<166> Dann gingen sie, von Kürassieren und Dragonern unterstützt, zum Angriff vor und errangen nach anderthalbstündigem Feuer den Sieg. Nun warf sich Seydlitz mit seiner Kavallerie auf die Fliehenden und machte noch bis vor die Tore von Freiberg Gefangene. Daraufhin verließen die Reichstruppen die Schanzen bei Waltersdorf. Alt-Stutterheim benutzte den Augenblick zum Durchschreiten des Defilees und eilte mit seiner Kavallerie hinter den Flüchtigen her, was die Verwirrung und die Niederlage der Besiegten noch vermehrte. Buttler, der bisher noch nicht über die Mulde gegangen war und dem Gefecht nur als Zuschauer beigewohnt hatte, wollte nun auch etwas leisten. Er schickte den Reichstruppen das Regiment Nikolaus Esterhazy zu Hilfe, aber zu spät. Das ganze Regiment wurde gefangen genommen. Kurz, Prinz Stolberg, Campitelli, Meyer, selbst Buttler, alle flohen bis nach Frauenstein und hielten sich selbst da kaum für sicher.

Die Feinde verloren bei Freiberg 30 Kanonen, 66 Offiziere und fast 8 000 Mann, darunter 4 000 Gefangene. Der Verlust der Preußen betrug keine tausend Mann, weil sie auf keinen sehr hartnäckigen Widerstand stießen. Sie waren nur 29 Bataillone und 60 Schwadronen stark. Der Feind, den sie zu bekämpfen hatten, besaß 49 Bataillone und 78 Schwadronen. Außerdem hatte er das Gelände für sich, wenn er es zu verteidigen gewußt hätte. Allein der Erfolg im Felde hängt mehr von der Geschicklichkeit des Führers als von der Truppenzahl ab. Eine Lobrede auf Prinz Heinrich wäre hier überflüssig. Das schönste Lob, das man ihm spenden kann, ist die Erzählung seiner Taten. Kenner werden darin leicht die glückliche Mischung von Klugheit und Kühnheit finden, die so selten und doch so wünschenswert ist. Denn in dieser Vereinigung liegt eben der höchste Grad von Vollkommenheit, den die Natur bei Erschaffung eines großen Kriegshelden erreichen kann.

Nach dem Siege bei Freiberg ließ Prinz Heinrich die Ufer der Wilden Weißeritz von den wenigen sich noch zeigenden Feinden säubern. Das erschreckte Hadik so sehr, daß er die Truppen des Prinzen Albert über die Elbe gehen ließ und dem Prinzen von Stolberg beträchtliche Verstärkungen schickte, damit er sich in seiner Stellung bei Frauenstein halten konnte.

Wied kam am 1. November im Lager bei Schlettau an und löste Hülsen ab, dessen Korps zum Prinzen Heinrich stieß. Platen wurde vorgeschoben und ging mit 9 000 Mann über die Mulde. Belling rückte zwischen Sasselbach und Burkersdorf vor und unterhielt nachts so viele Lagerfeuer wie bei einer großen Armee. Zugleich sandte Wied ein Detachement nach Neukirch zur Beunruhigung des Lagers von Plauen. Diese zweckmäßigen Maßnahmen hatten den gewünschten Erfolg; denn Prinz Stolberg zog sich noch in der Nacht auf Altenberg gegen die böhmische Grenze zurück. Nun besetzte Belling die Gegend bei Frauenstein, und Platen lagerte sich bei Purschenstein zur Deckung des Kleistschen Korps, das über Einsiedel in Böhmen einrückte. Kleist zerstörte das ansehnliche österreichische Magazin in Saaz, machte Streifzüge bis nach Leitmeritz und kehrte über Sebastiansberg nach Sachsen zurück. Um diese Zeit traf