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Kurz darauf erhielt Fürst Repnin ein Schreiben von Breteuil des Inhalts, daß die Kaiserin-Königin sehnlichst einen Waffenstillstand wünschte. Der König empfing die Nachricht am 4. März in Silberberg und gab seinen Generalen Befehl, sich mit den feindlichen Generalen über den vorgeschlagenen Waffenstillstand zu vereinbaren. Für Böhmen wurde der Termin auf den 7. festgesetzt, für Oberschlesien und Mähren auf den 8., zwischen Sachsen und Böhmen auf den 10. Nachdem dieser Zeitpunkt herangekommen war, wurden die Truppen in weitere Quartiere gelegt, um ihnen mehr Bequemlichkeit zu gönnen und vor allem die ansteckenden Krankheiten zu verhüten, die an den Grenzen schon auszubrechen begannen. Am 6. begab sich der König nach Breslau, um mit Fürst Repnin zu konferieren. Die Stadt Teschen wurde von allen Seiten als Ort der Verhandlungen angenommen. Der König ernannte Riedesel1 zu seinem Bevollmächtigten bei diesem Kongreß. Inzwischen traf in Breslau Törring-Seefeld als Gesandter des Kurfürsten von der Pfalz ein. Er, Fürst Repnin, Riedesel, der sächsische Gesandte Zinzendorf und Hofenfels als Bevollmächtiger von Zweibrücken, kurz, der ganze Schwarm der Unterhändler begab sich nach Teschen, wo sich auch der französische Botschafter und Bevollmächtigte Frankreichs, Breteuil, und Cobenzl2 als Gesandter der Kaiserin-Königin einfanden (10. März).

Die Kaiserin wollte ehrlich den Frieden. Aber so eilig sie es hatte, ihn bald hergestellt zu sehen, sie vermochte ihrem Sohne, dem Kaiser, nicht die gleiche Gesinnung einzuflößen. Wie schon betont, glaubte er seine Ehre verletzt, wenn er nicht fest bei einer Sache blieb, die er tolldreist unternommen hatte. Infolge der Differenzen zwischen Mutter und Sohn waren in Wien zwei Parteien entstanden, die sich natürlich immerfort entgegenarbeiteten. Dadurch entstanden viele Schwierigkeiten für die vermittelnden Mächte, obgleich der Kaiser wohl einsah, daß, wenn er offen eine Unterhandlung durchkreuzte, an der Rußland und Frankreich beteiligt waren, er es mit starken Gegnern zu tun bekäme. Durch verhüllten Widerstand hoffte er zum gleichen Ziele zu kommen, besonders wenn er nicht selbst hervortrat, sondern einen anderen vorschob, den er nach seinem Gutdünken dirigieren konnte. Seine Wahl fiel auf den Kurfürsten von der Pfalz, der samt seinen Ministern dem Kaiserhofe blind ergeben war. Aber diese neue List wurde bald aufgedeckt.

Sobald die Gesandten in Teschen ihre Konferenzen begannen, trat Graf Cobenzl schlecht und recht dem von Frankreich gemachten Friedensvorschlag bei, erhob keinerlei Schwierigkeiten und schien so zufrieden, wie man es nur wünschen konnte. Man hoffte schon auf baldiges Zustandekommen des Friedens. Da erhielt Fürst Repnin einen Kurier von Asseburg, dem Gesandten der Zarin in Regensburg, mit der Nachricht, der Kurfürst von der Pfalz habe ihm erklärt, er könne und wolle dem Kurfürsten von Sachsen keinerlei Entschädigung geben und zöge es vor, sich an


1 Vgl. S. 104.

2 Der Vizekanzler Graf Philipp Cobenzl, der an die Stelle seines erkrankten Vetters, des früheren Gesandten in Berlin, Graf Ludwig Cobenzl, trat.