<185>reichische Armee in Böhmen sich an, das Lager von Jaromircz vier Meilen von Schlesien zu beziehen. Auf alle diese Nachrichten hin glaubte der König, daß es an der Zeit sei, Maßregeln zu ergreifen, die seine Sicherheit und Würde von ihm forderten. Er gab also Befehl, daß die Armee sich mit Pferden versehen und sich marschfertig machen solle. Er wollte nicht in völliger Abhängigkeit von dem Gutdünken eines Hofes sein, der seinen Interessen so feindlich gesinnt ist wie der Wiener Hof. Hätte der König etwas gegen die Kaiserin im Schilde geführt, so konnte er das schon zwei Monate früher leicht ausführen, bevor er ihr Zeit zur Versammlung so starker Heere gab. Aber der König verhandelte, während seine Feinde rüsteten. Er folgte nur den Maßregeln der Österreicher. So setzt also dieser Artikel, den der Wiener Hof so geflissentlich betont, dessen schlimme Absichten erst recht ins volle Licht.

Ein anderer Punkt seiner Antwort ist ebenso unwahr, nämlich die Behauptung, er habe Herrn von Klinggräffen eine durchaus deutliche Erklärung gegeben. Diese durchaus deutliche Erklärung ist völlig unverständlich. Denn man fragt sich: welchem von den Bundesgenossen der Kaiserin droht ein Krieg? Ist's Frankreich? Ist's Rußland? In der Tat müßte man sonderbar verblendet sein, um dem König von Preußen Angriffspläne gegen eine dieser beiden Mächte zuzutrauen, und jedenfalls wären zur Ausführung eines solchen Unterfangens etwas mehr als vier nach Pommern gesandte Regimenter nötig gewesen. Der Wiener Hof sagt, er wolle niemanden angreifen. Hätte er dann nicht ebensogut erklären können, er wolle namentlich den König von Preußen nicht angreifen?

Der Inhalt der Denkschrift des Herrn von Klinggräffen, über die der Wiener Hof sich beschwert, konnte einen Hof nur dann unangenehm berühren, wenn er seinem Nachbarn keine Erklärungen über die Lauterkeit seiner Absichten geben wollte.

Schließlich legt der Wiener Hof den größten Nachdruck auf den Artikel in seiner Antwort, der sein Bündnis mit Rußland betrifft. Die Bedingungen dieses Bündnisses sollen nach seiner Behauptung völlig unwahr und erfunden sein. Die Ableugnung jener Vereinbarungen ist für die österreichischen Minister ein leichtes. Aber außer den angeführten Tatsachen sind noch Anzeichen genug vorhanden, die wenigstens für ein Übereinkommen sprechen. Anfang Juni rückten die russischen Truppen an die ostpreußische Grenze. In Livland wurde ein Heer von 70 000 Mann aufgestellt, zur selben Zeit, wo man in Wien Vorbereitungen zur Versammlung einer starken Armee in Böhmen traf, die dort als Beobachtungsarmee auftreten sollte. Gegen Mitte desselben Monats erhielten die russischen Truppen Befehl, in ihre Quartiere zurückzukehren1, und die österreichischen Lager wurden aufs nächste Jahr verschoben. Trotz dieser Verdachtsmomente und Anzeichen wäre der König sehr froh gewesen, vom Wiener Hofe zu erfahren, daß er Pläne ableugnet, die seiner Mäßigung keine


1 Die erste Kunde vom Anmarsch der Russen hatte der König am 19., die erste, noch unverbürgte Nachricht von ihrer Umkehr (vgl. S. 173) am 29. Juni 1756 erhalten.