<137>Alle Sterne sinken nieder,
Und das Dunkel flieht davon.

So von tiefer Nacht umfangen
Seh' ich dich, mein Vaterland,
Deine Tränenblicke hangen
Schwer an deinem Leidgewand;
Starr vom eignen Wehgeschicke,
Auf die Lorbeerzier von einst
Sinkst du nieder, ach, und weinst
Und verfluchst des Zufalls Tücke.

Wohl mit dir bewein' ich innig
All das unerhörte Weh,
Wohl mit dir erschüttert bin ich,
Wie ich dich erliegen seh'
Unter grimm'gem Wetterschlage,
Doch wie Frühlichtlächeln sacht
Keimt mir's durch die Schreckensnacht,
Ahnung deiner schönren Tage!

Längst vorbei sind ja die Zeiten,
Da die Götter Wunder taten;
Doch der Mensch, von allen Seiten
In der Welt bedroht, verraten,
Hat dafür zu Lehn erhalten
Geist und Mut, gar tücht'ge Waffen,
Wunderwerk damit zu schaffen,
Selbst sein Schicksal zu gestalten.

Unser Tod — er ist ans Leben
Nur ein Zoll; wir schulden ihn!
Nur ein redlich Wiedergeben
Eines Pfundes, uns verliehn,
Unsrer Blütezeit zu dienen;
Mävius1 zahlt ihn wie Vergil,
Paris just so wie Achill,
Keinem blieb's geschenkt von ihnen.


1 Vgl. Bd. IX, S. 26.