<211>keiten, die sie in Amerika mit den Engländern hatten, im Lande Hannover ausfechten zu können. Sofort lenkten sie ihre Blicke auf mich, in der Annahme, es fehle mir nur an Gelegenheit, mich herumzuschlagen. Unser Defensivvertrag schloß aus unsern Garantien in klaren Ausdrücken alle Streitigkeiten aus, die in einem andern Erdteil ausbrechen konnten. Über diese Schwierigkeit ging der französische Minister Rouillé indes leicht hinweg und sagte in aller Form zu meinem Gesandten Knyphausen, „daß in Hannover ein schöner Schatz läge und daß man ihn mir überließe“. Ich ließ ihm kurzerhand antworten, solche Vorschläge solle man einem Mandrin machen, nicht aber dem König von Preußen1.

Daraufhin suchte der König von England meine Freundschaft und ließ mir durch den Herzog von Braunschweig Vorschläge zu einem Neutralitätsvertrag machen, durch den die Ruhe in Deutschland gesichert würde2. Ich wollte mich zu nichts verpflichten, bevor ich nicht bestimmt wußte, ob Rußland mehr den Antrieben des Wiener oder des Londoner Hofes folgte. Daraufhin schrieb ich an Klinggräffen nach Wien. Er versicherte mir, der Wiener Hof habe kein Geld, die Engländer dagegen verfügten über volle Beutel und die Russen wären wie die Schweizer nur für die zu haben, die sie bezahlten. Auch der Londoner Hof versicherte mir in aller Form, er könne für Rußland einstehen und ich hätte von dort nichts zu besorgen3. Privatnachrichten bestätigten den Geldmangel des Petersburger Hofes, sodaß ich mit aller Wahrscheinlichkeit annehmen mußte, daß Rußland blind Englands Partei ergreifen oder doch wenigstens sich nicht gegen die Verbündeten des Königs von Großbritannien erklären würde. Mein Bündnis mit Frankreich lief mit dem Mai des Jahres 1756 ab. Ein Entschluß mußte gefaßt werden. Die Franzosen drängten mich zum Handeln. Gab ich ihren Wünschen nach, so sah ich mich in einen Krieg mit dem Hause Österreich, mit Rußland, England und den meisten deutschen Fürsten verwickelt. Schloß ich aber ein Bündnis mit dem König von England, so hatte ich anscheinend nur die Königin von Ungarn zu fürchten. Der Ausweg des Neutralitätsvertrags schien mir also der sicherste, und ich gab ihm besonders deshalb den Vorzug vor andern, weil ich darin die einzige Möglichkeit sah, den Frieden in Deutschland zu erhalten.

Im Winter des Jahres 1755 kam der Herzog von Nivernais mit Vorschlägen zu einem neuen Vertrage nach Berlin4. Um mich der Diversion nach Hannover geneigter zu machen, bot er mir den Besitz der Insel Tabago an. Ich antwortete ihm offen, ich hätte keine Lust, mir das gleiche bieten zu lassen, wie der Marschall von Sachsen, dem man diese Insel vorher gegeben hatte. Auch führte ich keine Kriege für Bezahlung. Dann zeigte ich ihm meinen Vertrag mit dem König von England und sagte ihm, ich hätte keine anderen Gründe zu seiner Abschließung gehabt als den aufrichtigen Wunsch, Deutschland die Ruhe zu bewahren. Die Franzosen fühlten sich durch diesen Vertrag außerordentlich verletzt, obgleich nicht der geringste Grund dazu


1 Vgl. S. 31 f.

2 Vgl. S. 32.

3 Vgl. S. 33.

4 Vgl. S. 33 f.