<44>fürst war in der grausamsten Verlegenheit. Er wußte nicht, wofür er sich entscheiden sollte, und erbat eine halbe Stunde Zeit, um mit seinen Ministern zu ratschlagen. Der schwedische Monarch unterhielt sich mittlerweile mit den Prinzessinnen und den Hofdamen.

Nachdem die Minister ihre Meinung ausgesprochen, kamen sie immer wieder darauf zurück: „Was tun? Sie haben Kanonen.“ Als man lange hin und her überlegt und nichts beschlossen hatte, bat man den König von Schweden, sich nach Berlin zu begeben. Gustav Adolf betrat die Hauptstadt mit seiner ganzen Eskorte. Zweihundert Schweden bezogen die Wache im Berliner Schloß. Der Rest der Truppen wurde bei den Bürgern einquartiert. Am folgenden Morgen lagerte das ganze schwedische Heer vor den Toren der Stadt. Der Kurfürst, der nicht mehr Herr im Hause war, stimmte allem zu, was der König von Schweden wünschte.

Die schwedischen Truppen, die in die Festungen Küstrin und Spandau einrückten, leisteten dem Kurfürsten den Eid. Und der König versprach, ihm die Plätze zurückzugeben, sobald er ihrer nicht mehr bedürfe. Gustav Adolf drang nun über Potsdam hinaus vor. Die Kaiserlichen, die Brandenburg und Rathenow besetzt hielten, zogen sich bei seiner Annäherung auf das Belagerungsheer von Magdeburg zurück. Der Kurfürst von Sachsen verwehrte den Schweden den Übergang über die Elbbrücke bei Wittenberg; dadurch ward Gustav verhindert, der Stadt Magdeburg zu Hilfe zu kommen, wie es seine Absicht war.

Die unglückliche Stadt, die Wallenstein und Tilly mit Gewalt nicht nehmen konnten, erlag schließlich der List. Die Kaiserlichen hatten durch Vermittlung der Hansestädte Unterhandlungen mit den Magdeburgern angeknüpft. Während der Besprechungen stellten sie sich, als würden sie nicht auf die Stadt schießen. Leichtgläubig und lässig zugleich, ließen die Magdeburger sich durch diese scheinbare Sicherheit einschläfern. Die Bürger, die während der Nacht auf dem Wall Wache gehalten hatten, zogen sich gegen Morgen zum großen Teil in ihre Häuser zurück. Pappenheim, der die Belagerung leitete und durch seine Angriffe bis zum Gegenwall des Grabens vorgedrungen war, bemerkte es und zog seinen Nutzen daraus. Er bereitete alles vor, und eines Morgens, als der Wall schwach besetzt war, unternahm er vier Sturmangriffe auf einmal und eroberte die Wälle ohne großen Widerstand. Zugleich gingen die Kroaten, die an der Elbe entlang marschierten, bei dem niedrigen Wasserstande im Flußbett vor, ohne sich weit vom Ufer zu entfernen, und faßten die Verschanzungen im Rücken. Als Tilly die Kanonen des Walles in seiner Gewalt hatte, ließ er sie so richten, daß sie die Straßen bestrichen. Und die Menge der Kaiserlichen, die mit jedem Augenblicke wuchs, vereitelte alle weiteren Anstrengungen der Einwohner. So wurde die Stadt, eine der ältesten und blühendsten Deutschlands, erobert1, als sie sich dessen am wenigsten versah, und einer dreitägigen barbarischen Plünderung preisgegeben.


1 20. Mai 1631.