<25> sie sich jetzt noch mit Ehren aus ihrer üblen Lage retten können. Sie brauchten bloß den Weg nach Glashütte einzuschlagen, der über Frauenstein und Freiberg führt. Schien ihnen aber dieser Weg, der ihnen bekannt war, dem Feinde zu nahe, so brauchten sie nur über Berggießhübel in Böhmen einzudringen. Von dort konnten sie leicht wieder nach Sachsen gelangen, sei es über Einsiedel, über Asch oder Sebastiansberg. Aber mit Ausnahme von Wunsch waren alle durch die Niederlage derart betäubt, daß sie völlig den Kopf verloren. Am folgenden Tage wurden sie von Daun umzingelt. Wunsch wollte mit der Kavallerie durchbrechen, aber Finck und die anderen hingen mehr an ihrer Bagage als an ihrer Ehre und untersagten ihm jede Feindseligkeit. Des preußischen Namens unwürdig, waren die Generale feig genug, sich dem Feinde zu ergeben und die Waffen zu strecken. Das Korps, das sich so schimpflich unterwarf, war 16 Bataillone und 35 Schwadronen stark.

Auf die niederschmetternde Nachricht von diesem traurigen Ereignis hin zog sich Hülsen von Dippoldiswalde nach Freiberg zurück. Dort stießen zu ihm die Kleistschen Husaren, die von ihrem Zug nach Böhmen zurückkehrten. Stolz auf seine Erfolge, rückte Daun ein paar Tage danach mit seiner Avantgarde bis an die Vorposten der Armee des Königs. Er wollte die Entschlossenheit der Preußen auf die Probe stellen, sah aber die Armee in Schlachtordnung, in guter Stellung und bereit, ihn zu empfangen, wenn ihn nach einem Kampfe gelüstete. Die Folge dieser Erkundung war eine ziemlich lebhafte Kanonade. Darauf kehrten die Österreicher in ihr Lager zurück. Einige Zeit später1 rückte der König nach Freiberg, führte Hülsen Verstärkungen zu und sorgte für die Sicherheit der Truppen. Auch fand er eine gute Stellung für das Korps, das dort stehen bleiben sollte. Die Front war durch die zwischen steilen Felsen fließende Mulde gedeckt, die nur an drei Stellen überschreitbar war, und zwar auf steinernen Brücken. Hinter diesen wurden starke Infanteriestellungen angelegt. Zur Vermehrung der Schwierigkeiten wurden die Brücken mit Reisig bedeckt und nur so viel Raum freigelassen, daß ein Reiter zur Erkundung hindurchkonnte. Auch waren die Reisigbündel mit Brennstoff vermischt, sodaß sie beim Auftauchen des Feindes sofort angezündet werden konnten, wodurch der Übergang unmöglich wurde.

Durch die errungenen Vorteile aufgeblasen, begannen die Österreicher sich für unüberwindlich zu halten. Macquire, der in Dippoldiswalde kommandierte, rückte mit 16 000 Mann, Bagage und allem Zubehör einer Truppe, wie beim Garnisonswechsel in Friedenszeiten, nach Freiberg, um sich dort festzusetzen. Er glaubte, die Preußen würden seine Ankunft garnicht abwarten, sondern sich sofort zurückziehen. Seine Annahme stützte sich auf einige Demonstrationen, die Beck gegen Torgau zu machen beauftragt war. Doch hatte der König schon Vorsorge getroffen und Truppen zur Verteidigung der Stadt abgesandt. Außerdem hatten Becks Demonstrationen garnichts Gefährliches, da er auf dem rechten Elbufer vorging und Torgau auf dem linken


1 30. November 1759.