<10> den König zur Defensive zwangen. Da ihn Dauns Armee festhielt, die in Böhmen an der schlesischen Grenze stand, so plante er einen Anschlag auf die Magazine, die die Russen bei Posen anlegten. Wäre das Unternehmen geglückt, so hätte es die feindlichen Operationen verzögert. Und Zeit gewinnen hieß alles gewinnen. Mitte März rückte die Armee des Königs auf das Schweidnitzer Gebirge zu und kantonnierte in den langgestreckten Dörfern zwischen Landeshut und Friedland. Fouqué blieb mit seinem Korps bei Neustadt in Oberschlesien. General Wobersnow1 war mit einem Detachement in die Woywodschaft Posen geschickt worden und vernichtete dort einige russische Magazine im Entstehen. Da sein Zug aber zu früh stattfand, so störte er die Feinde in ihren beabsichtigten Maßnahmen nur wenig oder garnicht.

An der böhmischen Grenze geschah nichts von Bedeutung. Laudon, der bei Trautenau stand, war fortwährend in Bewegung. Er hielt die vorgeschobenen Posten unaufhörlich, aber erfolglos in Unruhe. Nur ein einziges Unternehmen glückte den Österreichern: Beck überfiel bei Greiffenberg das Grenadier-Bataillon Diringshofen und schnitt ihm mit seiner Kavallerie den Rückzug ab. Nach tapferer Gegenwehr mußte das Bataillon die Waffen strecken (26. März). Gegen Ende des Monats drang de Ville, der in Mähren befehligte, mit starken Kräften in Oberschlesien ein. Da Fouqué mit seinem Korps zu schwach war, überließ er Neustadt dem Feind und bezog eine vorteilhaftere Stellung bei Oppersdorf. Der König hoffte, de Villes Vorstoß würde ihm Gelegenheit geben, das feindliche Korps getrennt zu schlagen und völlig aufzureiben. Zu diesem Zweck ließ er heimlich Truppen nach Neiße rücken und begab sich selbst dorthin. Aber alle Vorsicht, das Manöver vor den Feinden zu verbergen, war umsonst! Die katholische Geistlichkeit und die Mönche, die den Preußen als Ketzern insgeheim feindlich gesinnt waren, fanden Mittel und Wege, de Ville vom Anmarsch der Truppen zu benachrichtigen. An dem Tage, wo der König in Oppersdorf eintraf, zog sich der österreichische General nach Ziegenhals zurück (1. Mai). Nun blieb nichts weiter übrig, als die noch auf dem Marsche befindlichen Panduren in ein Nachhutgefecht zu verwickeln. Die Kavallerie umringte 800 Mann auf abschüssigem, für Reitergefechte wenig geeignetem Felsengelände und ließ sie über die Klinge springen oder nahm sie gefangen. Statt sich in Ziegenhals aufzuhalten, setzten die Österreicher ihren Rückzug bis nach Mähren fort. Da der König nun in jener Gegend seine Gegenwart nicht mehr für erforderlich hielt, kehrte er zu seiner Armee nach Landeshut zurück.

Feldmarschall Daun traf gerade in Böhmen ein und nahm sein Hauptquartier in Münchengrätz. Bis zum 28. Juni verblieben beide Heere ruhig in ihren Stellungen. Hierauf bezogen die Österreicher das Lager von Jaromircz, rückten dann nach der Lausitz und stellten sich bei Marklissa auf (6. Juli). Nun schickte der König aus seinem Lager bei Landeshut einige Bataillone ab, die über Schatzlar in Böhmen eindrangen.


1 Generalmajor Moritz Franz Kasimir von Wobersnow.