart;
Tisch' lieber auf, was grünt im Fruchtgefilde;
Gesünder ist's, gemäßer unsrer Art.

Wieviel Pasteten hast du schon gemeistert,
Wieviele Braten kunstgerecht gespickt!
Mit wieviel leckren Füllseln uns erquickt,
Wovon mein Hof, gar oft nur zu begeistert,
Wird angenehm gekitzelt und bestrickt!
<238>Fruchtbarer Autor köstlicher Gerichte,
Noch unerschöpft von hundert Gasterein,
Die Schüsseln, die du fertigst, sind Gedichte
Und stehen jedem andern Koch im Lichte,
Um einzig dir die Palme zu verleihn.

Auch sei versichert, daß die Kochkunst nie
Bei Griechen, Römern oder Orientalen
Zu ähnlicher Vollkommenheit gedieh,
Wie deine nimmermüde Phantasie
Und dein erfindrisch Hirn sie läßt erstrahlen.

Lukull, der Schlemmer Roms, der weltbekannte,
Hat bei den Schmäusen im Apollosaal,
Die Cicero berühmte Wunder nannte,
Was Besseres und Feinres nie gegessen
Als dies Ragout à la Sardanapal,
Dies wahrhaft unerreichte Göttermahl,
Das du mir heut beschert zum Mittagessen.

Wär' Epikur noch einmal zu beleben,
Könnt' eines kühnen Heiligen Bemühn
Ihn einmal noch dem Dasein wiedergeben,
Wie würde da sein Herz für Noel glühn!
Er würde Noel zum Apostel wählen;
Er ist's ja schon; sein Werk weiß jederzeit
Das ganze Schloß mit Wollust zu beseelen;
Weil ihm Verführungskünste niemals fehlen,
Besiegt er glorreich die Enthaltsamkeit.
Ja, stärker als der alte Philosoph
Rückt er der praktischen Bekehrung näher:
Mit Leckerbissen kirrt er meinen Hof
Und wandelt Preußen in Epikuräer.

Die plumpe Lust war in vergangnen Tagen,
Nicht achtend auf der Speisen Duft und Zier,
Zufrieden, vollzustopfen ihren Magen
Zur Stillung ihrer räubrischen Begier.
Von der Verfeinrung unsrer Sinne fern,
Unkundig noch der Würzen unsrer Feste,
<239>Aß man das Fleisch der seltnen Tiere gern;
Was möglichst teuer war, galt für das Beste.
So schreibt Petron, welch sonderbar Gelag
Trimalchio für ihn einst hergerichtet;
Im Überflusse sah dort aufgeschichtet
Man ganze Bestien von jedem Schlag;
Zumal ein Schweinskadaver, widerwärtig
Und schauderhaft für unsre Augen, lag
In einem Stück gebraten fix und fertig;
Sobald man diesen in zwei Teile trennte,
Kam draus hervor ein glänzender Fasan,
Truthahn und Rebhuhn und Kapaun und Ente.
Die Gäste, von dem Schauspiel angetan,
Sind in entzückten Jubel ausgebrochen;
Dem Koche zollte Lob die Narrenschar,
Ein jeder kaute, was ihm schmackhaft war,
Und man verschlang das Schwein bis auf die Knochen.

Ein solches Mahl, wer heutzutage tischt
Es seinen Gästen auf? Statt zu erwerben
Ein Lob von des Terenz und Plautus Erben,
Würd' er auf offner Bühne ausgezischt.
Die feinen Kenner einer edlen Nahrung
Vertragen keinen Pfuscher, der am Herd
Auf gröbliche Barbarenart verfährt;
Vor allem fordert man, daß voll Erfahrung
Der Küchenkünstler durch Delikatessen
Uns künstlerische Sättigung gewährt.
Auch darf durchaus, fast hätt' ich das vergessen,
Die rechte Tafel, elegant gedeckt,
Nicht an ein Schlachthaus mahnend, uns vertreiben;
Nie dürfen blutig sein die Bratenscheiben;
Ein solcher Anblick ekelt und erschreckt.
Ein Koch mit Ehrgeiz und Gedankenschwung
Muß tote Tiere, die man ißt, verkleiden;
Auf hundert Arten kann er sie zerschneiden,
Die Zutat lehrt ihn Ungeschmack vermeiden,
Das Füllsel dient ihm zur Verschleierung.
In diesem Punkt zeigt Noel sich erlaucht.
Ein Schöpfer ist's, der nicht vom Nebenmanne
<240>Die Speisezettel zu stibitzen braucht.
Er ist der Newton von dem Suppentopf,
Er ist der Cäsar von der Bratenpfanne;
Wo man Genüsse liebt, ragt eine Spanne
Den Helden unsrer Zeit er übern Kopf.

