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7. Kapitel

Von neuen Fürstentümern, die fremder Hilfe und dem Glück zu verdanken sind.

Schriftsteller hat es schwer, will er uns nicht dahinterkommen lassen, wes Geistes Kind er ist; bei dem vielen Reden und der Verschiedenheit seiner Gegenstände wird ihm notwendigerweise immer wieder hier und da ein unbedachtes Wort entschlüpfen, wodurch ganz in der Stille ein Bild seines inneren Menschen zustande kommt.

Vergleichen wir Fénelons Fürsten1 mit dem Machiavells, so haben wir dort das Seelengemälde eines Ehrenmannes voll Güte, Gerechtigkeit und Billigkeit, kurz alle menschlichen Vorzüge in großartigster Vollendung, als wäre es eines jener rein geistigen Wesen, deren Weisheit, sagt man, zur Hüterin der Weltordnung berufen ist. Auf der andern Seite haben wir verbrecherische Gesinnung, Schurkerei, Tücke, Verrat und jede Ruchlosigkeit, mit einem Wort einen Unhold, wie ihn kaum die Hölle hervorbrächte. Fühlen wir uns bei Fenelons „Telemach“ den Engeln wesensverwandt, so scheint die Menschennatur, liest man den „Fürsten“ Machiavells, den Höllengeistern nicht allzu fern zu siehn. Cäsar Borgia oder der Herzog von Valentinois, das ist das


1 In seiner 1699 veröffentlichten Schrift „Abenteuer Telemachs“.