<201>bürger zu nennen wagen, der zur Vernichtung so vieler großer Interessen beiträgt, indem er die Uneinigkeit schürt, die England lahm legt und seinen Feinden gewonnenes Spiel gibt? Sollte ein so hochherziges Volk vorübergehende Interessen den ewig bleibenden, der Wohlfahrt des Vaterlandes und der Unabhängigkeit der mit ihm verbündeten Nationen vorziehen, denen England früher so hochherzig sein Hab und Gut und das Leben so vieler braver Männer geopfert hat? Welch unseliger Taumelgeist macht die Engländer jetzt zu ärgeren Feinden ihres Vaterlandes, als es selbst die Franzosen sind? Jawohl, ich wage dreist zu behaupten: Jeder Engländer, der in der gegenwärtigen kritischen Lage Europas seine Regierung an der unverzüglichen Unterstützung der gemeinsamen Sache hindert, kann nur als Feind des Vaterlands gelten; denn er macht England den rechtzeitigen Gebrauch seiner Macht und seiner Kräfte unmöglich. Aber da es nicht wahrscheinlich ist, daß eine so besonnene Nation sich lange dem Wahnsinn hingibt, gegen ihre eignen Interessen zu handeln, bin ich überzeugt, daß die Stille nach dem Sturm eintreten wird. Für diese Zeit der Wiederbesinnung erlaube ich mir, einige Vorschläge zu machen und sie dem Urteil der aufgeklärten Männer zu unterbreiten, die diese Denkschrift lesen werden.

Hält es die englische Regierung nicht für angezeigt, durch Abschluß neuer Bündnisse ein Gegengewicht gegen das Duumvirat zu schaffen, das sich zum Untergang der Alliierten verschworen hat? Geht man die europäischen Mächte durch, so scheint der Anschluß Hollands an die Alliierten in seinem eignen Interesse zu liegen. Nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung könnte auch Dänemark beitreten.

Es liegt im Interesse Hollands, mit den protestantischen Mächten verbündet zu sein, eine Barriere zum Schutz gegen ehrgeizige Unternehmungen von seiten Frankreichs zu haben und sich seinen Handel zu erhalten. Wie also kann Holland kaltblütig zusehen, daß die Franzosen ins Herzogtum Kleve eindringen, daß das Kurfürstentum Hannover zugrunde gerichtet und die beiden Säulen des Protestantismus von Feinden gestürzt werden, die die Protestanten rings umgeben und nur auf die Vernichtung der beiden Könige lauern, um die evangelische Freiheit zu unterdrücken? Diese Tatsachen springen doch gewiß genug in die Augen, um von vernünftigen Menschen eingesehen zu werden. Da in Republiken aber zu viele Bürger an ihren eignen Vorteil denken, so wäre es wohl nicht unmöglich, der Republik Holland zu schmeicheln, indem man angesichts der großen Dienste, die sie leisten könnte, über den Schmuggel der Privatleute ein Auge zudrückte1. Ja, ich halte es nicht für unangemessen, daß man Holland in dem eventuellen Vertrage einen neuen Festungsgürtel bewilligt, der aus den Städten Ostende, Brügge, Gent, Antwerpen und Mecheln bestehen und an der Demer entlang bis Maastricht führen könnte. Bei den Summen, die das Haus Österreich der Republik schuldet, und den Subsidien, die es ihr laut


1 Vgl. S. 198.