<175> haben und die allen Artilleristen Europas eigene Laune ablegen, zur Unzeit Schwierigkeiten zu machen.

Die Artillerie wird zu Schlachten und Belagerungen ausgebildet. Was die Schlacht betrifft, so übt man die Kanoniere im Laden, Zielen und raschen Schießen mit den kleinen Feldlanonen. Sie müssen sie ebenso geschwind ziehen1, wie die Infanterie marschiert. Was die Belagerungen angeht, so gewöhnt man sie, gut zu zielen und mit Kanonen jeden Kalibers auf Entfernungen von 12 000 bis 600 Schritt nach der Scheibe zu schießen. Dann läßt man Rikoschettbatterien errichten, um die Linien eines zu diesem Zwecke aufgeführten Polygons der Länge nach zu bestreichen. Die Kanoniere müssen lernen, ihre Batterien in einer Nacht zu erbauen und richtig abzuschätzen, wieviel Pulver zu Rikoschettschüssen gehört, um die Kugel zum Aufprallen zu bringen. Die Haubitzen sind dazu geeigneter. Ich ziehe sie den Kanonen vor. Desgleichen werden die Bombardiere ausgebildet, Bomben aufverschiedene Entfernungen an einen bestimmten Punkt zu werfen. Ich habe die Zimmerleute der Regimenter dem Artilleriekorps angegliedert, damit das Geschütz in der Schlacht besser bedient wird, und vor allem, um die Zahl der Artilleristen zu vermehren, die den Bedürfnissen des Heeres keineswegs entspricht. Desgleichen werden die Kanoniere in den Festungen exerziert, damit sich jeder auf sein Handwerk versieht. Ich habe zwei Mineurkompagnien errichtet, die alle Jahre entsprechende Übungen machen müssen. Man läßt sie gegeneinander arbeiten, damit sie lernen, den zurückgelegten Weg unter der Erde zu beurteilen und ihre Mine zur rechten Zeit springen zu lassen. In Bergen op Zoom2 haben sich alle französischen Mineure darin getäuscht. Sie ließen ihre Minen voreilig springen, und so wurden die der Feinde nicht zerstört. Auch läßt man Minen herstellen und laden. Man unterrichtet die Mineure über die verschiedenen Wirkungen des Pulvers, über die richtige Abmessung des Pulvers und der Verdämmungen beim Minenbau, damit die Mine beim Springen den beabsichtigten Erfolg erzielt.

In allen diesen Zweigen der Kriegskunst bedarf es fortwährender Übung. Wird nicht jeder in Friedenszeiten für das vorgebildet, was er während des Krieges leisten soll, so hat man lauter Menschen, die nur den Namen eines Berufes tragen, ihn aber nicht auszuüben wissen.

Pioniere

Mir fehlt ein Pionierkorps. Ich bin entschlossen, es zu bilden, sobald ich die Mittel dazu besitze. Ich möchte zwei Kompagnien haben, jede zu 140 Mann, 10 Unteroffizieren und 4 Offizieren. In dieses Korps sind Zimmerleute, Tischler, Schmiede usw. einzustellen. Es muß in Friedenszeiten ausgebildet werden, alle Arten von Erdarbeiten herzustellen, genau der Ausbildung der anderen Soldaten entsprechend.


1 Die Bataillonsgeschütze waren unbespannt und wurden von den Kanonieren gezogen. Vgl. Bd. II, S. 49.

2 Die Festung wurde am 6. September 1747 von den Franzosen gestürmt.