<107>Versucht es nur einmal, ich rat' euch in Treuen,
An solchen Gütern der Welt euch zu freuen:
Ich sage euch: keine Gewissenspein
Folgt hinterdrein!
Es ist ein Genießen in Herzensruh;
Auch daß man zuviel des Guten tu',
Ist nie zu besorgen. So kehrt man schließlich,
Ward man der euren müd und verdrießlich,
Sich jenen immer wieder zu.

Hat jedes Alter, das wir durchwandern,
Doch seinen Geschmack, und jedes 'nen andern.
So macht uns alle der Lebensmai
Hörig der Liebestyrannei,
Indes des Daseins Sommerzeit
Der Ehre und dem Ruhm geweiht,
Und mehr nach Nutzen und Gewinn
In herbstlichen Tagen uns steht der Sinn;
Was aber bleibt unsern alten Tagen
Als Grübeln, Brummen und sich Beklagen!
Ein grauer Schädel — und dabei
Tät' er noch mit bei der Mummerei?
Ein runzlig Gesicht,
Und es schämte sich nicht!
Das stünd' ihm an, dem wackligen Alten,
In der Maske zu hüpfen, in Dominofalten
Den Leib zu hüllen, den wunschlos kalten!
Hat Amor doch längst keine Pfeile mehr
Für ihn, für ihn ist sein Köcher leer,
Den seines Leibes Gebrechlichkeit
Von aller süßen Fron befreit.
Wenn frostige Starrheit
Das Herz befiel,
So wird zur Narrheit
Das holde Spiel;
Ach, wenn die Liebe sich von uns kehrt,
Ihr Abschiedsgruß uns gar wenig ehrt!
Nun schimpfen sie, die in besseren Tagen
Anbetend auf den Knien lagen,
Und lästern haßvoll —