11509. AN DEN GENERAL DER INFANTERIE BARON DE LA MOTTE-FOUQUÉ.573-5

Zerbau bei Glogau, 3. October 1759.

Ich habe Euern Bericht vom 2. dieses erhalten, und will Ich Euch des Feindes ganzes Dessein expliciren. Laudon decket der Russen Marsch. Sowie die Russen weg sein werden, so wird er längs der schlesischen Grenze gehen wollen, bis gegen Oppeln oder Ratibor, um<574> etwa Cosel oder Neisse zu belagern, und werden sie verrauthlich ein Corps ins Glatzsche marschiren lassen, das von der Seite von Weidenau oder Jägerndorf wird kommen sollen.

Um nun denen Leuten das Dessein zu verhindern, so werde Ich gleich ein Corps Kavallerie bis gegen Cosel schicken, um die Panduren von da wegjagen zu lassen, welchem die drei Bataillons, so Ihr Mir geschickt, und die 6 Bataillons von Meinem Bruder folgen sollen. Ich gedenke hiernächst mit einem Corps Meiner übrigen Armee einige Bataillons, die Ihr bei Euch habet, und das Corps bei Hirschberg abzulösen. Was bei Landshut von Truppen stehen bleibet, das wird der Generalmajor von Goltz alsdann unter seinem Commando haben, und werde Ich Euch das Commando von dem Corps in Oberschlesien geben, und werde Ich mit etwa 13000 Mann nach Sachsen marschiren.574-1 Sollte sich nach dem mehr vom General Harsch herunter nach Neisse ziehen, wird Goltz immer mehr nach Schweidnitz detachiren können. Bis dato aber müsset Ihr noch stehen bleiben, bis Ich Euch näher schreiben werde. Das sind nur vorläufig meine Idées.

Dass der General Vela gefangen und sein ganzes Corps bei Hoyerswerda zerstreuet worden, solches hat Mein Bruder selbst unterm 26. dieses mir geschrieben.

Laudon stehet hieselbst bei Kuttlau hinter Wäldern und einem dreifachen Défilé, die Russen aber, die defiliren nach Polen. Es sind 6000 Mann von ihnen bereits mit einem Theil ihrer Bagage herein, und heute marschiret wieder ein Corps ihrer Armee; Ich kann aber noch nicht bestimmen, wie weit sie marschiren werden.

Was Ich übrigens nach Schlesien zu Euch schicken werde, solches wird, sobald es den Marsch angetreten, in drei Tagen bei Breslau, in sechs Tagen bei Neisse, die Kavallerie in sieben Tagen bei Oppeln sein können, um die Brücken daselbst, damit der Feind nicht herüber könne, abwerfen zu lassen. In acht Tagen wird solche schon das Corps bei Cosel, welches nicht stark sein kann, attaquiren und wegjagen. Was von hier nach Hirschberg detachiret werden wird, das muss in drei Tagen daselbst, um die Bataillons abzulösen, eintreffen.

Sonsten so müsset Ihr Mir eine Liste von denen Regimentern und Bataillons, so Ihr bei Euch habet, mit ehestem einsenden.

Voilà, mon cher ami, le petit raisonnement que je fais dans les circonstances présentes. L'ennemi est ma boussole, il faut que je me règle sur ses mouvements. Je crois qu'il prendra demain, ou au plus tard après-demain, le chemin de la Pologne; alors je vous écrirai po<575>sitivement ce que je ferai. Mais quoique les choses diffèrent, préparezvous au commandement des troupes de la Haute-Silésie; vous êtes le plus digne à qui je puisse le destiner, et à peu près je détacherai d'ici en droiture 9 bataillons complets, 10 escadrons de hussards, 10 de cavalerie; ensuite je relèverai tout le poste de Hirschberg avec mes troupes, et Goltz, marchant à Landshut, vous facilitera un détachement de la même force qui marchera à Neisse, dont vous pourrez tirer le régiment de Ramin, dès que vous marcherez en avant: de sorte que vous aurez 18 ou 19 bataillons avec 20 escadrons des miens, sans ce que je pourrai laisser de cavalerie à Hirschberg et Landshut; car je voudrais volontiers que Werner pût être de l'expédition de la Haute-Silésie, et, pour le remplacer, je pourrai laisser Rüch et Malachowski575-1 à Landshut; ensuite je marcherais en Saxe avec à peu près 13000 hommes; j'en ai ici 31000, de sorte que je destine 18000 pour la Silésie.

Adieu, mon cher ami, je vous embrasse.

Federic.

Nach der Ausfertigung im Kaiserl. Königl. Kriegsarchiv zu Wien. Der französische Zusatz eigenhändig.



573-5 Fouqué befand sich nach seinen Berichten im Monat October vom 1. bis 27. in Landshut.

574-1 An den Major von Seelhorst (vergl. S. 569. 571) ergehen, Glogau 3. September, drei Cabinetserlasse mit dem Befehl, Nachrichten über die Oesterreicher, über die Heeresabtheilungen unter Daun und unter Beck, einzusenden, da der König darauf bedacht sei, zu seinem Bruder zu stossen „oder die Campagne in Sachsen zu endigen“ .

575-1 Die zwei ostpreussischen Husarenregimenter.