8331. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL VON LEHWALDT IN KÖNIGSBERG.

Dresden, 14. November 1756.

Ich habe Euer Schreiben vom 7. dieses erhalten. Dasjenige, so Ich daraus ersehe, confirmiret sich in Meinen bisherigen Nachrichten, dass, so viel nämlich Ich bis dato weiss, es diesen Winter hindurch Eurer Orten noch stille bleiben, und überhaupt die Russen nicht sowohl einige Absicht auf Preussen haben, als zuforderst vielmehr ein Auxiliärcorps Truppen der Königin von Hungern zu Hilfe nach Mähren und Böhmen schicken möchten.42-4 Ob es nun noch bis dahin kommen oder aber auch noch weiter gehen wird, solches kann Ich bis dato nicht sagen. Bei welchen Umständen dann Ich nicht glaube, dass Ihr nöthig haben werdet, Eure dortige Magazine zu verstärken, sondern Ich halte vielmehr, dass Ihr damit noch anstehen könnet, bis man erst klar siehet, wie es weiter gehen wird; denn bis dato Ich sonst sicher und gewiss bin, dass, wann die Russen was thun, sie vorerst nur ihr Auxiliärcorps schicken werden. Was den bekannten Obristlieutenant42-5 anbetrifft, so seind demselben vor verschiedene Wochen schon Einhundert Speciesducaten nach Pernau,<43> wohin er dermalen seine Adresse gegeben, vermittelst eines ihm zugesandten Wechsels übermachet worden, den er auch vermuthlich nunmehro gehoben haben wird, man wird auch seiner weiter ohnvergessen seind.

Friderich.

Nach dem Concept.



42-4 Vergl. S. 37.

42-5 Oberstlieutenant von Bal aus Riga, der sich als preussischer Spion in Russland aufhielt.