<23> Torgau (16. Oktober). Daun folgte ihm unmittelbar bis Belgern. Wenn der Prinz auch für seine gute Stellung nichts zu fürchten hatte, so mußte er doch nach seiner rechten Flanke hin acht geben. Er schickte daher Rebentisch nach Düben zur Beobachtung der feindlichen Unternehmungen. In der Tat beabsichtigte Daun, das preußische Lager zu umgehen. Zu diesem Zweck sandte er den Herzog von Aremberg mit 26 Bataillonen und 6 Kavallerieregimentern nach Dommitzsch. Der Prinz ließ das neue feindliche Lager erkunden, und da es sich als schwer angreifbar erwies, sandte er ein Detachement unter Wunsch zur Verstärkung von Rebentisch ab. Wunsch ging bei Torgau über die Elbe, bei Wittenberg wieder auf das andere Ufer und vereinigte sich mit Rebentisch, der sich inzwischen nach Bitterfeld zurückgezogen hatte. Da Aremberg ihm bei der großen Nähe in seiner Flanke lästig war, so verließ der Prinz sein Lager mit 15 Bataillonen und ebensoviel Schwadronen und erreichte Pretzsch, gerade als der Feind den Marsch nach Düben angetreten hatte. Nun griffen Prinz Heinrich und Rebentisch den Herzog von Aremberg zugleich an. Die feindliche Arrieregarde unter Gemmingen, 1 500 Mann stark, wurde gefangen genommen (29. Oktober). Dieser Schlag brach die Standhaftigkeit der Österreicher. Am 4. November zog sich Daun hinter den Ketzerbach zurück und nahm Stellung zwischen Zehren und Lommatzsch. Prinz Heinrich rückte bis Hirschstein vor und vereinigte sich dort mit Hülsen.

Durch seine Erkrankung längere Zeit an Glogau gefesselt, konnte der König das Lager nicht vor dem 13. November erreichen. Mit einer Bedeckung von 800 Mann war er durch die Lausitz marschiert, aber sein immer noch sehr schlechter Zustand hinderte ihn an jedem Unternehmen. Zur Umgehung des Feindes hatte Prinz Heinrich Finck nach Nossen detachiert. Daun hielt nicht stand, verließ den Ketzerbach und lagerte bei Dresden am Windberg im Plauenschen Grunde. Sogleich rückte Wedell vor, bemächtigte sich Meißens und tat der kaiserlichen Arrieregarde auf ihrem Rückzug viel Abbruch. Die Armee des Königs lagerte am selben Tage bei Schlettau, und General Diericke1, dessen Detachement das andere Elbufer besetzt hielt, marschierte nach Zscheila. Am nächsten Tage rückten die Preußen nach Wilsdruff, und Zieten stieß zur näheren Beobachtung des Feindes bis Kesselsdorf vor.

Durch die Wiedereroberung Dresdens wäre das Mißgeschick des Königs in diesem Feldzuge großenteils wettgemacht worden. Sie lag ihm um so mehr am Herzen, als Dresden die Winterquartiere sicherte und die Österreicher ständig in Sorge um Böhmen hielt. Aber Dauns Stellung war unangreifbar durch die steilen Felsen auf seinem linken Flügel und durch die Überschwemmung, die seinen rechten Flügel deckte. Zur Erreichung des Ziels blieb also nichts übrig, als die Stellung des Feindes mit Detachements zu umgehen. Auf diese Weise konnte man die Zufuhr seiner Lebensmittel erschweren und Daun durch einige Einfälle in Böhmen zur Aufgabe von


1 Generalmajor Kaspar Christoph von Diericke.