Doch kämen einem grämlichen Zeloten
Zufällig diese Verse in die Hand,
Der eifernd, geifernd alles nennt verboten,
So hör' ich ihn schon donnern zornentbrannt
Gegen den greulichen, verruchten Prasser,
Der schnöder Lust sich rühmt mit ftechem Mund,
Und ohne Namensnennung den Verfasser
Verdammen in der Hölle tiefsten Schlund.

Gemach, nur ganz gemach, mein Herr Asket!
Ich bitt' um mehr Verstand und weniger Galle;
Nur die Vernunft, mein Herr Magister, sieht
Als Richter zwischen uns in diesem Falle,
Und ihrem Spruche dürfen Sie nicht grollen;
Er lautet so, wenn Sie ihn hören wollen:
Die Gaben, die der Himmel auszustreuen
Für gut befindet, soll man sie verschmähn?
Er spendet sie, das läßt sich leicht ersehn,
Damit wir unser Herz daran erfreuen.

Alles zu nützen ist des Weisen Rat,
Genießen, doch durch Mißbrauch nichts verletzen,
Das Schlimme mutig dulden, wenn es naht,
Und nach Gebühr des Guten Votteil schätzen.

Drum, Noel, fiink, send' uns das Werk der Küche;
Ich witttre schon die zarten Wohlgerüche
Deiner Ragouts; gespannt bin ich unsäglich,
Was heut dein Zauberstab für uns beschwor;
Denn sintemal, um nicht zu sterben kläglich,
Ein jeder Mensch sich nähren muß tagtäglich,
Setz' uns nur lauter gute Sachen vor.

<241>

76. An Fräulein von Knesebeck241-1
nach ihrem kühnen Sprung aus dem Wagen, während die Pferde durchgingen
(März 1773)

Wer hätt's gedacht, daß ich auf meiner Laute
(Sie klingt mitunter ziemlich stümperhaft!)
Mit Pindar je zu messen mich getraute
Zum Lobe preußischer Heroenschaft —
Nicht etwa, wie sie Feinde stürzt und Throne,
Nein! Wie durch eine edle Amazone
Sie Reiz und Anmut eint mit Heldenkraft!

Kalliope, hilf mir würdevoll besingen
Die staunenswerte Unerschrockenheit!
Doch ach! dein Hohngelächter hör' ich klingen,
Daß solch ein Kauz, ergraut im Waffenstreit,
Die Haut voll Runzeln, dem Verfall geweiht,
Sich plötzlich noch will auf zum Dichter schwingen,
Apollos Lyra will zum Tönen bringen.
Doch ob mir auch dein hoher Beistand fehlt,
So hoff' ich, daß mich die Begeisterung trage,
Wenn ich mit schwacher Kunst zu schildern wage,
Wie mich die Tat der Knesebeck beseelt,
Die zu den Zierden unsres Hofes zählt
Und strahlt als größte Heldin unsrer Tage.
<242>Man sieht ihr's an: ihr Wuchs hat Kraft und Mark,
Ihr Blick ist scharf und ihr Gemüt, gefestigt,
Bleibt in Gefahren unbeirrt und stark
Und wird von Zagheit nicht belästigt...
Zur Sache! Wo sich Taten offenbaren,
Kann man Beschönigung durch Worte sparen.
Nicht die Legende einer Heiligen — klar
Stellt hier erlebte Wirklichkeit sich dar.

