<566>setzen wollte, so wäre dergleichen vor Mich offensant und wider Meine Dignität, dass, wenn Ich als Souverän eine Alliance mit einer Puissance schliessen wollte, Ich erst von einer andern, so zu sagen, eine Intercession beibringen sollte, und dass Ich also unter solchem Prätext Mich nicht länger vergeblich amusiren lassen würde. Ich würde inzwischen alle Hochachtung und Freundschaft vor die Pforte behalten, Mich aber aus gegenwärtigem Kriege Selbst mit Gottes Beistand zu ziehen suchen und entweder darin mit dem Degen in der Faust gegen Meine Feinde sterben oder einen rühmlichen Frieden, so gut Ich könnte, schliessen, und würde es Mir leid thun, wenn hiernächst die sublime Pforte regrettiren sollte, Meine Alliance und Freundschaft gleichsam von sich gestossen und durch unzeitiges Amusiren so grosse Avantages verloren zu haben, da sonsten selbst die Gesetze ihres grossen Propheten, wie Ich nicht anders wüsste, mit sich brächten, dem Bruder, der sie gegen Unterdrückung um Schutz und Hilfe bäte, solche nicht zu versagen.

Ihr sollet alsdenn auch Ostentation machen, als ob Ihr wirklich einpacken und weggehen wolltet. Wann Ihr aber sehet, dass sie Euch alsdenn sehr bitten und gute Worte geben, nicht wegzugehen noch abzubrechen, so sollet Ihr Euch deshalb embarrassiret stellen und endlich thun, als ob Ihr es vor Euch alleine auf Euren Kopf nehmet, noch zu bleiben und zu hören, was sie im Ernst und mit Effect thun wollen.

Denn Ich Euch, jedoch zu Eurer höchst secreten Instruction, davon Ihr gegen keiner Seelen, am wenigsten gegen die Türken und Interprètes, etwas äussern müsset, nur noch so viel sagen will, dass, wenn Ihr es, da doch nichts reelles von den Türken geschehen wird, nur so weit halten könnet, dass sie durch beständige Armirung, Reise nach Adrianopel und durch Zusammenziehung von Corps hier und da gegen die Grenzen denen Oesterreichern und denen Russen Ombrage geben, als ob die Pforte mit ihnen brechen und einfallen könnte, und solches sich bis in kommenden Winter hinziehet, Ich davon schon zufrieden sein will und im Winter alsdenn Meinen Frieden dadurch um so eher und besser machen kann. Dabei Ich jedoch allemal honnet gegen die Pforte handeln und vielleicht nach gemachtem Frieden noch eine defensive Alliance mit ihr zu schliessen suchen werde, woferne sie Mich nicht verächtlich tractiret.

Was zeither hier in unserer Campagne passiret ist, solches habt Ihr aus der Beilage1 zu ersehen.

Friderich.

P. S. Damit auch einmal der Missverstand wegen derer Schreiben von dem König von Engelland, so die Türken an den Sultan und an den Grossvezier verlangen, ein Ende haben und nicht länger zur Cheville, womit sie Euch amusiren, dienen möge, so wisset Ihr selbst, dass zuerst der Grossvezier solches nur als eine Nebensache und bloss



1 Jedenfalls eine Abschrift der Relation Nr. 12317.