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Zweiter Gesang
Der Rat der Himmlischen

Freunde, laßt euch raten: Nur nicht lästern!
Satire ist nun mal ein tödlich Gift;
So manchen muntren Witzbold, der erst gestern
Sein Liedchen pfiff, schon heut die Rache trifft:
Da beißt's ihn selber, eh' er sich's versehn,
Und um den Spötter ist's geschehn.
Was soll man gar zu jenen Schreibern sagen,
Die sich, laut Vollmacht vom Parnaß,
Mit ihrem allzu dreisten Spaß
An das, was andern heilig, wagen!

Nie hätt' ich solch ein Wagnis unternommen!
Spaßhaftes gibt's genug sonst in der Welt;
Weh dem, des Sünderhaupt der Zorn der Frommen,
Der Schwarm der Unheilsvögel überfällt!

Uns weist Natur auch hier die rechte Bahn,
Natur und ihr Gesetz, die unverstellt,
Schlicht, rein und schön, sich all den trüben Wahn
Abgött'schen Aberwitzes ferne hält;
Die uns den Höchsten anzubeten lehrt
Durch frommen Kult, darin ihn Liebe ehrt.

Wenn ich jetzt kühnlich der Seligen und Götter
Schimmernde Höh, den „Olympus,“ erkletter',
Glaub, Leser, nicht, daß ich den „Himmel“ mein'!