12277. AN DEN ETATSMINISTER FREIHERRN VON SCHLABRENDORFF IN BRESLAU.

Hauptquartier Leubnitz, 22. Juli 1760.

Es ist Mir Euer Schreiben vom 16. dieses richtig zugekommen. Die Nachrichten, so Ihr Mir darin gegeben, seind eben nicht von denen angenehmsten gewesen;512-1 Daun aber mit seiner Armee, wozu noch etwas von dem Laudonschen Corps gestossen sein soll, ist hier wieder in Sachsen, nachdem er mit starken Märschen, so er, ohne Ruhetage zu machen, [continuiret], den 18. dieses wieder jenseits der Elbe angekommen ist. Und da es nicht möglich gewesen, dass sich das Corps jenseits der Elbe unter Commando des Prinzen von Holstein-Gottorp, so die Neustadt Dresden eingeschlossen gehalten, alleine gegen die<513> ganze Force von Daun souteniren und die dazu nothwendige Posten, als seinen, den vom Weissen Hirsch und die Höhen von Reichenberg, zugleich mainteniren können, so habe Ich solchen wieder an Mich ziehen und, da Daun sich darauf bei den Scheunen campiret und dadurch die freie Communication mit Dresden durch die Neustadt bekommen, so habe Ich heute Meine Attaque auf die Altstadt Dresden in der Pirnaischen Vorstadt, davon die Brèche gestern fertig geworden, arretiren müssen. Er hat verwichene Nacht 16 Bataillons durch die Stadt detachiret, so einen Ausfall gegen unsere Attaque in der Pirnaschen Vorstadt thun müssen, die aber sehr rüde zurückgewiesen und wieder in die Stadt gejaget worden; dabei wir den österreichischen General Magdell,513-1 einige Officiers und an 200 Mann gefangen bekommen, und hat den Oesterreichern diese ihre Kurzweil an 800 Mann gekostet. Ich wollte gerne, dass Ich hier zuerst mit dem Daun fertig werden könnte, da Ich nicht eher von der Stelle gehen kann, und werde also sehen, was weiter zu thun ist.

Denket auf alle nur ersinnliche Mittel, durch welche nach denen Umständen die Correspondance zwischen Mir und Euch, auch bekannter Ursachen wegen nach Polen unterhalten werden kann. Ich beziehe Mich übrigens auf Meine letztere vorige Schreiben vom 16. und 19. dieses.513-2

Friderich.

Nach dem Concept.



512-1 Schlabrendorff hatte gemeldet, dass russische Infanterie und Kavallerie „nunmehr wirklich“ in Kaiisch angekommen sei. „Zwischen Kaiisch und Wartenberg schwärmen die Kosacken schon häufig herum, sodass fast keine Kundschaft mehr durchzubringen ist.“

513-1 So. Vergl. S. 512.

513-2 Nr. 12251 und Nr 12264.