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Einleitung des Herausgebers

Gedanken Friedrichs über Fürst und Staat sind das Band, das die folgenden Abhandlungen zu einer inneren Einheit verknüpft.

Die Reihe der Schriften eröffnet der „Antimachiavell“. Über den Ursprung dieses Werkes sind wir nur unzulänglich unterrichtet. Die erste Erwähnung Machiavells findet sich in einem Briefe des Kronprinzen Friedrich an Voltaire vom 31. März 1738, wo er energisch Einspruch dagegen erhebt, daß Voltaire diesem „schlechten Menschen“ in seinem „Zeitalter Ludwigs XIV.“ eine Stelle unter den übrigen großen Männern seiner Zeit eingeräumt habe: „Wer“, so erklärt er, „Treubruch, Bedrückung, Begehung von Ungerechtigkeiten lehrt, wäre er auch sonst der begabteste Mensch, darf niemals einen Platz einnehmen, der einzig und allein der Tugend und rühmlichen Talenten vorbehalten bleibt.“

Fast ein Jahr verstrich. Da, am 22. März 1739, schreibt Friedrich dem Franzosen ganz unvermittelt, mitten aus anderen literarischen Plänen heraus, daß er an die Abfassung eines Werks über den „Fürsten“ von Machiavell denke; freilich sei alles noch in chaotisches Dunkel gehüllt. Von Mitte Mai ab hören wir dann von seinen Vorstudien; er treibt eifrige Lektüre, liest frühere Streitschriften gegen den Florentiner. Einen wertvollen Fingerzeig für Entstehung und Tendenz des Werkes bietet das Bekenntnis vom 26. Juni: „Was ich gegen den Machiavellismus im Sinne habe, ist eine Folge der Henriade. Nach den großen Gedanken Heinrichs IV. schmiede ich den Blitz, der Cäsar Borgia zerschmettern wird.“ In der Korrespondenz mit Voltaire läßt sich der Werdegang des Werkes verfolgen. Anfang November war die erste Niederschrift vollendet. Unverzüglich ging Friedrich an die Umarbeitung des Entwurfes, um dem Werke, wie er sagte, eine würdige Form zu geben, damit es vor der Nachwelt bestehen könnte. Man sieht: es ist zur Veröffentlichung bestimmt; doch sein Name, so wünscht der hohe Verfasser, soll ungenannt bleiben. Voltaires Aufgabe wird es nun, das Zensorenamt, das sich auf Inhalt und äußere Form erstreckt, zu üben. Im April 1740 überantwortet Friedrich ihm die Schrift zur Drucklegung in Holland. Zwei Ausgaben erscheinen, die eine bei van Duren, dem Vol-