<170> „Wer da?“ rufen lassen, als ob die Wachen noch am Fleck ständen. Danach ziehen sich die Kavalleriewachen und Husaren plötzlich auf ein vereinbartes Zeichen im Galopp auf die Armee zurück. Der Feind, der Eure Bewegung erst in diesem Augenblick wahrnimmt, kann Euch jetzt nicht mehr den geringsten Schaden zufügen, und so zieht Ihr Euch geschickt aus der Verlegenheit.

In der Ebene lagern beide Armeen selten so dicht beieinander. Tritt aber der Fall ein, so muß man die gleiche Vorsicht gebrauchen und sich der Bagage entledigen. Habt Ihr ein Defilee hinter Euch, so müßt Ihr ein Korps zu seiner Besetzung vorausschicken. Das schwere Geschütz aber sollt Ihr in der Ebene lieber bei Euch behalten, ob Ihr nun am Tage oder bei Nacht abmarschiert. Da alles im voraus geregelt ist, kann daraus kein Schade erwachsen; denn der Feind ist sehr in Verlegenheit, wie er Euch angreifen soll, da er ja Eure Disposition nicht kennt.

Wollt Ihr alle Nachhutgefechte vermeiden, so räumt Euer Lager möglichst geschwind, marschiert in so viel Kolonnen ab, als Ihr könnt, auch wenn Ihr diese Kolonnen nachher verringern müßt, falls die Anzahl der Straßen nicht für alle ausreicht. Im übrigen gilt dasselbe, was ich vom Rückzug aus Lagern im Gebirge gesagt habe. Man läßt die Husaren zurück, um die Wachtfeuer zu unterhalten und „Wer da?“ zu rufen. Sie müssen dann aber schleunigst der Armee nachfolgen, damit der Feind ihnen nichts anhaben kann. Hätte König Wilhelm III. sein Lager bei Senef des Nachts verlassen, so wäre seine Nachhut nicht von Conde geschlagen worden1.

Eine wichtige Vorsicht ist auch die vorherige gründliche Rekognoszierung der Straßen, wenn möglich durch die Generale selbst, die die Kolonnen führen sollen. Dadurch beugt man nach Kräften aller Unordnung vor, der gewöhnlichen Begleiterscheinung der Nachtmärsche.

28. Kapitel Verschiedene Arrieregarden

Es gibt verschiedene Arrieregarden: 1. zur Deckung der Queue der Armee auf dem Marsche von einem Lager ins andre, 2. zur Bedeckung der Bagage, z. zur Deckung geschlagener Armeen und zur Erleichterung ihres Rückzuges.

1. Die erste Art wird vom Feind angegriffen, wenn er Euren Marsch verzögern oder eine Stellung vor Euch erreichen möchte. Solche Kämpfe sind oft sehr erbittert


1 Vgl. S. 77, Anm. 1.