12913. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Kunzendorf, 25. Mai 1761.

. . . Hier ist noch alles in der vorigen Situation. Wie Ew. Excellenz bekannt sein wird, so stehet der Feldmarschall Daun noch in der Gegend von Dresden und ziehet das Corps von Guasco nebst der Reichsarmee dahin; letztere soll vor 10000 ausgegeben werden, aber kaum 6000 ausmachen; was ersterer nach Schlesien detachiret hat, [sind] 16 oder 20 Regimenter unter Commando von dem General Sincere, Wenn man denen Nachrichten derer Deserteurs und anderer trauen dörfte, so würde solches Corps ohngefähr bis 12000 ausmachen. O'Donnel und Lacy sollen bei der Daunschen Armee geblieben sein, der General Beck aber mit einem kleinen Corps in der Gegend von Marklissa stehen. Der General Laudon ziehet seine mehriste Truppen nach dem Glatzischen und der Orten. Seine Absichten seind noch nicht zu beurtheilen; er continuiret, die Wege nach Böhmen verhauen und verschanzen zu lassen. Einige Nachrichten wollen geben, als ob es aus Beisorge einer Invasion in Böhmen oder einer Belagerung von Glatz geschähe, woselbst er deshalb alle Pflaster in den Strassen der Stadt habe aufnehmen und alle Schindeldächer abdecken lassen. Bei diesem allen richten des Königs Majestät jetzo Dero Hauptattention auf Sachsen. Bleibt Daun dort, so wird der König sich darnach dirigiren, kommt er, wie es sehr wahrscheinlich ist, aber mit seiner grössten Force hierher, so wird Prinz Heinrich sich auch anhero wenden und es zu einer Hauptdecision kommen müssen. Ich hoffe, des Prinzen Hoheit werden solchenfalls dem in Sachsen zurückbleibenden commandirenden General eine grosse Attention auf Magdeburg recommendiren. Das Corps in Pommern haben Se. Königl. Majestät verstärken lassen. Der General Goltz stehet noch bei Glogau . . .420-1

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.



420-1 Der Schluss handelt über die nach Konstantinopel zu entsendenden Geschenke (vergl. S. 402).