<298> Frau Argan. Sie sollen eintreten. Du meine Güte, was gibt's für zudringliche Menschen auf der Welt! Was hat man seine Last mit so einem Haushalt! sine heiratsfähige Tochter verursacht mehr Lärm im Haus als ein Katzenkonzert auf dem Dach. Und die jungen Herrchen laufen einem die Bude ein. O, ich wollte, sie wäre schon unter der Haube!

Siebente Szene

Frau Argan. Firlefanz. Mondor. Nerine

Firlefanz (eintretend, zu Nenne). Komm mal her, du süßes Pausbäckchen, du niedliches Burschenfutter du! Auf Ehre, 's ist schade, daß ich nicht bei dir studiert habe.

Nerine. Zu meiner Herrin müssen Sie sprechen, Herr. Ich glaube, Sie schneiden dem ganzen Haus die Kur.

Firlefanz. Gar kein übler Gedanke, mein Schätzchen. (Nähert sich Frau Argan und sagt in pretiösem Ton:) Ich segne den Tag, den so ersehnten Tag, den schmerzlich erwarteten Tag, den schönsten Tag meines Lebens, 0 seltenes, reizendes Wunderbild, da ich das Glück habe, den schönen Stern in Person zu sehen, dessen Ruhm den Schimmer seiner Lieblichkeit bis zu unserer Universität getragen hat. Ja, gnädiges Fräulein, jawohl, Ihre göttlichen Reize machen solches Aufsehen, daß man nicht weiß, ob man Sie der schönen Helena oder Rosamunden oder der schönen Magelone vergleichen soll. Banise war nicht würdig, Ihnen die Schuhriemen zu lösen. Und hätte Prinz Scandor Sie gesehen, er wäre ihr untreu geworden.1

Mondor (bricht in ein fürchterliches Gelächter aus).

Firlefanz (fortfahrend). Das ist offenbar Ihr Hofnarr, gnädiges Fräulein, der da so lacht?

Frau Argan. Sie irren, Herr.

Firlefanz. Ja, meine Prinzessin, hätte der Lacher da mich nicht unterbrochen, mein Kompliment hätte viel länger gedauert. Da haben Sie viel versäumt.

Frau Argan. Aber, Herr —

Firlefanz. Ich galt allgemein als der Galanteste von der ganzen Universität. (Mondor lacht noch immer.) Der lacht ja noch! — Und Sie bekommen den gesuchtesten Kavalier von Halle zum Gemahl.

Frau Argan. Aber, Herr, Sie —


1 Banise und Scandor sind die Hauptfiguren des Romans „Die asiatische Banise“ von Heinrich Anselm von Ziegler und Kliphansen (Leipzig 1688).