9040. AN DEN ETATSMINISTER EDLER VON PLOTHO IN REGENSBURG.

Lager vor Prag, 3. Juni 1757.

Mein lieber Geheimer Etatsminister Freiherr von Plotho. Eure vom 20. und 23. an Mich immediate erlassene Berichte habe Ich hier wohl erhalten, von welchen und deren Inhalt Ich dann recht wohl zufrieden gewesen bin. Was aber die von Euch erwähnte höchst secrete Nachrichten anbetrifft,124-2 da könnet Ihr solche sonder alles Bedenken der Feder in einem Immediatschreiben an Mich anvertrauen, daferne Ihr nur die Précaution nehmet, alles zuvorderst sehr wohl zu chiffriren und demnächst solche Eure Dépêche unter der Euch schon bekannten Adresse und durch den bewussten Canal gehen zu lassen. Des Secrets halber bei Mir sollet Ihr nicht einen Augenblick besorget sein.

Was die von dem Churfürsten von Baiern offerirte Neutralität anbetrifft,124-3 da erwarte Ich nur dessen versprochene nähere Declaration, und dass es so weit ist, dass die Sache zu einem Tractat kommen kann; alsdenn Ich Euch gewiss und ganz gerne dahin schicken werde.124-4 Ich habe nur noch die Besorgniss, dass der Chevalier Folard Himmel und Erde werde bewegen, die Sache rückgängig zu machen, der, wie Ich vernehme, von Baireuth124-5 in aller Eil nach München abgereiset ist.

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Die von denen Oesterreichern dort ausgesprengete ridicule Zeitungen von einem den 16. dieses von Mir auf Prag gethanen Sturm und dadurch erlittenen grossen Verlust, könnet Ihr vor das, was sie seind, nämlich vor recht grobe und ohnverschämte Lügen öffentlich declariren und hautement als miserable ersonnene Inventiones dementiren; vielmehr der Wahrheit gemäss sagen, wie die darin befindliche auf 40,000 Mann stark seinde österreichische Truppen zu zwei Malen einen starken Ausfall, des Nachts und des Morgens früh, zu thun versuchet haben, da sie dann das erste Mal mit einem Verlust von 1200 Mann repoussiret worden,125-1 das letztere Mal aber auf einiges in denen Flanken erhaltene Kanonenfeuer in der grössten Confusion zurückgelaufen seind.125-2

Da Ich die Garnison in Prag seit der Nacht vom 29. Mai und noch bis dato bombardiren lassen, um deren Magazins, so sie darin haben, so viel möglich, zu ruiniren, so seind dadurch einige davon nebst deren grossen Bäckerei verbrannt worden, die Stadt hat dadurch zugleich nicht wenig gelitten, da verschiedene von denen besten Quartieren der Stadt in Feuer gerathen und ein grosses Theil von solcher in die Asche geleget worden, auch noch vieles Feuer bis dato brennet. Ich bin Euer wohlaffectionirter König

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Königl. Hausarchiv zu Berlin.



124-2 Plotho berichtet, Regensburg 20. Mai, die Unruhen in Frankreich (vergl. Bd. XVI, 204. 453) hätten so weit um sich gegriffen, dass die französischen Truppen sich genöthigt sehen würden, den deutschen Boden zu verlassen; „ein mehreres getraue nicht der Feder anzuvertrauen, ohne dass gewiss wüsste, es sicher zu Ew. Königl. Majestät höchsten Händen bringen zu können.“

124-3 Vergl. S. 77. 92.

124-4 Plotho bat in dem Bericht vom 23. Mai bei dem Abschluss des Neutralitätsvertrages mit Baiern nach München gesandt zu werden, um bei dieser Gelegenheit auch die Auslieferung der preussischen und sächsischen Deserteure durchzusetzen. Am 5. Juni schreibt Eichel an Podewils auf Befehl des Königs, „dass, wenn sich die Sachen allda [in München] zu Schliessung eines Neutralitätstractats anlassen sollten, [Se. Königl. Majestät] alsdenn wollten, dass der Herr von Plotho zu Regensburg davon chargiret und dazu autorisiret, auch beordert werden solle dahin zu gehen.“

124-5 Vergl. S. 123.

125-1 Vergl. S. 74—76. 87.

125-2 Vergl. S. 111. 113.