<145> Anhänglichkeit an die preußische Regierung, da er stockkatholisch ist und die Mehrzahl seiner Verwandten unter österreichischer Herrschaft steht1.

Die Edelleute der Grafschaft Mark und des Mindener Landes2 haben dem Staate gute Untertanen geliefert. Bei ihrer etwas groben Erziehung fehlt ihnen der Schliff des Weltmanns. Aber sie haben dafür ein Talent, das höher sieht: sie machen sich dem Vaterlande nützlich.

Der Clevesche Adel ist dumm, wirr und im Rausche gezeugt. Er besitzt weder angeborene noch erworbene Talente3.

Im großen und ganzen stellt der Adel eine Körperschaft dar, die Achtung verdient. Besonders hebe ich den pommerschen, osipreußischen, märkischen und magdeburgischen Adel, sowie den Adel von Minden und der Grafschaft Mark hervor. Dieser würdige Adel hat Gut und Blut im Diensie des Staates geopfert. Seine Treue und seine Verdienste müssen ihm den Schutz aller Herrscher sichern. Es ist ihre Pflicht, die verarmenden Familien zu unterstützen und sie im Besitze ihrer Güter zu erhalten. Denn der Adelsstand bildet die Grundlage und die Säulen des Staates.

In Preußen sind keine Partelungen und Empörungen zu befürchten. Der Herrscher braucht nur mUde zu regieren und sich vor einigen verschuldeten oder unzufriedenen Edelleuten oder vor einigen Domherren und Mönchen in Schlesien zu hüten. Aber


1 Von den Schlesiern heißt es im Testament von 1768: „Sie haben ein feines Benehmen, sogar die Bauern. Der Adel besitzt Geist, und wenn man seine Flüchtigkeit zügelt, kann man vortreffliche Dienste sowohl beim Militär als in Zivilämtern von ihnen erhalten. Man muß übrigens einen großen Unterschied zwischen den Ober- und Niederschlesiern machen: die letzteren haben in allem den Vorzug vor jenen. Die oberschlesischen Grafen sind meistenteils mit den Österreichern verwandt; einige von ihnen haben Güter in Mähren, andere in Böhmen; auf sie darf man durchaus nicht zählen. Der gemeine Mann, stockkatholisch, zittert und bebt bei dem Worte Ketzer; seine Priester, die ihn leiten, und die religiösen Vorurteile ketten ihn an das Haus Österreich. Man muß ferner in Schlesien ebensowenig auf das gesamte Mönchsgezücht als auf die Breslauer Domherren rechnen, die sich im Frieden zurückhalten, im Kriege Ränke spinnen und heimlich an ihren Religionsverwandten hängen. Wenn man einen nahen Krieg vorhersieht, muß man die Verdächtigen festnehmen und bis zum Frieden nach Magdeburg oder auch nach Stettin schicken, damit man sie hindert, uns zu verraten und sich zugrunde zu richten, und damit man sich die unangenehme Notwendigkeit erspart, über sie strengere Strafen zu verhängen. Es ist sicher, daß die Österreicher in Schlesien Leute angesiedelt haben, die ihnen als Spione dienen sollen. Man hat einige in Verdacht, man muß sie überwachen, damit man sie außerstand setzt, uns zu schaden, falls die Meinung, die man von ihnen hegt, zutrifft. Ich glaube durch die Erfahrung gelernt zu haben, daß der große Fehler bei den meisten von einer jämmerlichen Erziehung herkommt, welche sie in ihrer Jugend empfangen haben. Das hat mich bestimmt, in Stolp ein Kadettenhaus zu gründen, die liegnitzer Ritterakademie umzugestalten, um dort den Adel sorgfältig erziehen zu lassen.“

2 Über die Bewohner von Minden sagt der König im Testament von 1768: „Sie haben Geist und sind das beste Volk von der Welt, arbeitsam, gewerbstätig und treu. Während des letzten Krieges haben sich die Bauern freiwillig gemeldet, um Soldaten zu werden und für das Vaterland zu kämpfen. Was haben die alten Römer Schöneres getan?“

3 Testament 1768: „Der Adel ist zu sehr dem Wein ergeben und hat beinahe den Verstand versoffen; das sind diejenigen Untertanen, von denen man am wenigsten Vorteil ziehen kann.“