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Den Mißerfolgen der Kaiserlichen hielten die Fortschritte der Russen das Gegengewicht. Das moskowitische Heer hatte unter Münnichs Führung mehr Glück. Es schlug die Türken bei Chozim, eroberte die Stadt und drang durch die Moldau in die Walachei ein, um sich mit den kaiserlichen Heeren in Ungarn zu vereinigen. Aber der Kaiser war der Unglücksfälle und des Krieges, der ihn mit Schmach bedeckte, überdrüssig; er nahm seine Zuflucht zu Frankreichs Vermittlung, um den Frieden in die Wege zu leiten. Villeneuve, der französische Gesandte an der Pforte, begab sich ins türkische Lager, und die Russen, die durch diesen Schritt in Besorgnis gerieten, sandten einen Italiener namens Cagnoni dorthin.

Karl VI. beauftragte Feldmarschall Neipperg mit den Unterhandlungen. Der Kaiser und der Großherzog von Toskana drangen beide auf rasche Beendigung. Der Feldmarschall hatte Befehl, um jeden Preis Frieden zu schließen. Er war so unvorsichtig, sich ohne jede Sicherheit zu den Türken zu begeben, selbst ohne die Pässe, die man bei solchen Anlässen stets verlangt. Er wurde gefangen genommen und unterzeichnete aus Angst einen voreiligen Frieden, der dem Kaiser das Königreich Serbien und die Stadt Belgrad kostete1. Cagnonis festes Auftreten dagegen machte Eindruck auf den Wesir. Der Italiener war so geschickt, gleichzeitig den Frieden für die Moskowiter zustande zu bringen. Die Bedingung war, daß die Zarin Azow und alle übrigen Eroberungen herausgab.

Olivier Wallis hatte sich in seiner Vorhersage nicht sehr geirrt. Er wurde auf der Festung Brunn gefangen gesetzt. Feldmarschall Neipperg, der noch weniger schuldig war, wurde auf die Zitadelle von Raab gebracht. Außer den Befehlen des Kaisers hatte er positive Weisungen vom Großherzog erhalten, das Friedenswerk zu beschleunigen. Der Großherzog fürchtete, der Kaiser, sein Schwiegervater, werde vor Beendigung des Krieges sterben und das werde ihm wegen der strittigen Thronfolge in den Erblanden neue Feinde auf den Hals Hetzen, denen er dann nicht mehr standhalten könnte.

Alsbald brach im Süden ein neuer Krieg zwischen England und Spanien aus, und zwar wegen des Schleichhandels, den die englischen Kaufleute in den unter spanischer Herrschaft stehenden Häfen trieben. Der Streitgegenstand entsprach ungefähr einer Summe von jährlich 50 000 Pistolen. Um sie sich zu wahren, gab jede von beiden Parteien mehr als zehn Millionen aus.

Der König von Preußen hatte an all diesen Kriegen nicht teilgenommen, weder Truppen gestellt noch Subsidien von irgend jemand empfangen. Im übrigen lebte er seit dem Anfall von Wassersucht, den er 1734 erlitten hatte, nur noch durch die Kunst der Ärzte. Gegen Ende des Jahres 1739 verfielen seine Kräfte immer mehr. In diesem kränklichen Zustand traf er ein Abkommen mit Frankreich2, das


1 Miede von Belgrad, 1739.

2 Der Vertrag wurde im Haag am 5. April 1739 abgeschlossen.