<297> Argan. Das hättest du nicht tun sollen. Ich höre nichts Gutes über ihn. Erführt ein nichtsnutziges Leben. Und du bestärkst ihn noch in seinen Lastern. Frau Argan. Höre mal, Mannchen, ich will dir was sagen: ich habe da so meinen Plan. Ich möchte ihn nach Holland tun. Meine Schwester, die einen Bürgermeister von Rotterdam geheiratet hat, verspricht mir, sie wird Chrisiophchen eine Kompagnie verschaffen.

Argan. Das werde ich niemals dulden. Wir gehören alle dem Vaterland. Dem danken wir unser Dasein und schulden ihm unsere Dienste. Wer soll es verteidigen, wenn wir ihm unseren Arm versagen? Wir haben nicht das Recht, im Ausland zu dienen, es sei denn, daß das Vaterland uns nicht mehr als seine Kinder anerkennt oder keine Verwendung für uns hat.

Frau Argan. Aber hier ist der Dienst so streng! Es wird alles so furchtbar genau genommen! Im holländischen Dienst dagegen, sagt man, tut jeder, was er will. Argan. Daher kommt's aber auch, daß unsere Offiziere mit Ehren dienen und Ruhm ernten, während die anderen dabei ihren guten Namen verlieren, weil sie keine Disziplin haben. Noch einmal, liebe Frau, dazu gebe ich nimmermehr meine Zustimmung. Ein Windbeutel wie unser Sohn muß sich in den unteren Graden die Hörner ablaufen, damit er nachher, wenn er zu den höheren aufsteigt, ein reifes Wesen hat und solide Kenntnisse. — Um aber auf unsere Julie zurückzukommen: du wünschest also —

Frau Argan. Ich wünsche, daß sie den Firlefanz nimmt. Argan. Hast du schon mit ihr darüber gesprochen? Frau Argan. Das war nicht nötig.

Argan. Freilich ist es nötig. Ich will sie gleich fragen, wie sie über die Sache denkt. (Ab.)

Fünfte Szene

Frau Argan (allein)

Armer Mann! Wenn ich dich nicht regierte! Gott sei Dank bin ich ja Herrin in meinem Haus. Es macht mir genug zu schaffen. Was für Sorgen und Mühen hat man davon! Aber trotz alledem, seine Pflicht muß man tun. Meine Tochter nimmt den Mann, den ich ihr gebe. Und mit meinem Sohn, da muß es auch nach meinem Willen gehen, und wenn —

Sechste Szene

Frau Argan. Nerine

Nerine. Drunten ist 'n Fremder, der Sie zu sprechen wünscht. Er sieht ganz so aus, als wär's der bewußte Student. Gleichzeitig läßt auch Herr Mondor höflichst um einen Augenblick Gehör bitten.