<18> allein tun sollen.“ Nur mit Mühe setzten die Österreicher bei ihm durch, daß er bei Frankfurt über die Oder ging. Auch das tat er nur unter der Bedingung, daß Hadik bei Müllrose stehen bliebe.

Infolge dieser Bewegung der Russen änderte der König seine Stellung. Er marschierte sofort nach Alt-Madlitz, dann nach Fürstenwalde, da er dort den Übergang über die Spree beherrschte. Denn das war bei den damaligen Umständen sehr wichtig. Die Reichstruppen hatten soeben Torgau und Wittenberg genommen1. Man mußte daher einen Handstreich von ihnen gegen Berlin befürchten. Ein Gleiches besorgte man von Hadik. Er brauchte nur an der Spree entlang zu rücken und sie zur Deckung seines Marsches zu benutzen, während Ssaltykow die Armee des Königs durch näheres Heranrücken in Schach hielt. Die Lage der Preußen war so schlecht, ja verzweifelt, daß es sehr schwer gewesen wäre, einen weisen Entschluß nach allen Regeln der Kunst zu fassen. Da man aber auf alles gefaßt sein mußte, so beschloß der König, lieber den letzten Mann zu opfern, als dem Gegner die Einnahme Berlins ungestraft zu gestatten. Er nahm sich also vor, über den ersten Feind herzufallen, der sich der Hauptstadt näherte. Wollte er doch lieber mit den Waffen in der Hand zugrunde gehen, als langsam verbluten. Die Annäherung Dauns vermehrte die Bedrängnis des Königs noch. Der Feldmarschall hatte sich bei Triebel gelagert und in Guben eine Zusammenkunft mit Ssaltykow gehabt. Prinz Heinrich konnte die Vereinigung der Österreicher und Russen nicht hindern und noch weniger die Detachements aufhalten, die sie etwa gegen den König sandten. Aber welchen von beiden Entschlüssen Daun auch fassen mochte, jeder war gleich verderblich. Indessen nahmen die Dinge eine unerwartet günstige Wendung. Trifft doch weder alles Schlimme noch alles Gute genau nach Voraussicht ein.

Seit der König Schlesien verlassen, hatten dort die Dinge ein anderes Antlitz bekommen. De Ville hatte sich eingebildet, Fouqué könne sein Einrücken in Schlesien nicht hindern. Zwar machte er keinen Versuch, die Landeshuter Pässe zu forcieren, schlug aber den Weg über Friedland ein. Dort hatte man ihm jedoch aus gleich zu erörternden Gründen keine Hindernisse entgegengesetzt, und so zog er denn ruhig in die Ebene von Schweidnitz hinab. Nun warf Fouqué einige Truppen nach Friedland und Konradswaldau, von wo sich die Österreicher verproviantieren mußten. De Ville litt bald Mangel und sah sich zum Rückzug nach Böhmen gezwungen. Dabei griff er die Stellung von Konradswaldau an, wurde aber mit Verlust von 1 300 Mann und seiner gesamten Bagage zurückgeschlagen. Er schätzte sich glücklich, als er auf Umwegen Braunau wieder erreicht hatte.

Feldmarschall Daun hatte seinerseits Marklissa verlassen und war nach Priebus gezogen. Prinz Heinrich wollte ihn nicht aus den Augen lassen, marschierte nach Sagan und schickte von dort Zieten zur näheren Beobachtung des Feindes nach Sorau.


1 Am 14. und 21. August 1759.