<161>Umsonst des rost'gen Alters heiß Verlangen:
Nie wird es Liebeshuld'gung mehr empfangen.

Dies ist das Los der holden Nichtigkeit,
Die einzig lebt von Schönheit und von Jugend.
Sie aber, würdige Camas, hat Tugend
Aus solchen Schiffbruchs Not fürwahr befreit.

Was tut es, daß der Zeit Zerstörertrieb
Auch Ihren Iugendreiz erblassen machte,
Da Ihnen doch Ihr halbes Selbst verblieb:
Ihr geistig Wesen, das ich lieb' und achte!
Weit ragt es über äußern Reiz empor.
Besiegen Sie die Wut der Zeit, die schele;
Nicht trifft sie Ihren prächtigen Humor
Noch Ihre unbeirrbar starke Seele!

Ja, Sie verschmähn die dumme Wichtigkeit,
Wie sie Hofmeisterinnen gern bekunden;
Sie Weise sind zur Nachsicht gern bereit.
Ihr reger Sinn erweckt die Heiterkeit
In lauer Hofluft farblos öden Stunden.
Und mehr: aus echter Frömmigkeit sind Sie
Gut hugenottisch, doch unduldsam nie.
Teure Camas, ist dieser eine Zug
Um Sie zu lieben Grundes nicht genug?
Nichtwissern gelten Sie als ihresgleichen,
Vielwisser wissen wohl, Sie wissen viel.
Sie schmiegen sich mit einem anmutreichen
Geschick in der Gesellschaft Brauch und Stil.
Die Jugend dankt mit Frohmut Ihrem Lachen,
Die Reifen künden Ihrer Weisheit Ruhm;
In Ihrer Güte, Ihrer immerwachen,
Ertragen Sie getrost vom Greisentum
Gebrechlichkeit und blöden Schwatz der Schwachen.

Durch solche Züge, durch Vollkommenheit
Hat wahre Freunde Ihr Gemüt errungen.
Dies — glauben Sie! — ist Amor nie gelungen
Bei wollustgleichen, leichtbeherzten Jungen,