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Festungen

Die Fürsorge des Königs-Connetable beschränkt sich nicht bloß darauf, die Truppen in guter Ordnung zu erhalten. Er muß sein Augenmerk auch all den großen Einrichtungen zuwenden, die die Ruhe seiner Staaten sichern und zur Führung eines Angriffs- oder Verteidigungskrieges notwendig sind. In erster Linie rechne ich dazu die Unterhaltung der Festungen und ihre Verproviantierung.

Die festen Plätze sind wie mächtige Nägel, die die Provinzen des Herrschers zusammenhalten. Im Kriege dienen sie als Stützpunkte der Armee, die in ihrer Nähe sieht. Sie sind die Kornkammern der Truppen. Ihr starker Befestigungsgürtel schirmt die Magazine, die Kranken und Verwundeten und die Munition der Armee. Die Grenzfestungen bilden die vordersten Quartiere, wo große Korps sich versammeln können, um zu überwintern oder den Krieg in Feindesland zu tragen, oder endlich, um in Sicherheit zu lagern, während man die Vereinigung mit anderen Truppen abwartet. Ich halte es nicht für angebracht, die Zahl der Festungen allzu stark zu vermehren. Ihr Bau, ihre Unterhaltung und besonders ihre Besatzung verursachen große Kosten. Der Fall, daß neue Festungen gebaut werden müßten, würde eintreten, wenn neue Provinzen durch Eroberungen zu den alten hinzukommen. Für die Anlage ihrer Verteidigungswerte könnte man sich, glaube ich, nach unseren jetzigen Festungen richten. Sie sind von großer Verschiedenheit, je nach der Natur des Geländes und nach den Zwecken, die man an den verschiedenen Orten verfolgt, sei es, daß man einen Einfall der Feinde fürchtet oder selbst in ihr Gebiet einfallen will. Die Hauptregeln bei der Anlage von festen Plätzen sind folgende.

Das Gelände, das man befestigen will, ist richtig zu benutzen durch Anlage geeigneter Werke, die von keiner Höhe beherrscht werden dürfen und sich mit ihren Flanken gegenseitig Hilfe leisten können. Es ist ein großer Fehler der Ingenieure, die Werke allzuweit in die Ebene vorzuschieben und sie so weitläufig und zahlreich zu bauen, daß zu ihrer Verteidigung eine ganze Armee nötig ist. Die große Kunst besieht darin, mit wenig Mitteln beträchtliche Wirkungen zu erzielen. Wie ein Kleid, das gut sitzen soll, sich der Figur des Bestellers genau anschmiegen muß, so müssen auch die Werke eines gut befestigten Platzes der Ausdehnung der Stadt entsprechen, die sie umgeben, und der Besatzung, die zu ihrer Verteidigung bestimmt ist. Wer dieses Verhältnis nicht beachtet, gerät in die mißliche Lage, daß er in kleinen Städten weder hinreichende Deckung für eine starke Besatzung findet, noch genügend Platz für die riesigen Proviant- und Munitionsmagazine, die eine große, mit Truppen angefüllte Festung