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Zur Erleichterung des Stettiner Handels habe ich mit den Arbeiten für einen Hafen bei Swinemünde begonnen. Das war unumgänglich nötig; denn bisher haben die Kaufleute große Verluste erlitten, da ihre Schiffe nicht sicher überwintern konnten.

Das sind ungefähr die Dinge, an die ich auf verschiedenen Gebieten die erste Hand gelegt habe. Aber man glaube nicht, damit sei alles vollendet. Ich habe einen beschwerlichen Krieg hinter mir. Ich habe die Staatseinkünfte für die dringendsten Bedürfnisse verwenden müssen. Die Armee mußte auf den alten Stand gebracht, Festungen gebaut, der Staatsschatz gefüllt, die Artillerie vermehrt und mit allem versehen werden (was viele Einzelheiten erfordert). Außerdem waren die englischen Schulden zu bezahlen1. Für diese verschiedenen Ausgaben konnte ich nur meine kleinen Ersparnisse verwenden. Da das Leben kurz und meine Gesundheit schlecht ist, so nehme ich nicht an, daß ich irgendeinen meiner Pläne zur Verwirklichung bringen kann. Aber ich muß der Nachwelt Rechenschaft davon ablegen, well ich alle diese verschiedenen Gegenstände habe prüfen lassen und weU ich jetzt genug darüber weiß, um die Mittel und Wege anzugeben, wie sich Preußen zu einem der volkreichsten und blühendsten Staaten Europas machen läßt.

Was noch zu tun bleibt

Urbarmachung des Landes

Pommern ist als halb unbebautes Land zu betrachten. In Vor- und Hinterpommern bleibt noch eine große Zahl von Sümpfen auszutrocknen, wo man hunderttausend Seelen ansiedeln kann. Zunächst am Madü-See und an den Oderbrüchen. Im Besitz des Adels befinden sich noch so viele Morgen Brachland, daß sich hundert Dörfer anlegen ließen. Selbst im Umkreis der Städte könnte man noch viel mehr Menschen ansiedeln, als heute dort leben. Aufgabe des Herrschers ist es, Urbarmachungen auf den Krongütern zu veranlassen. Er kann die Edelleute zu solchen Unternehmungen anspornen, indem er Sachkundige zu ihnen schickt, die den Plan dazu entwerfen und ihnen den Vorteil vorrechnen. Die Städte haben mit diesen neuen Maßnahmen den Anfang gemacht, bedürfen aber auch fernerhin der Ermutigung, in ihrem Werke fortzufahren. Auf allen königlichen Pachtgütern müssen die Pächter sich bei Erneuerung des Kontraktes verpflichten, anstatt der Erhöhung des Pachtzinses eine bestimmte Zahl von Halbbauern, sogenannte Häusler, anzusetzen.


1 Englische Schuldforderung, die auf Schlesien ruhte, und die der König mit der Abtretung der Provinz durch Österreich übernommen hatte (vgl. Bd. II, S. 120)