Jüngst fuhr die Knesebeck im Galawagen,
Dem Lärm und Dunst der Großstadt zu entfiiehn,
An einem von den ersten Frühlingstagen,
Da wieder hell und warm die Sonne schien,
Zu ihrer Lunge freierem Behagen
Spazieren nach dem Wildpark vor Berlin.

Kaum hat sie hinter sich den Wagentroß,
Scheut ihr Gespann — dem des Hippolytos
An Wildheit gleich — sodaß nach wenig Schritten
Die Zügel aus des Lenkers Händen glitten.
Kein Drachenwurm mit heißen Flammennüstern,
Im Schuppenpanzer, grimm und beutelüstern,
Trieb etwa jäh die Gäule an —
Ein winziger Zufall nur war schuld daran.
Sofort sah unsre Heldin klar,
Die keinen Augenblick beklommen war:
Hier ist ein rasches Handeln nur geboten,
Um abzuwenden tödliche Gefahr.
Die Spree lag vor ihr, und die Wellen drohten ....

Wer denkt nicht an den Helden Prinz Eugen?
Halb Belgrad lag in Trümmer schon geschossen,
Zum Sturme sollt' es auf die Festung gehn,
Da wird er von den Türken eingeschlossen!
Er wahrt mit höchstem Mut die Waffenehre,
Stürzt ohne Zögern und mit voller Wucht
Sich auf die Übermacht der Türkenheere
Und schlägt sie blutig in die Flucht.242-1
<243>Ganz so verfährt die tapfre Knesebeck!
So manche wäre unter heftigem Pochen
Des Herzens feig in Tränen ausgebrochen.
Sie aber, ohne Spur von Schreck
Und ohne einen Augenblick die Lehre
Vom Gleichgewichte zu vergessen, springt,
Als ob es täglich ihre Übung wäre,
Herunter vom Gefährt — der Sprung gelingt,
Indes die wilden Renner mit dem Wagen
In jäher Flucht von bannen jagen ...

Wie schade, daß für all den Ruhm,
Den wohl verdient so seltnes Heldentum,
Es uns an edler Sangeskunst gebricht,
Und daß das Spreeland leider nicht
Uns Dichter zeugte wie das Land am Po!
Manch einen Helden schon vergaß man so!
Und manch Begebnis mußte längst verblassen,
Hätt' es ein Dichter nicht erinnerungsfroh
In schönen Versen neu erblühen lassen.
Held Alexander lebt in aller Munde,
Was jener andre kaum erhoffen darf,
Der groß wie er, waghalsiger im Grunde,
Allein ganz Asien unterwarf.
Warum blieb Tamerlan so unbekannt?
Nur, weil in der Levante sich bisher
Kein Quintus Curtius,243-1 kein Homer
Zu seines Heldenruhms Verbreitung fand . . .

Und muß ich schmerzlich auch beklagen,
Daß meiner Muse leider nie
Der Gott der Dichtkunst seine Gnade lieh,
So kann ich's doch mir nicht versagen,
Die Wahrheit in die Welt zu tragen:
Daß Frauen auch in Preußen Lob und Ruhm,
Und oft in höherm Maß, verdienen,
Als, allzu rasch begeistert, ihnen
Zuschrieb das sehr geschwätzige Altertum.
<244>Mir gilt die Kunst Homers als unerreichbar,
Und doch ist, so behaupt' ich keck,
Penthesilea nicht vergleichbar
Mit unsrer edlen tapfern Knesebeck.

<245>

77. Epistel an den Grafen Hoditz
Trostschreiben an einen Siebzigjährigen245-1
(1774)

Ich sah Euch, lieber Graf, in Trauer;
Das Alter zu ertragen, wird Euch sauer.
Ihr wäret gern, wie Ihr Euch einst gezeigt.
Kraft und Gesundheit fesseln wir vergebens;
Vergehn, verwehn — das ist das Los des Lebens!
Die Eigenliebe klagt, der Weise schweigt.
Packt fünf Jahrzehnte und noch zwanzig Winter
Dem Mars auf — welch ein Iammermann!
Nehmt Herkules als siebzigjährig an:
Er schlottert, und sein Nachfahr sieht dahinter,
Der frech die Keule schwingt. So untergräbt
Die Zeit das Stärkste! Freut Euch, daß Ihr lebt!
Wie wenige bringen's bis zu Euren Jahren!
Ihr habt sie gut verwandt, was wollt Ihr mehr?
Seid dankbar für das Glück, das Ihr erfahren.

