<290> Firlefanz. Kerl, ich glaube, du wagst zu spotten! Ich nehme es mit jedem auf. Mir hat noch kein Weib widerstanden.

Martin. Weib und Weib ist nicht dasselbe, lieter Herr. Die Weiber, denen Sie bisher nähertraten, waren gegen alle anderen auch nicht grausamer als gegen Sie. Wenn Sie aber eine von den Tugendsamen, von den ungeschliffenen Tugendsamen attackieren, dann können Sie was erleben.

Firlefanz. Dummer Kerl! So eine wird mir mein Lebtag nicht in den Weg kommen.

Martin. Nichtsdestoweniger wüßt' ich eine gewisse Nerine, die sich gegen mich zur Wehr setzt, so lang ich sie kenne.

Firlefanz. Ich danke für den Vergleich. Ein Hanswurst wie du — und ein junger Mann meines Schlags!

Martin. Da haben Sie selbstverständlich recht, lieber Herr. Aber wir haben auch unsere Meriten. Und es kommt öfters vor, daß Frauen lieber den Diener wählen als den Herrn —

Firlefanz. Wird's nicht bald Zeit, den alten Herrn zu treffen?

Martin. Ich glaube, Sie sind schon in Ihre Zukünftige verliebt! Diese Eile, diese Bereitwilligkeit! Mir scheint, Ihre Phantasie ist schon entstammt.

Firlefanz. Schafskopf! Wie kannst du mich für verliebt halten, wo ich doch nur die Veränderung liebe und den Ruhm, viele gefesselte Schönen vor meinen Siegeswagen zu spannen!

Martin. Einmal muß man aber doch haltmachen.

Firlefanz. Man nimmt eben die Kleine, bringt ihr Vermögen mit ihren Rivalinnen durch und läßt sie sitzen, wenn man sie gründlich ruiniert hat.

Martin. Das ist aber wahrhaftig kein anständiges Plänchen. Schämen Sie sich denn garnicht, Herr, kalten Bluts auf das Unglück eines Wesens auszugehen, das Ihnen niemals etwas zuleide tat? Als wir seinerzeit von hier abreisten, waren Sie so brav. Was mußten Sie auch auf die Universität geschickt werden! Das böse Beispiel, das fortgesetzte Luderleben in schrankenloser Freiheit —

Firlefanz. Schweig, du Lump! Bei allen Milliarden Teufeln, hat der Mensch je einen impertinenteren Schlingel gesehen! Gottes Donner! Unterstehst du dich, weiter zu räsonnieren, so sollen mich Beelzebub und Astaroth kriegen, wenn ich dich nicht erdrossele! Folge mir! Es ist Zeit, meinen Vater abzuholen.

Martin. O, o! Das geht übel aus. Entweder für ihn, oder für mich.