12826. AN DEN GENERALLIEUTENANT FREIHERRN VON DER GOLTZ.

Meissen, 17. April 1761.

Ich habe Euer Schreiben vom 13. dieses erhalten. Euch ist deshalb in Antwort, dass Ich positive zwischen dem 1., dem 2. oder dem 3. im<341> kommenden Mai bei Mühlberg hier über die Elbe gehen werde. Ich gebrauche sieben Tage zu meiner Traversée von der Lausnitz. Gegen die Zeit habt Ihr also Euer Corps zusammenzuziehen und campiren zu lassen, wo es die Umstände einigermaassen erfordern.

Ich zweifele nicht, dass Ihr alle nur auf der Welt möglichste Mühe anwenden werdet, durch Spions, durch Patrouilles und durch alle nur sonst ersinnliche Mittel zu erfahren, ob wir oder aber ob die Oesterreicher bei Görlitz stehen. Stehen wir da, so könnet Ihr ausser aller Sorge sein; stehen aber die Oesterreicher da, so könnet Ihr gewiss judiciren, dass Ich nicht anders als über Bunzlau marschiren kann. Da wird es die Kunst sein, dass wir werden zusammenstossen können. Dirigiren die Oesterreicher ihren Marsch nach Görlitz, so müsset Ihr gewiss darauf rechnen, dass Laudon auf der anderen Seite wird gleich zu agiren anfangen wollen. Aus allen denen Ursachen sähe Ich gerne, dass Ihr Euer ganzes Corps zusammenhättet, und wenn es nöthig sein wird, so könnet Ihr Landeshut und das Gebirge verlassen, welches nicht anders sein kann, und denn wird es die grösseste Difficultät und Kunst sein, wie wir unsere Jonction zuwege richten werden, und wird alles auf Rathen und auf gut Glück ankommen.

Um Euch die Sache zu gestehen, so zweifele Ich, dass die Oesterreicher den Marsch unternehmen werden. Erstlich, weil sie mit ihren Arrangements so weit noch nicht fertig sein. Zweitens, wenn sie jetzo ihren Weg von Görlitz und nach Schlesien nehmen wollten, so wüsste Ich nicht, wo sie die Fourage hernehmen wollten; im Gebirge haben sie keine Magazins etabliret, im Lande finden sie nichts, und fouragiren können sie noch nicht. Diese Umstände alle machen Mich hoffen, dass Ich sie werde in Schlesien präveniren können. Sollten nun die Oesterreicher nicht nach Görlitz hinkommen, dass wir da seind, so müsset Ihr einen Convoi von Brod fertig halten, dass Ihr uns solchen sogleich und wenigstens bis Löwenberg entgegenschicken könnet.

Uebrigens müsset Dir Eure fünf Sinne zusammenhalten und dann thun, was die Umstände ohngefähr erfordern werden; so viel aber glaube Ich gewiss, dass, wenn die Oesterreicher sich nach Görlitz ziehen wollen, so wird sich Laudon gleich in Bewegung setzen, woran Ihr es werdet gleich merken können.

Friderich.341-1

Nach dem Concept.

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341-1 Am 18. April schreibt der König dem General Goltz: „Wir seind hier sehr attent auf alles, was von der österreichischen Armee detachiret wird und rückwärts nach Böhmen marschiret; jetzo aber bekümmert Mich solches nicht viel weiter, da Ich Meine Anstalten mache, den 7. oder den 8. in Schlesien zu sein.“