Und will nicht ganz so, wie bisher,
Die Welt Euch neue Freuden offenbaren,
Und fühlt Ihr Euch nicht ganz so auf der Höh',
Wo sonst manch holder Sieg Euch ward verliehen,
Denkt, daß Voltaire und Richelieu
Jetzt auch nicht mehr zum Paphostempel ziehen ...

Wenn unser Weißhaar wir beschauen,
Die Runzeln und das Gliederzittern —
Kann das noch Eindruck machen auf die Frauen
<246>Und zarte Herzen gar erschüttern?
Sie würden unsre Wünsche nicht verstehen.
Laßt ab vom Gott, der Euch schon längst verlassen!
Wir müssen uns in Gleichmut fassen
Und Jüngere an unserm Platze sehn.

Freigebig stets ist die Natur,
Und jedem Alter gönnt sie sein Vergnügen.
Im Lebenslenz ist uns, als ob wir nur
In unsern Füßen alle Wonne trügen
Bei Sprung und Tanz und Dauerlauf;
Doch später geht die Glut im Herzen auf.
Im Sommer unsres Lebens steigt das Feuer
Zum Hirn empor, und mit erhitzten Sinnen
Will man erträumten Sieg gewinnen;
Dem Ehrgeiz ist kein Heldenkampf zu teuer.
Des Lebens Winter löscht den letzten Brand,
Dann tröstet uns der kühlere Verstand.
So schafft Natur in ewigen Wunderzeichen
Für jede Lebenszeit ein andres Glück.
Die Menschensaat wächst, dorrt und fällt zurück;
Der hellste Tag muß vor der Nacht erbleichen.
Zeigt denn Vernunft! Und seht es ein,
Wenn liebe Stunden langsam weichen:
Im Winter kann nicht Frühling sein ...

Die Kunst lädt Euch in ihren Tempel ein,
Hier findet Ihr Genuß und Zweck verbunden,
Hier labt Euch noch in sorgenfreien Stunden
Des Sonnenunterganges milder Schein.
Der Glanz der Eitelkeit ist hingeschwunden,
Nur edler Freuden ungetrübtes Glück
Bleibt im Gedächtnis Euch zurück,
Und Ihr genießt ein ruhig Leben
Und braucht vorm Tode nicht zu beben.

<247>

78. Dichter und Feldherr
An Voltaire
(12. Februar 1775)

In ihrem Frühling lebt die Muse, die dich leitet,
Auf ihrer tausend Blüten frische Pracht
Hat noch der Winter nicht das weiße Tuch gebreitet,
Das aus den Schläfern blasse Toten macht.
Die meine aber floh, gebückt vom Druck der Jahre,
Statt ihrer geht der Kriegsgott neben mir
Und gibt mir statt der Lieder die Fanfare,
Und gibt mir statt der Leier das Panier.

In deine Adern gießt Apollos Strahlensonne
Jahraus, jahrein die gleiche goldne Glut,
Jahraus, jahrein füllt er mit Feuerwonne
Dein ewig junges, heißes Dichterblut.
Mir aber nahm das heiß-geniale Feuer,
Das einst Prometheus aus dem Himmel stahl,
Der harte Mars, und plötzlich: Ungeheuer
Verödet sieht die Welt und kalt und kahl!

