<10> großen Evolutionen und Kriegsmanövern ausgebildet zu werden. Die Infanterie übte sich in den verschiedenen Arten des Aufmarsches, in Gefechtsformationen, im Angriff auf freiem Felde und gegen befestigte Stellungen, in der Verteidigung von Ortschaften und Verschanzungen, in Flußübergängen, in verdeckten Rückzugsabmärschen, in Rückzügen, kurz in allen Manövern, die vor dem Feind in Betracht kommen. Die Kavallerie übte sich in den verschiedenen Angriffsarten, geschlossen und mit Abständen, im Rekognoszieren, im Einholen von trockner und grüner Fourage, in verschiedenen Formationen, im Einhalten angegebener Richtungspunkte zum Aufmarsch in Linie. Bei einigen Regimentern, deren Kantons stark bevölkert waren, wurde die Zahl der Überkompletten auf 36 erhöht1. Die anderen hatten 24 pro Kompagnie. So vermehrten die Überkompletten die Armee ohne jede neue Aushebung im ganzen um zehntausend Mann. An der Spitze aller Bataillone und Kavallerieregimenter standen alte Kommandeure, erprobte, tapfere und verdiente Offiziere. Die Hauptleute waren reife, tüchtige, wackere Männer, die Subalternen auserlesen, viele begabt und einer höheren Stellung wert. Kurz, ein bewundernswerter Fleiß und Wetteifer beseelten die Armee. Bei den Generalen traf das nicht in gleichem Maße zu, obgleich sich unter ihnen sehr verdienstvolle Männer befanden. Die meisten besaßen zwar große Tapferkeit, waren aber zu nachlässig. Das Avancement erfolgte nach der Rangordnung, sodaß das Dienstalter und nicht die Begabung den Ausschlag gab. Das war ein alter Mißbrauch, der in den vorhergehenden Kriegen


1 Die Überkompletten wurden nur zu den jährlichen Exerzierübungen und Revuen sowie im Kriegsfall eingezogen und dazu verwandt, die Truppen stets auf dem etatsmäßigen Fuß zu erhalten. Durch Kabinettsorder vom 25. Februar 1755 erfolgte ihre Verdoppelung von 10 auf 20 Mann pro Kompagnie; die obige Angabe trifft also nicht zu. Die Vermehrung betrug rund 7 300 Mann.