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Durch Staub und Pulverdampf blitzen die Klingen;
Bald sind sie rot von Blut. Nach kurzem Ringen
Sind weit und breit die Fliehenden zerstreut.
Die Schlachtfront, der des Fußvolks Angriff dräut,
Hat keine Flügel mehr, die sie beschützen.
Schon sprüht der Tod aus hundert Feldgeschützen.
Im Sturmschritt kommt der Sieger angerückt,
Die Fahnen hoch, das Bajonett gezückt.
Der Feind verzagt und seine Reihen wanken;
Da fällt ein starkes Korps in seine Flanken!
Er weicht, er flieht; die Erde trinkt sein Blut.
Das Feuerrohr, entflammt von Blitzesglut,
Schickt Tod um Tod in die entsetzten Reihn;
In kleinen Haufen fliehn sie querfeldein;
Haupt, Ordnung, Fahnen, alles ist dahin!
Vollenden will der Sieger den Gewinn,
Den er so leichten Kaufs davongetragen,
Nicht goldne Brücken seinem Feinde schlagen;
Drum wird das Werk an einem Tag vollbracht.


So griff Eugen mit seiner ganzen Macht
Bei Höchstädt1 an, wo Marsin und Tallard
In schlechtgewählter Stellung standen. Er
Durchbrach ihr Zentrum und zerschnitt ihr Heer.
Die Waffen strecken mußte Schar um Schar,
Und bis zum Rheine ging die wilde Flucht:
Reich war, 0 Höchstädt, Deines Sieges Frucht!
Als bei Almansa mit dem Leun der Britten
Die Lilien kämpften und den Sieg erstritten — Dank Berwick ward der glückliche Bourbon
Herr von Castilien und Aragon2.

Schaut andre Treffen! Auf dem Höhenkranze,
Der herrisch aus der Ebne sich erhebt,
Steht fest ein Heer, geschützt durch Wall und Schanze.
Doch sieh den Staub, der in die Lüfte strebt!


1 1704.

2 Der Sieg der Spanier und Franzosen unter Marschall Berwick über die Engländer bei Almansa am 25. April 1707 entschied den Erbfolgekrieg in Spanien zugunsten des französischen Prätendenten, Herzog Philipps von Anjou, der als Philipp V, den spanischen Thron bestieg (vgl. Bd.I, S. 102 f. und 115).