Dich hebt dein Genius auf des Parnasses Höhen,
Und in der Dichter feierlichem Kreis
Wirst du in ew'ger Jugend selig stehen
Und teilen mit Homer das grüne Lorbeerreis.
Mich aber trieb zu blutigeren Reisern
Ein, ach, so töricht-blinder Iugendwahn,
Gern glich ich großen Königen und Kaisern,
Doch vor der Zeit seh' ich das Alter nahn.
Du schlägst den Irrtum tot mit deinem Witze,
Du weckst zum Leben auf durch dein Gedicht —
Viel tausend Menschen töten der Kanonen Blitze,
Doch Leben spenden, nein, das kann ich nicht!
Soldat im Frieden bin ich; mir entgleitet
Der Ruhm wie ein verschlißner Hermelin,
Und trüber Rost die Klinge überbreitet,
Die einst so hell durch ganz Europa schien!...

<248>

79. Der Esel und die Nachtigall248-1
Eine Fabel
(1775)

Ein Esel ging jüngst in den Wald zur Weide,
Da tönte durch die Stille süß und bang
Der Philomele Lenz- und Liebessang,
Drob schwoll sein Herz vor Staunen und vor Neide.
Der Esel meint', er könnt' noch schöner singen,
Und allsobald erklang sein rauh Organ;
Denn alles, selbst der Esel, neigt zum Wahn.
Wie konnt' das Unterfangen ihm gelingen?
Er schreit, daß alles flugs von bannen läuft.
Ihr kleinen Geister, nehmt's zur Lehre:
Bescheiden bleibt in eurer Sphäre,
Auf daß man euch mit Spott nicht überhäuft.

<249>

80. Epistel an d'Alembert
(22. Oktober 1776)

Zeit, mein d'Alembert, befreit den Sinn
Von allem Trug, enthüllt den Menschenwahn.
Die schönen Tage sind für mich dahin,
Wo voller Freuden noch die Lebensbahn.
Das Alter kam; ich blicke kalt und klar;
Längst ließ ich schon den Dienst der Venus ruhn;
Umsonst ruft Epikur und seine Schar...
Von Vorurteilen war ich einst umsponnen —
Sie sind bei reifendem Verstand zerronnen,
Und insgeheim errötend, denk' ich nun
Des Selbstbetrugs, dem ich zum Opfer fiel.

Als ich den Thron bestieg, ward ich ein Raub
Der Ehrsucht: ew'ger Nachruhm war mein Ziel.
Ich dachte nicht ans blöde Volk im Staub,
Das Lob und Tadel ohne Wahl verstreut,
Des feiler Weihrauch nur die Toren freut,
Unwert, daß man so heiß danach begehrt.
Arbeit und Sorge hat an mir gezehrt;
Uranien dienend, buhlt' ich um Bellonen;
Mein Geist, der rastlos neue Pläne reifte
Und in der Zukunft dunkle Fernen schweifte —
Er wollte nur der eignen Unrast fronen!
Die Kunst des Herrschens strebt' ich zu erringen;
Denn fest hielt mich der Wahn gebannt,
Der Geist vermöchte, rastlos angespannt,
Durch Rechenkunst das Schicksal selbst zu zwingen —
Allein was ist der Mensch und sein Verstand?
<250>Ein Nichts kann unser Stückwerk fiugs vernichten;
Des Schicksals unabänderliches Walten
Beschämt der Menschen Stolz und all ihr Dichten.
Die Würde selbst, die Macht, nach der die Fürsten,
Die blöden, die sie schon in Händen halten,
Nur doppelt unersättlich dürsten,
Als müßten in gesichertem Genießen
Ströme von Glück und Wollust sie umstießen —
Auch diese Würde ändert nichts daran:
Sie sind nur Sklaven in des Schicksals Bann ...

