<40>ments zur Ader gelassen, brechen morgen früh wieder von hier auf, um Sich gegen Daun zu nähern, der zwischen Düben und Eilenburg stehet. So gar sehr interessant es auch wäre, wenn es einmal zu einer decisiven Action käme, so wenig Hoffnung habe ich dazu, da dem Verlaut nach Daun schon ein Lager bei Grimma abstechen lassen, welches die Thüre zu einem chicaneusen Gebirgskriege ist, wo sich vor keinen Theil was decidiret. Ich muthmaasse daher, dass es zwar dahin kommen dörfte, dass der König wieder Maître von Leipzig, Torgau und dem übrigen Sachsen bis auf Dresden und dem Meissenschen Kreise, mithin dessen Position wieder wie im vorigen Winter werden wird; was wird dieses aber decidiren und zu einem Frieden contribuiren, der sonsten wohl allen kriegenden Puissancen und ihren, auch andern unschuldigen devastirten Ländern so nöthig wäre! und wie wird es im Frühjahre und kommende Campagne aussehen! Alle Subsides, wenn sie auch verdoppelt wären, helfen nichts, wegen der grossen Supériorité derer feindlichen Forces, und daferne nicht entweder ein Theil der Feinde diesen Winter [abspringet] oder in Zeiten ein ganz anderer Operationsplan wie dieses Jahr communément und in Zeiten concertiret [wird], auch endlich Engelland mit Ernst und ohne weitere Verstellung darauf arbeitet, dass R[exin] zu C[onstantinopel] reussiret, so sehe ich ein honteuses Ende des Krieges sowohl vor Engelland als uns zuvor und dass alle Conqueten, so jene in denen Indien gemachet haben, im Brunnen fallen. Wie nöthig wäre es also, wenn Mr. Mitchell] zu Magdeburg wäre, damit Ew. Excellenz Sich mit ihm darüber vertraut, wenn es auch nur par manière de discours wäre, vorläufig besprechen könnten.

Ew. Excellenz werden vielleicht schon erfahren haben, was mit denen Russen, so sich selbst Stettin nähern, passiret. Der Herzog von Bevern hat per estafette deshalb hieher geschrieben. Ich habe den Brief ohnerbrochen zurückbekommen, 1 mit der Antwort, man wollte solchen nicht lesen. Solcher2 ist inzwischen angekommen. Der Herzog bittet um schleunige Antwort.3 Prinz Eugène ist hier und der Generalmajor Werner aus einem ihm angewohnten esprit de pillardise4 im Mecklenburg-Schwerinschen. O Gott! in was vor Zeiten und Umstände bin ich aufbehalten! Die von Ew. Excellenz eingesandte Vollmacht vor den Herrn von Knyphausen5 ist vollenzogen und erfolget bei dieser Gelegenheit zurück.

Der Herzog von Württemberg hat sich weiter auf Leipzig zurückgezogen, und die Reichsarmee stehet der Gegend Bitterfelde. Gott weiss, wie alle diese Complication sich noch unter einander developpiren wird.

[Eichel spricht sein Befremden darüber aus, dass der Minister von Schlabrendorff nicht alle Rexinschen Papiere, die bei ihm deponirt waren, an Finckenstein zurückgesandt habe.] Hier ist inzwischen nicht das geringste mehr von R[exini]anis als das Déchiffré seiner letztern Dépêche. Es seind niemalen seit mehr als einem Jahre her zwei Jäger an den R[exin] gegangen, und der, wovon er letztlich erwähnet, ist der einige, so Anfang Augusti mit dem Skrodski zugleich von Breslau abgegangen, wie mir der Herr von Schlabrendorff auch noch heute geschrieben. Da nach der vermisseten Antwort der R[exin] instruiret worden, sich zu congediiren und wegzugehen, auch zu declariren, sich nicht länger amusiren zu lassen, wenn man nicht mit Ernst zur Sache thun wollte; daferne aber der erste Minister darüber embarrassiret wäre und ihn noch zu bleiben nöthigte, zu simuliren, als ob er solches auf seinen Kopf nähme, noch zu bleiben,6 so muthmaasse fast, wenn sonst der R[exin] nicht aufrichtig zu Werke gehet, als ob er, um länger zu bleiben und seine bisherige Haushaltung zu continuiren, die Défaite von der nicht erhaltenen Antwort und einem zu



1 D. h. vom Könige.

2 So.

3 Auf einem Berichte des Herzogs, d. d. Stettin 26. October, mit der Meldung, dass die Russen Stettin einzuschliessen drohten, finden sich die Weisungen für die Antwort: „Ged[anke] richt[ig], aber jetzt ohnmöglich detachiren; 2, 3 Tage Décision kommen, alsdenn schicken werde.“

4 So.

5 „Plein pouvoir pour le baron de Knyphausen et le sieur Michell“ (zum Abschluss einer neuen Subsidien-Convention mit England), d. d. Magdeburg 27. October.

6 Vergl. Bd. XIX, 643.