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8019. AN DIE ETATSMINISTER GRAFEN PODEWILS UND FINCKENSTEIN IN BERLIN.

Hauptquartier Sedlitz, 12. September 1756.

Meine liebe Geheime Etatsminister Grafen von Podewils und von Finckenstein. Euch ist aus dem vorhin bereits Euch communicirten Précis1 der verschiedenen Depeschen des dresdenschen Hofes und deren Minister bereits bekannt, wie gar feindselig der sächsische Hof gleich nach dem dresdener Friedensschluss und nachher beständighin an auswärtigen Höfen gegen Mich machiniret hat, und was vor Ressorts derselbe gebrauchet. Um nun gegen der ganzen Welt die Wahrheit davon darzuthun und legitimiren zu können, dass nichts darunter von Mir angeführet worden, so nicht aus authentiquen Piècen erwiesen und jedermann vorgeleget werden könne, so habe Ich bei Meiner jetzigen Anwesenheit in Sachsen vor gut gefunden, die Originalpiècen von solcher sächsischen Correspondance aus dem dresdenschen Archive aufsuchen und nehmen zu lassen,2 auch dem p. von Maltzahn aufgegeben, Euch selbige insgesammt zuzusenden, da dann Mein Wille ist, dass, sobald Euch solche zugekommen sein werden, Ihr solche insgesammt, und zwar in französischer Sprache sowohl als in teutscher, drucken und demnächst public machen lassen sollet: zu dem Ende Ihr diejenigen, so davon im Französischen geschrieben, in das Teutsche und réciproquement die teutschen in das Französische übersetzen und ganz in extenso, wie solche seind, drucken lassen, auch sodann eine gewisse Anzahl Exemplarien davon überall nach Frankreich, Engelland, Holland, Polen, auch in das Reich und sonsten nöthiger Orten versenden sollet.

Ihr könnet inzwischen auch die Originalia derer Hauptdepeschen dem Marquis de Valory selbst zum Einsehen und Durchlesen vorlegen, ihm verlangten Falls auch vidimirte Copien davon geben, um ihn dadurch um so mehr zu convinciren, was vor gefährliche Machinationes seit dem letzten dresdener Friedensschluss gegen Mich beständighin geschmiedet worden, und was vor höchst gegründete und indispensable Ursachen Ich gehabt, in gegenwärtigen Umständen und bei den übelen Absichten und Vorhaben des wienerschen Hofes Mich nothwendig von Sachsen zu versichern und diesen Hof ausser Stande zu setzen, seine Desseins gegen Mich auszuführen und Mir, wann Ich mit Meinen Feinden anderweitig engagiret wäre, den allergefährlichsten Coup impunément anzubringen. Ich überlasse Euch auch zugleich, von demjenigen einen guten Gebrauch zu machen, was der p. von Klinggräffen noch letzthin in seiner Relation vom 4. dieses Monats von der Intention des sächsischen Hofes, Meine Armée durch Sachsen tranquillement durchzulassen, wenn aber solche in Böhmen oder in Schlesien wäre, sodann mit denen sächsischen Truppen gerade in Meine Staaten zu marschi-



1 Vergl. S. 306—309.

2 Vergl. Nr. 8018.