<251>

81. An Voltaire251-1
(9. Juli 1777)

Da sitzt er nun, der alte Mann,
Phlegmatisch, schweigsam, herzenskalt;
Fängt er einmal zu sprechen an,
So gähnt ein jeder Hörer bald;
Statt launiger Rede, die ein Gran
Attischen Salzes leidlich würzte,
In guten Tagen dann und wann
Die Stunden angenehm verkürzte,
Gibt's heute nichts als Politik
Und dunkelste Metaphysik;
So langweilig hört sich das an
Wie irgend ein moderner Roman.
Luftsprünge früher, heut' schleicht das an Krücken,
Einst Kraft und Leben, heut' Lumpen und Flicken!
Ach Gott, so ändern sich die Zeiten!
Als wenn der milde Zephyrus
<252>Die Herrschaft in des Luftreichs Weiten
Dem Nordwind überlassen muß.
Nun ist's wie Sterben in der Welt:
So welk und öde liegt das Feld,
Der Baum sieht da von Blättern bloß,
Der Garten kahl und blütenlos.
So spürt der Mensch mit leisem Beben
Die Hand der Zeit an seinem Leben.
Die Jugend geht im Irrtum dahin;
Kaum lernt man erkennen, kaum schärft sich der Sinn,
Da kommt die Mühsal, da kommen die Leiden,
Und es dauert nicht lange, da heißt es scheiden.

<253>

82. Das Dasein Gottes253-1
Unde? Ubi? Quo?

Wo kam ich her? Wo bin ich? Wohin geh' ich?
Ich weiß es nicht. Montaigne sagt: „Was versteh' ich?“
Jeder Gelehrte, wenn wir ihn befragen,
Kann frei von Eitelkeit nichts weiter sagen.
Von wo aus sah' ich auch die Dinge scharf,
Ich, den das Gestern in das Weltall warf,
Ein Wesen, das der Zufall nur gebar?
Ein Etwas ist, wie es von jeher war;
Sein muß es, wär' es Körper oder Geist:
Das ist das einz'ge, was sich klar erweist.

Ich armes Wesen, wenn auch eng beschränkt,
Erstaunt von allem und vor allem blind,
Bin etwas doch, das fühlt und will und denkt
Und sich ein Ziel setzt, was es auch beginnt.
Und der Allmächtige, der diese Welt
Und mich erschuf und alles rege hält,
Der sollte keinen Zweck und Willen haben?
Er könnte mich mit Geisteskraft begaben
Und sollte selbst vernunftlos sein?
Jedoch ihr fragt, ob Pest und Kriegespein,
Die Leiden all in Leibern und in Seelen,
Ob Durst und Hunger, Gicht und Stein,
Der Menschheit Henker, die uns grausam quälen,
Ob Hagel, Donnerschlage und Orkane,
Zahllose Gifte und der Erde Beben,
Taifune, Wirbelstürme und Vulkane
Ein Vater seinen Kindern zum Geschenk gegeben?
<254>Du solltest nicht die Weisheit Gottes zeihn,
Hochmüt'ger Mensch, rebellisches Atom:
Sieh deines eignen Geistes Schwäche ein!
Der Ew'ge hat durch diesen Damm den Strom
Vorwitz'ger Neugier in sein Bett gebannt.
Er wollte wohl durch solche Finsternisse
Beschämen deinen herrischen Verstand,
Der, weil er einen schwachen Lichtschein fand,
Wähnt, daß sich alle Wahrheit ihm erschließe.
Du meinst, es fehle dir zu deinem Glück,
Daß Gott vor deinem trüben Menschenblick
Enthüllt den ganzen weiten Weltenbau?
Damit sein Ratschluß deinen Beifall fände,
Heischst du von ihm die Überschau
Von aller Dinge Ziel und Ende.

Woher das Übel? Wie ich es auch wende,
Sein Ursprung bleibt mir immer schleierhaft.
Das eine nur ergibt sich, daß mein Geist
In seiner engumschränkten Sphäre kreist.
Doch anzunehmen, daß die blinde Kraft,
Der Stoff, der Ursprung aller Dinge sei,
Ist widersinnig, eitle Deutelei.
Sinnlos ist eins, das andre unerklärlich;
Zwei Klippen starren, beide gleich gefährlich.
Da gilt die Wahl: Sinnloses gibt es schwerlich;
Drum wend' ich selber mich zum Dunkeln hin
Und überlasse euch den Widersinn.


