<246>Und zarte Herzen gar erschüttern?
Sie würden unsre Wünsche nicht verstehen.
Laßt ab vom Gott, der Euch schon längst verlassen!
Wir müssen uns in Gleichmut fassen
Und Jüngere an unserm Platze sehn.

Freigebig stets ist die Natur,
Und jedem Alter gönnt sie sein Vergnügen.
Im Lebenslenz ist uns, als ob wir nur
In unsern Füßen alle Wonne trügen
Bei Sprung und Tanz und Dauerlauf;
Doch später geht die Glut im Herzen auf.
Im Sommer unsres Lebens steigt das Feuer
Zum Hirn empor, und mit erhitzten Sinnen
Will man erträumten Sieg gewinnen;
Dem Ehrgeiz ist kein Heldenkampf zu teuer.
Des Lebens Winter löscht den letzten Brand,
Dann tröstet uns der kühlere Verstand.
So schafft Natur in ewigen Wunderzeichen
Für jede Lebenszeit ein andres Glück.
Die Menschensaat wächst, dorrt und fällt zurück;
Der hellste Tag muß vor der Nacht erbleichen.
Zeigt denn Vernunft! Und seht es ein,
Wenn liebe Stunden langsam weichen:
Im Winter kann nicht Frühling sein ...

Die Kunst lädt Euch in ihren Tempel ein,
Hier findet Ihr Genuß und Zweck verbunden,
Hier labt Euch noch in sorgenfreien Stunden
Des Sonnenunterganges milder Schein.
Der Glanz der Eitelkeit ist hingeschwunden,
Nur edler Freuden ungetrübtes Glück
Bleibt im Gedächtnis Euch zurück,
Und Ihr genießt ein ruhig Leben
Und braucht vorm Tode nicht zu beben.