<192> Relief, welches sie sonsten, ob sie gleich allemal schöne ist und bleibet, nicht erhalten haben würde.1 Indess, da der zu Wien so erhobene Laudon, so lange er bekannt geworden, sich allemal mit lügen- und prahlerhaften Relationen von seinen schlechten Exploits hervorgethan und dadurch sein ganzes Glücke gemachet hat, so bin ich auch versichert, er werde dieses Mal nicht fehlen, der ganzen Sache einen ganz andern und solchen Anstrich zu geben, dass der Wienersche Hof [sie] als eine zur grössesten Avantage derer österreichschen Waffen von dem Laudon ausgeführte Expedition der Welt vorlegen wird. Ich kann nicht leugnen, dass, ohnerachtet ich der österreichschen impudenten Aufschneidereien gewohnet bin, ich dennoch nicht ohne einige Emotion die schändliche Relation lesen können, welche der Wienersche Hof von der dem General Beck bei Cossdorf2 so sehr umgeschlagenen Affaire publiciret hat, wovor sich dieser selbst schämen muss, wenn er sie lieset.

Sonder Zweifel wird gedachter Hof wieder eben dergleichen von der letzteren Affaire, so zu Zeitz mit dem Carabinierregiment zu Pferde geschehen ist, machen. Die ist nicht gut, und machet es dem commandirenden Herrn General3 keine Ehre, dass, ohnerachtet er auf einem Posten gestanden, der von einem ihm sehr superieuren Feind 4 bis 6 Meilen nur entfernet war, [er] sich so sicher gehalten, dass er ohne Permission vorher schon nach Leipzig gegangen, welches nunmehr eine zugestossene Krankheit, die noch keinen Namen hat, decken soll, und dass man Sr. Königl. Majestät vorher erhaltenen expressen Ordre, sich bei geschehener mehr und mehr andrängender feindlichen Macht auf einen besseren Posten diesseits der Elster zurückzuziehen, nicht gefolget, sondern es noch auf vier, fünf Tage, Gott weiss, aus was Ursachen, ausgesetzet hat und endlich gar davongereiset ist, da denn gleich darauf die Surprise derer in Zeitz gestandenen Compagnien geschehen und diese, so sich auch etwas gemächlich zum Marsch angeschicket und keinen Feind vermuthet, bis sie solchen hinter und vor sich gesehen, darunter alleine gelitten haben. Inzwischen ist doch bei allem dem der Verlust so gross nicht und bestehet überhaupt in 100 Mann und ohngefähr in 150 Pferden, die vielleicht noch nicht gesattelt gewesen; die beiden dabei gefangene Obristen4 aber nebst einigen Officiers, wie auch die verlornen Pauken und 3 Standarten, so vielleicht noch in denen Quartieren gestanden, werden in denen Wiener Relationen sonder Zweifel wieder sehr paradiren müssen.

Ew. Excellenz kann sonsten die angenehme Zeitung melden, wie des Königs Majestät Dero Herrn Bruder die Justice gethan und denselben zum Generallieutenant avanciret haben.5 Ich habe mich neulich unterstanden, an Ihro Excellenz den Herrn Grafen von Podewils ein geringes Vorwort vor den Geheimen Kanzelisten von Klinggräffen wegen der durch Absterben des Geheimen Rath Culemann bei der Geheimen Kanzelei vacant gewordenen Expedition, so wie sie der Verstorbene gehabt, einzulegen. Gott ist mein Zeuge, dass ich kein anderes Motif dazu gehabt, als das Andenken seines würdigen Oncle, des letzteren Minister zu Wien, und einer Familie von 12 Kindern, so des Candidaten Vater zu unterhalten hat. Ware hierbei sonsten nichts bedenkliches, so würde ich es als eine von Ew. Excellenz mir selbst erwiesene Gnade annehmen, wenn Dieselbe geruhen wollten, das Gesuch dieses von Klinggräffen mit en faveur zu nehmen, . . .

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.



1 Dem General Fouqué wird, Freiberg 23. März, geschrieben, „die gute Affaire“ des Generals Goltz gegen Laudon sei dem König „recht sehr lieb zu vernehmen gewesen, als welche dergestalt geschehen und gegangen ist, wie es unser alter preussischer Fuss mit sich bringet“ ; man sähe daraus, „dass unsere Leute was rechtschaffenes thun können, wenn sie nur ihr Devoir thun wollen“ . „Ich hoffe inzwischen, dass dieses gute Exempel auch andere animiren werde in andern Vorfällen dergleichen zu thun.“ [Wien. Kriegsarchiv.]

2 Vergl. Nr. 11853.

3 Generalmajor von Bandemer. Vergl. S. 79.

4 Vergl. S. 185.

5 Vergl. Nr. 11927.