<112> Der Tag verging mit gegenseitiger Kanonade und einigen kleinen Infanteriegefechten. Beim Versuch, die Preußen von den von ihnen verteidigten Triebischübergängen zu vertreiben, wurden die Österreicher zurückgeschlagen. Während Daun die Preußen beunruhigte, rückte Hadik an beiden Muldeufern vor und setzte sich von Nossen und Döbeln bis Roßwein fest. An die von den Österreichern besetzte Stellung hinter der Mulde ist sehr schwer heranzukommen. Im Besitz der Höhen, beherrschten sie das Gelände in seiner ganzen Ausdehnung. Außerdem läßt sich der Fluß in seinem Felsenbett nur auf drei steinernen Brücken überschreiten. Prinz Heinrich fühlte sich nicht stark genug, um einen überlegenen Feind aus einer so vorteilhaften Stellung zu verdrängen, und beschränkte sich auf gründliche Verschanzung seiner eigenen Position, um sich den Winter über dort halten zu können. Die Preußen wußten sich beim Feind in Respekt zu setzen. Alle von Hadik über die Mulde gesandten Detachements wurden zurückgetrieben oder geschlagen.

In dem Glauben, der Feldzug der Russen in Pommern würde weder lang noch gefährlich sein, hatte der König Platen für Sachsen bestimmt. Da aber die Dinge in Pommern, wie erwähnt, eine schlimme Wendung nahmen, konnte Platen erst am 11. Januar zur Armee des Prinzen Heinrich stoßen. Kaum war er in Altenburg und Naumburg eingetroffen, wo er Winterquartiere beziehen wollte, so rückte die Reichsarmee gegen die eben von ihm besetzten Orte vor. Bei der Unmöglichkeit, sich zu verteidigen, räumte Platen das Feld. Auf dem Rückzug wurde Stojentin1, Oberst des Regiments Jung-Braunschweig, von 4 000 Mann angegriffen, verteidigte sich aber so tapfer, daß er Meuselwitz ohne anderen Verlust als den seiner Kranken erreichte, die er nicht aus Altenburg fortschassen konnte.

Den ganzen Winter über behaupteten die Preußen ihre Stellung. Infolge der großen Nähe der beiden Armeen kam es zwar zu häufigen Scharmützeln, aber was auch eintreten mochte, bei der schlimmen Lage der Preußen war der dauernde Besitz Sachsens so wichtig, daß Prinz Heinrich alles wagte, um sich dort zu halten. Es gelang ihm auch, und zwar weniger durch die Stärke seiner Armee, als durch seine trefflichen Anordnungen, seine Entschlossenheit und Standhaftigkeit.

Zur Vervollständigung der Schilderung dieses Jahres müssen wir noch einen Blick auf die Operationen der Alliierten gegen die französische Armee werfen. Wir verließen Prinz Ferdinand in Paderborn, den Erbprinzen in Münster, Soubise am Niederrhein, Broglie in Kassel und den Grafen von der Lausitz in der Gegend von Eisenach. Soubise eröffnete den Feldzug mit einem Vorstoß gegen Dortmund, während Broglie zur Bedrohung der Diemel verschiedene Korps zusammenzog. Prinz Ferdinand ließ Spörcken an der Diemel zurück, mit der Weisung, sich im Falle eines feindlichen Angriffs nach Lippstadt zurückzuziehen. Die Hauptarmee der Alliierten


1 Peter Heinrich von Stojentin.