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Am Tage nach der Schlacht wurde der Herzog von Bevern mit 8 000 Mann nach Tschischkowitz detachiert, einem Dorfe rechts von der Stellung des Königs auf halbem Wege nach Budin. Von seinem Lager aus sandte er Abteilungen längs der Eger zur Rekognoszierung der Übergänge, aber mehr noch, um die Aufmerksamkeit und Besorgnis des Feldmarschalls Browne zu erregen. Diese Scheinbewegungen sollten Browne aufhalten und ihn daran hindern, dem König von Polen und den sächsischen Truppen zu Hilfe zu eilen.

Damit hatte es bei der böhmischen Armee sein Bewenden. Zu schwach, um irgend etwas gegen den Feind zu unternehmen, mußte sie sich auf Beobachtung beschränken. Der König konnte in der Tat nicht offensiv vorgehen. Um Browne wirklich zu beunruhigen, hätte er die Eger überschreiten müssen, aber dann hätte das österreichische Detachement bei Leitmeritz im Rücken der Preußen gestanden und ihnen ihr Magazin bei Aussig wegnehmen können. Überdies hätte man sich durch Überschreiten der Eger allzu weit von der Verteidigungslinie entfernt und wäre nicht imstande gewesen, rasche Hilfe nach Sachsen zu schicken. Entschloß man sich aber zur Einnahme von Leitmeritz, so war dadurch gar nichts gewonnen. Vielmehr wäre man noch in weit größere Verlegenheit geraten; denn durch die notwendige Besetzung des Ortes hätte man das Heer geschwächt und die Besatzung selbst der Gefahr ausgesetzt, beim ersten Angriff aufgehoben zu werden, da man die beherrschenden Höhen rings um die Stadt nicht besetzen konnte. Aus all diesen Gründen mußte sich der König mit einer siegreichen Schlacht zu Beginn des Krieges begnügen und sich darauf beschränken, Feldmarschall Browne an der Entsendung weiterer Detachements zu verhindern, oder falls dies doch geschah, ebenso starke Abteilungen dem Lager bei Pirna zu Hilfe zu senden.

Die preußische Armee in Böhmen war zwar nur halb so stark wie die kaiserliche, aber bei der vortrefflichen Disziplin der Truppen und der Tapferkeit der Offiziere fühlten sie sich dem Feinde wo nicht überlegen, so doch mindestens ebenbürtig. Mag man aber eine noch so gute Meinung von sich selbst haben, Sorglosigkeit ist und bleibt im Kriege doch immer gefährlich, und es ist besser, man treibt die Vorsicht zu weit, als daß man das Nötige außer acht läßt. Da nun die Österreicher der Zahl nach im Vorteil waren und der König obendrein zur Absendung von Detachements genötigt werden konnte, so ließ er einige Batterien errichten und die schwächsten Teile seines Lagers befestigen. Wie gut das war, sah man am 6. Oktober bei der Nachricht, Browne habe insgeheim einige Regimenter seiner Armee detachiert, und dieses auf 6 000 Mann geschätzte Korps rücke über Naudnitz nach Böhmisch-Leipa, um von dort die Straße nach Sachsen einzuschlagen. Obgleich das Detachement keinen Anlaß zu ernster Besorgnis gab, ließ der König dem Markgrafen Karl und dem Prinzen Moritz, die in Sachsen geblieben waren, doch Nachricht zukommen und rückte selbst mit einer Kavallerieverstärkung nach dem Lager von Groß-Sedlitz, wo nur noch 30 Schwadronen waren. Die allein hätten nicht genügt, um die Sachsen aufzuhalten, zumal wenn