<34>Doch von den schnöden Lüsten, die ich schmäle,
Bleibt öd und leer das Herz, und Überdruß
Legt wie ein Alb nach jeglichem Genuß
Sich mit erloschnem Aug' auf Deine Seele.
Ergreift nach Ruhm Dich ein geheimes Sehnen,
Die Geistesgaben weisen Dir die Bahn,
Und gleiche Gunst gewährt Frau Fama denen,
Die in Apolls und Mars' Geleite nahn.
Selbst Helden sah man sich vor Weisen neigen,
Ehre der Tugend und dem Geist bezeigen ...
In allen Zeiten, da die Kunst geblüht,
Zwiefach gekrönt siehst Du die Herrscher thronen.
Für Kunst und Wissen ist die Welt erglüht,
Und Ruhm verleiht sie, das Verdienst zu lohnen ...
Ihr blöden Geister, wandelnde Maschinen,
Die nur im dumpfen Joch den Sinnen dienen,
Wie jener König, der zu stolz-vermessen,
Von Gott gestraft ward, Gras im Wald zu fressen:1
Ein Traum ist euer Sein; eh' ihr erwacht,
Ist euer stumpfes Leben hingebracht.
O fürchte, Hermolim, dies grause Muß!
Laß Dich beizeiten aus der Dumpfheit wecken.
Laß untergehn die Narren und die Gecken
Im Sinnentaumel und im Überdruß,
Als Schmach der Menschheit, von der Welt verachtet:
Die Weisheit blüht, wo's um die Toren nachtet!
Ihr Teil empfing jedwede Kreatur,
Den Trieb das Tier, der Mensch erhielt den Geist,
Der ihn nach Wahrheit trachten heißt.
Sind wir auch gleich den Tieren von Natur,
So werden wir den Himmlischen verwandt
Durch ihre hehre Gabe, den Verstand.
Sardanapal verliert sein Geistesgut:
Der Flamme gleich in der Vestalin Hut
1 Nebukadnezar, König von Babylon. Daniel, Kap. IV, Vers 30 f.