<208> verfolgt hat1. Es hinge nur von ihm ab, seinen Gesandten in Stockholm2 zu beauftragen, dem Reichsrat seine friedlichen Gesinnungen zu erklären. Dieser Schritt müsse die Schweden notwendig zum Frieden bestimmen. Derart werde der Zar zum Friedensbringer des ganzen Nordens, und das wäre der glänzendste Regierungsantritt, den die Weltgeschichte je berichtet habe.

6. Ihr sollt auch, was an Euch ist, die Absichten des Petersburger Hofes zu ergründen suchen: ob man dort den Krieg nur beenden will, um die inneren Verhältnisse des Reiches zu befestigen, oder um zum Kriege gegen Dänemark zu rüsten, oder ob man die Rolle des Vermittlers zwischen den jetzt kriegführenden Mächten spielen will. Da diese verschiedenen Möglichkeiten den Stand der Frage verändern, ist es äußerst wichtig, daß ich darüber Bescheid weiß. Vor allem müßt Ihr geschickt ergründen, inwieweit wir aus der Vermittlung des Petersburger Hofes Vorteil ziehen können. Gleichwohl seid Ihr zur Zeit nicht ermächtigt, um Vermittlung zu bitten. Ihr werdet Euch darauf beschränken, die Leute geschickt zu sondieren, damit man weiß, inwieweit auf sie zu zählen ist, falls ihre Vermittlung nötig wird.

7. Ich brauche Euch nicht erst zu sagen, daß Ihr dem Hofe, an den Ihr geht, bei jeder Gelegenheit Mißtrauen gegen die Österreicher und Sachsen einflößen müßt. Könnt Ihr gar Eifersucht erregen, um so besser! Ihr könnt erzählen, mit welcher Arglist die Österreicher die russischen Truppen allen Gefahren ausgesetzt haben, um selber bloße Zuschauer zu bleiben. Ihr selbst waret in diesem Jahre ja Zeuge davon. Sprecht von ihrer Treulosigkeit und von den schmählichen Mitteln, die sie in der Politik für erlaubt hielten, um zu ihrem Ziele zu kommen. Der Gegenstand ist so reichhaltig und muß Euch so vertraut sein, daß es Euch nicht an Stoff mangeln wird. Vor allem weist darauf hin, daß die Österreicher 1747 Holstein dem damaligen Großfürsten3 und gleichzeitig den Dänen garantiert haben.

8. Bleibt noch die Frage in Betreff der Türken offen. Ihr werdet nur dann davon reden, wenn Ihr sicher seid, daß der Friedensvertrag zustande kommt, und dem Zaren erklären, ich hätte, von allen Seiten bedrängt, um meiner Selbsterhaltung willen ein Bündnis mit den Türken geschlossen4, das darauf hinausliefe, sie zu einer Diversion gegen Ungarn zu bewegen; auch könnten die Tartaren wohl einen Einfall in das Gebiet der russischen Kosaken planen5. Sofern es dem Zaren aber beliebte, würde ich versuchen, die Sache in Güte beizulegen, vorausgesetzt, daß er der Pforte unter der Hand mitteilen ließe, er werde etwaige türkische Unternehmungen gegen Ungarn nicht stören6.

Das sind in Kürze alle Instruktionen, die ich Euch bei meinen geringen Nachrichten vom Petersburger Hofe zu geben vermag. Sobald ich mit dem Flügeladju-


1 Vgl. Bd. III, S.24 f.

2 Graf Johann Ostermann.

3 Der nunmehrige Zar.

4 Vgl. S. 86.

5 Vgl. S. 118 f.

6 Vgl. S. 130.