<56> Sein Sohn, den er zum Koadjutor des Malteserordens und der Komturei Malta hatte wählen lassen, wurde vom Kurfürsten nicht anerkannt. Der Fürst ließ sich überdies von ihm alle Domänen ausliefern, die dem Staat gehörten und die der Graf, sein Vater, sich angeeignet hatte.

Nach Schwarzenbergs Tode sandte der Kurfürst Burgsdorff1 nach Spandau und Küstrin, damit er die Habe des Verstorbenen versiegele. Die Kommandanten der beiden Festungen verweigerten ihm den Gehorsam unter dem Vorwand, sie seien nur vom Kaiser abhängig, dem sie den Eid geleistet hatten. Burgsdorff ließ sich nichts anmerken. Ohne mit unnützen Worten die Frechheit dieser Weigerung zu rügen, ließ er Rochow, den Kommandanten von Spandau, beobachten und eines Tages verhaften, als er unklugerweise die Festung verließ. Der Kurfürst ließ dem rebellischen Untertan den Kopf abschlagen, wie er es verdiente2. Die Kommandanten der übrigen Festungen wurden durch dies Beispiel so eingeschüchtert, daß sie sich sogleich in Gehorsam fügten.

Durch König Wladislaw IV. von Polen erhielt Friedrich Wilhelm die Belehnung für Preußen (1641) und verpflichtete sich, dem König einen jährlichen Tribut von 120 000 Gulden zu bezahlen, sowie mit den Feinden der Krone Polen weder Waffenstillstand noch Frieden zu schließen. Für die Kurmark empfing Baron Löben vom Kaiser Ferdinand III. die Belehnung (1642), nicht aber für die Herzogtümer der Mischen Erbschaft, weil der Zwist der Prätendenten über die Erbfolge noch nicht geschlichtet war.

Sobald der Kurfürst diese Formalitäten erfüllt hatte, sann er nur noch auf Mittel, seine Provinzen den Händen derer zu entwinden, die sie an sich gerissen hatten. Er knüpfte Verhandlungen an und erreichte es durch kluge Politik, wieder in den Besitz des Seinen zu kommen. Er schloß einen Waffenstillstand auf zwei Jahre mit den Schweden (1641), die daraufhin den größten Teil seiner Staaten räumten. Den schwedischen Besatzungen, die noch einige Städte besetzt hielten, bezahlte er 140 000 Taler3 und ließ ihnen jährlich tausend Scheffel Getreide liefern. Desgleichen schloß er mit den Hessen einen Vertrag, wonach sie ihm einen Teil des Klevischen zurückgaben, den sie besetzt hatten. Von den Holländern erlangte er die Räumung etlicher anderer Städte.

Die europäischen Mächte waren endlich des Krieges müde geworden, der immer schwerer auf ihnen lastete und von Tag zu Tag verderblicher ward. Alle fühlten das gleiche Bedürfnis, den Frieden untereinander wiederherzustellen. Als die bestgeeigneten Orte für die Eröffnung der Verhandlungen wurden die Städte Osnabrück und Münster gewählt (1643). Auch Friedrich Wilhelm sandte seine Bevollmächtigten hin.


1 Konrad von Burgsdorff( vgl. S. 48).

2 Oberst Moritz August von Rochow entzog sich durch Flucht seiner Bestrafung.

3 Anmerkung des Königs: „Nach unserem Gelde an 200 000 Taler.“