<312> einer nochmaligen Belagerung von Colberg eröffnen wolle. Ich habe bisher Mühe gehabt, solches zu glauben, was Ihr Mir aber jetzo von dem Retranchiren des Laudon meldet, fanget an, mir die Sache wahrscheinlicher zu machen.

Da Mir nun zum höchsten daran gelegen ist, dass Ich darunter mehrere Gewissheit bekomme, indem Ich Meine Campagne darnach richten muss, also wird es sehr gut und ohnumgänglich ganz nothwendig sein, dass Ihr Euch weiter sehr gründlich darnach erkundiget und mit aller möglichen Zuverlässigkeit zu erfahren suchet, was die Anstalten des Laudons eigentlich sein1 und wie weit seine Defensive zu approfondiren ist, um zu sehen, ob das Ding wahr sei oder nicht. Ich will Eure weitere Berichte davon erwarten.

Friderich.

Nach der Ausfertigung.


12797. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Meissen, 5. April 1761.

...Des Prinz Ferdinand Durchlaucht haben nunmehro an des Königs Majestät [geschrieben] und das ganze Détail von Dero gehabten Désastre auf solche bewegliche Art gemachet, dass ich vor meine Wenigkeit davon recht sehr attendriret worden bin; wie dann auch des Königs Majestät Selbst davon recht sehr touchiret worden seind und den Prinzen auf eine consolante [Art] und sehr gracieux geantwortet haben.2 Derselbe beschweret sich zum höchsten über die wenige Capacité und Intelligence der mehristen von seinen Generals, deren schlechte Harmonie und extreme Nonchalance in Befolgung ihrer Ordres. Er klaget dabei zum höchsten über das Commissariat, so von der schlechtesten Capacité, faul und nicht vom Fleck zu bringen wäre, dabei nur seinen Beutel füllete, nicht aber sowohl von dem Prinzen als von vielen andern dependirete, die es protegirten und die mehrentheils wiederum ihre Protections und Freunde in Engelland hätten. Bloss der absolute Mangel von der Subsistance habe ihn obligiret, den Rückmarsch zu nehmen, da die Armee nicht mehr als nur auf einige wenige Tage die indispensableste Subsistance haben können. Er ist wieder hinter der Diemel postiret; seine Situation stellet er schlecht vor: ein Corps von ohngefähr 30000 Mann, mit welchem er gegen zwei feindliche Corps zu agiren haben werde, daher er, ohne einen Renfort von 25000 zu bekommen, nicht wisse, wie er sich werde souteniren können. Mit der englischen Rekrutirung sei ihm wenig geholfen; sie käme sparsam und fielen weg wie die Fliegen.

Ich hoffe, dass der Prinz alles dieses fidèlement nach Engelland geschrieben haben werde. Vielleicht giebt dieses Gelegenheit, dass man dorten mehr Empressement als bisher zum Frieden bezeiget und auch dortigerseits einen Schritt gegen Frankreich thut, um sich darunter zu rencontriren, daferne nur sonsten Frankreich noch in gleichem Empressement dazu geblieben ist. Des Königs Majestät schreiben daher in Dero jetzigen Dépêche an den Herrn von Knyphausen,3 dass ohnerachtet Dero Absicht nicht sei, von dem englischen Ministerio zu fordern, dass es von seiner-



1 Am 9. April schreibt der König an Goltz : „Ihr sollet Mir . . ., sobald es nur mit Zuverlässigkeit geschehen kann, melden, wie stark wirklich das Corps unter Laudon, sowohl an regulären Truppen als auch dessen Geschmeiss von Kroaten, Panduren und Husaren mitgerechnet, ist, und was dorten gegen Schlesien stehet. Dieses aber muss Ich recht und ganz accurat wissen, auch Ihr Mir Euren Bericht deshalb auf das baldmöglichste einschicken.“

2 Nr. 12794.

3 Nr. 12792.