<318>Darum hatte er auch die feindliche Bagage, die in einer Wagenburg abgesondert zur Seite stand und die durch ihn bereits von der Hauptarmee abgeschnitten war, nicht, was ohne Mühe hätte geschehen können, angegriffen; ohne bedeutenderes Blutvergießen hätte er hierdurch den Feind nötigen können, ein Land zu verlassen, in dem er sich nicht zu erhalten vermochte. Aber die Vollendung dieses Unternehmens hätte längere Wochen erfordert.

Die preußische Armee bestand aus 32 760 Mann, die der Russen aus ungefähr 52,000 Mann. Die letztere hatte sich, als Friedrich heranrückte, in einem Ungeheuern länglichen Viereck, Reiterei, Troß und Reserve in der Mitte, aufgestellt. Eine solche Aufstellung hatte sich in den Türkenkriegen, gegen die regellosen Angriffe eines wilden Feindes, bewährt gezeigt; gegen eine europäisch disziplinierte Armee war sie jedoch wenig zweckmäßig. Friedrich entschloß sich, mit seinem linken Flügel gegen die ungefüge Last des feindlichen Heeres vorzurücken, die rechte Ecke desselben in gewaltigem Stoße zu zerschmettern und von hier aus Verwirrung und Niederlage über seine dichtgedrängten Glieder zu verbreiten. Zwischen beiden Heeren lag das Dorf Zorndorf. Umherschwärmende Kosakenscharen hatten dasselbe in Brand gesteckt; aber der Rauch trieb den Russen entgegen und verhinderte sie, die Aufstellung des Gegners zu beobachten.

Am 9 Uhr begann der Angriff. Die Avantgarde und der linke Flügel der preußischen Armee rückten gegen die rechte Seite des russischen Heeres vor, die durch eine sumpfige Niederung von der Hauptarmee abgetrennt war. Das Geschütz begann sein furchtbares Spiel und wütete auf eine unerhörte Weise in den tiefen Reihen der Russen; durch eine Kugel sollen 42 Mann niedergestreckt worden sein. Der Troß im Innern der Scharen geriet in Verwirrung, die Pferde mit ihren Wagen rissen aus und brachen durch die Glieder; nur mit Mühe konnte man denselben zu einer Aufstellung hinter den Truppen sammeln. Die preußische Infanterie benutzte diese Verwirrung, zog eilig näher, feuerte heftig und warf das Vordertreffen der Russen. Aber der Aufmarsch der Preußen war mit mancherlei Ungeschick verbunden worden; ihre Scharen waren zum Teil getrennt, zum Teil in einer schwachen Linie geführt; die feindlichen Heerführer benutzten dies, und nun brachen das Fußvolk und die Reiterei der Russen mit dem wilden Rufe Ara, Ara! (Viktoria!) auf die Preußen ein, deren Infanterie in verwirrter Flucht sich zurückzog. Aber die preußische Kavallerie, unter Seydlitz, war bis dahin ruhig zur Seite vorgerückt. Als nun die Russen in Unordnung ihren Gegnern nachsetzten, gab Seydlitz, den richtigen Moment scharf erfassend, das Zeichen zum Angriff, und augenblicklich stürmten seine Scharen in geregelter Kraft auf die feindlichen Haufen ein. Jetzt erhob sich ein fürchterlicher