203-1 Freifrau Charlotte Wilhelmine Dorothea von Morrien, geb. von der Marwitz, die Witwe des 1760 verstorbenen Oberhofmeisters der Königin-Mutter. Sie wurde im Juli 1765 Oberhofmeisterin der jungen Prinzessin von Preußen. Wie König Friedrich am 17. Februar 1770 an Voltaire schreibt, bildete den Anlaß zu obigem Gedichte ein Tischgespräch, „wo sich diese Dame über die Schwierigkeit beklagte, die richtige Mitte zwischen dem Zuviel und Zuwenig zu finden“.

203-2 Die Astronomen.

206-1 Pierre Boué, Wurmb und van Sanen waren Bankiers aus Hamburg und Holland, die der König 1765 mit der Organisation der Bank in Berlin betraute.

207-1 Antoine Houdar de La Motte (1672—1731), französischer tragischer Dichter.

209-1 Die Hofdamen Fräulein von Podewils und von Zerbst.

209-2 Die Oberhofmeisterin Katharina Eleonore von Maupertuis, geb. von Borcke, die Witwe des 1759 verstorbenen Akademiepräsidenten.

209-3 Die Hofdame der verstorbenen Königin-Mutter, Wilhelmine von Knesebeck (vgl. S. 241), hatte 1744 die Prinzessin Ulrike (vgl. S. 80) nach Schweden begleitet.

211-1 Das folgende Scherzgedicht, eine Satire auf d'Argens'Hypochondertum, bildet das heitere Gegenstück zu der „Epistel an das Bett des Marquis d'Argens“ (vgl. S. 105 ff.).

212-1 Das Stammschloß von d'Argens in der Provence.

214-1 Drei aufeinanderfolgende Gichtanfälle hatten den König, wie er am 4. April 1770 der Königin Ulrike von Schweden schreibt, „so grausam“ heimgesucht, daß er „kaum noch die Feder halten kann“.

215-1 Wohl sein Leibarzt Christian Andreas Cothenius.

215-2 Wie der König des öfteren auf seine alten Dichtungen zurückgriff, so gehören auch diese und die folgenden Strophen offenbar einem Gedicht an seine Schwester Wilhelmine von Bayreuth aus dem Jahre 1747 an, wo er ebenfalls von schwerer Krankheit befallen wurde (vgl. S. 87). Damit erklärt sich auch die Anrede an die Schwester und die Hoffnung auf das Wiedersehen, das im August 1747 stattgefunden und einer mehrjährigen gegenseitigen Entfremdung ein Ende gesetzt hatte.

218-1 Als die Übersetzung eines Gedichtes des Kaisers Kien-Lung von China: „Loblied auf Mulden und seine Umgebung“ 1770 in Paris erschienen war, hatte Voltaire eine „Epistel an den Kaiser von China“ verfaßt und an Friedrich gesandt. Darauf antwortete dieser mit den „Versen“, die er scherzhaft als Übertragung einer aus China ihm zugegangenen Dichtung des Kaisers bezeichnete. Und wie Voltaire dem Preußentönig in seiner „Epistel“ gehuldigt hatte, so brachte Friedrich in der obigen Entgegnung der Kaiserin Katharina II. von Rußland, seiner Alliierten, eine Huldigung dar.

218-2 Höchster Herr, d.h. Gott.

218-3 König Christian VII. von Dänemark hatte 1768 Holland, England und Frankreich bereist (vgl. Bd. V, S. 38).

219-1 Der englische Scholasiiler Johann- Duns Scotus († 1308).

219-2 Anspielung auf den russischtürkischen Krieg, der Ende 1768 ausgebrochen war und 1774 durch den Frieden von Kutschuk-Kainardsche beendet wurde (vgl. Bd. V, S. 16 ff. und 49).

220-1 Eine Anzahl Philosophen und Verehrer Voltaires in Paris hatten im April 1770 beschlossen, seine Statue durch Pigalle herstellen zu lassen. Zu den Kosten, die durch Subskription aufgebracht wurden, sandte auf d'Alemberts Aufforderung auch König Friedrich 200 Louisdor.

221-1 Der Schluß bezieht sich auf die Bewegung gegen die Jesuiten in Portugal, Spanien und Frankreich, die 1773 zur Aufhebung des Ordens durch Papsi Klemens XIV. führte.

