<140> entlang Hülsens Stellung umgehen und ihn schlagen. Zur besseren Verhüllung seiner Absichten ließ er eines Morgens (27. Juni) alle Vorposten des Lagers bei Pretzschendorf beunruhigen. Rechts von Hennersdorf tauchte eine Kolonne von 7 000 Mann auf und machte Miene, über die Steinbrückmühle zu gehen. Eine andere Kolonne marschierte gegenüber von Frauenstein in Schlachtordnung auf.

Ried, der ein Detachement von 12 Bataillonen in Pennrich kommandierte, war in der vorhergehenden Nacht durch 16 Bataillone und 25 Grenadierkompagnien verstärkt worden. Er stellte sich am Morgen während der eben genannten Demonstrationen in drei Abteilungen auf den Höhen von Pennrich auf. Seine erste Kolonne ging gegen das Dorf Grumbach vor und vertrieb dort ein Freibataillon, das sich in die Schanze im Pfarrholz warf. Aber die Batterien auf dem Landsberg dämpften die Kampflust der Österreicher. Die zweite Kolonne rückte gegen Kaufbach vor, und die dritte, am meisten rechts stehende, vertrieb ein preußisches Bataillon aus Weistropp, wurde aber in ihrem Vordringen durch das Feuer der Schanze von Constappel gehemmt, die das Bataillon Carlowitz verteidigte. Nach kräftigem Widerstand der Preußen mußte der Feind weichen. Die Verstärkungen, die Prinz Heinrich aus Pretzschendorf nach dem Landsberg schickte, trafen erst nach Schluß des Gefechtes ein. Der Feind hatte sich mit schwachen und schlecht unterstützten Angriffen begnügt und unnötig Leute geopfert, die er besser hätte benutzen können, hätte er sie tapferer drangesetzt.

Während in Sachsen das Kriegsglück der Preußen und Kaiserlichen hin und her schwankte, hatten im Reiche die Alliierten unter Prinz Ferdinand einen vollen Erfolg. Die Franzosen hatten sich in diesem Jahre auf eine einzige Armee in Deutschland beschränkt, nebst einer Reserve, die den Niederrhein deckte. Die Reserve, 46 Bataillone und 38 Schwadronen stark, wurde von Prinz Condé geführt. Die Armee unter dem Kommando von Soubise und d'Estrées betrug 111 Bataillone und 121 Schwadronen. Die beiden Marschälle planten einen Einfall ins Kurfürstentum Hannover. Prinz Ferdinand hatte genau die entgegengesetzten Absichten; denn er traf Zurüstungen zur Vertreibung der Franzosen aus Hessen. Sofort teilte er sein Heer nach dem Vorbild der Franzosen. Er detachierte 20 Bataillone und 21 Schwadronen unter dem Erbprinzen gegen Prinz Condé. Mit den übrigen 62 Bataillonen, 61 Schwadronen und 5 000 Mann leichter Truppen schritt er zur Ausführung seines Planes.

Prinz Condé eröffnete den Feldzug am Niederrhein. Am 10. Juni überschritt er den Fluß, zog seine Truppen bei Bochum zusammen und machte Miene, auf Dortmund zu marschieren. Alle Bewegungen der Franzosen und der Alliierten in diesem Teil Deutschlands drehten sich stets um den Lippeübergang, den beide Teile sich abwechselnd streitig machten. Während dieses Vorspiels zog Prinz Ferdinand sein Heer auf der Höhe von Brakel zusammen. Dann rückte er gegen die Diemel vor,