8583. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL VON LEHWALDT IN KÖNIGSBERG.

Dresden, 5. Februar 1757.

Da Ich sogleich von sehr guter und so sicherer Hand, als es nur immer möglich ist, die hierbei kommende Nachricht245-2 wegen des Vorhabens derer Russen und derer Umstände, wie ihre Armée sich findet,<246> erhalte, an deren Richtigkeit Ihr nicht den geringsten Zweifel tragen sollet, und Ihr daraus zu ersehen habet, wie die Russen gewiss ehestens Preussen attaquiren werden, als bleibet nichts übrig, als dass Ihr sogleich Eure Truppen dorten mobil machen und sodann Eure Mesures nehmen sollet, dass, wenn die Russen in Preussen gehen, Ihr solchen sodann nur auf den Hals fallen und ihnen recht tüchtige Schläge geben sollet, um es ihnen wohl empfinden zu machen.

Wie Ihr Eure Dispositions deshalb zu machen, solches muss Ich Eurer Prudence, Erfahrung und guter Einrichtung überlassen; dieses aber ist Mein Wille dabei, dass Ihr die Russen nicht schonen noch marchandiren sollet, dann Ihr aus der Anlage ersehen werdet, wie Ihr solche gewiss guten Kaufs haben werdet. Es wird also nur darauf ankommen, dass Ihr Euch bald mobil machet, und, wann sie kommen, Eure Mesures so nehmet, dass Ihr sie gleich auf den Hals gehet und alsdann recht tüchtig und derbe schlaget.

Ich erinnere Mich hierbei, von dem Maréchal Keith246-1 erfahren zu haben, dass, um denen Russen eine rechte Schlappe anzubringen, man mit der Cavallerie erst die ihrige von den Flügels schlagen muss, alsdann die Infanterie gleich Carré machen würde, welche man dann an einem Orte durchaus enfonciren müsste, da dann alles mit ihnen aus und die völlige Confusion da wäre und man so viel Gefangene wie möglich machen, darauf aber an den feindlichen Chef einen Trompeter schicken müsste, damit er gleich Commissarien mit Geld schicken und diese selbst vor die Verpflegung der Gefangenen sorgen müssten, welches dasjenige wäre, so die Russen am allerstärkesten incommodirete. Die ersteren Umstände überlasse Ich Eurer Einsicht und Erwägung, auf den letzteren, wegen Verpflegung der Gefangenen vor ihr eigenes Geld und durch eigene Commissarien, habt Ihr vorkommenden Falls Attention zu nehmen.246-2

Friderich.

Nach dem Concept.



245-2 Die Beilage besteht aus einer deutschen Uebersetzung der durch die Prinzessin von Oranien eingesandten Nachrichten. Vergl. Nr. 8582.

246-1 Keith hatte bis 1747 in russischem Dienste gestanden.

246-2 In einem folgenden Erlass vom 7. Februar wiederholt der König summarisch die am 5. gemachten Mittheilungen und Befehle.