221-2 Aus einem Schleiben an Voltaire vom 19. März 1771.

222-1 Anmerkung des Königs: „Minister der Medizäer in Florenz, Großprior von Pisa.“

222-2 Gemeint sind die „Cäsaren“ von Julian Apostata, ein in lucianischer Art abgefaßtes satirisches Tischgespräch über die Kaiser von Augustus bis Diokletian.

223-1 Aristarchos von Samothrale (im 2. Jahrh. v. Chr.) das Muster eines unerbittlichen Kritikers.

223-2 Vgl. S. 185.

223-3 Ludwig XV. von Frankreich.

224-1 Vgl. Bd. II, S. 134; VII, S. 153.

224-2 Bruder Tölpel, d. h. der Beichtvater. Der Name ist aus Voltaires „La Pucelle“ entlehnt.

224-3 Herzog Ferdinand von Parma (geb. 1751).

224-4 Karl III. von Spanien (1734-1759 König von Neapel).

224-5 Vgl. Bd. II, S.42.

224-6 Sein Sohn Ferdinand IV., der ihm in Neapel folgte.

225-1 Karl Emanuel III. von Sardinien.

225-2 Der Abbe St. Pierre war Verfasser der Schrift „Projet de la paix perpétuelle“ (vgl.Bd.VIII, S.38).

225-3 Christian VII. von Dänemark (vgl.S. 218).

225-4 Adolf Friedrich von Schweden.

225-5 Gemeint ist König Friedrich selbst.

226-1 Stanislaus II. August König von Polen.

226-2 Vgl. Bd. V, S. 8 f.

226-3 Im Verlaufe des russisch, türkischen Krieges (vgl. S. 219).

228-1 Der Pont Neuf in Paris bildete den Hauptmarttplatz für den Absah von Spottliedern und Pam, phleten.

231-1 Graf Albert Joseph Hoditz, Herr von Roßwalde (1706—1778). Der König war bei ihm am 2. und 3. September 1770 in Roßwalde zu Gaste gewesen, als er zur Begegnung mit Kaiser Joseph II. nach Mährisch-Neustadt reiste (vgl. Bd. V, S. 22 f.). Auf seine Einladung wellte Hodttz im März und April 1771 zu Besuch in Potsdam. Der Anfang der „Epistel“ ist fortgelassen.

232-1 Quintus Aurelius Avianus Symmachus, 384 Präfett vonRom, hatte sein Bestreben auf die Aufrechterhaltung des Heidentums gerichtet.

232-2 Typhoeus, ein Gigant; Geryon, ein Riese mit drei Leibern, den Herakles erschlug: auf den hundertarmigen Enkelados schleuderte Zeus den Ätna.

241-1 Wllhelmine von Knesebeck, Hofdame der Königin,Mutter (vgl. S. 209). Auch nach deren Tode verblieb sie, mit einer Pension vom König ausgestattet, am Hofe. Sie starb 1802.

242-1 Vgl. S. 121 f.

243-1 Quintus Curtius Rufus, der Verfasser der „Historiae Alexandri Magni“.

245-1 Den Anstoß zu der „Epistel“ gab ein Besuch, den Hoditz (vgl. S. 231 ff.) während der schlesischen Revuereise im August 1774 dem König in Neiße abstattete. „Ich sah dort Hoditz,“ schreibt Friedrich am 19. September an Voltaire; „er war früher so heiter, jetzt ist er traurig und melancholisch; er kann der Natur nicht die lästigen Gebrechen verzeihen, die das Alter mit sich bringt.“

248-1 Das obige Gedicht, das der König am 24. Oktober 1775 an Voltaire sandte, bezieht sich auf eine neue Ausgabe der „Henriade“ von La Beaumelle, der selber neue Verse in die Dichtung eingefiochten hatte.

251-1 Aus einem Schreiben an Voltaire vom 9. Juli 1777.

253-1 Vgl. dazu S. 32 ff. Das Gedicht stammt aus den letzten lebensjahren des Königs.