<272>Wie er das Unheil erblickt:
Die Lothringschen nahezu aufgerieben!
Das geht nicht gut, diese armen Trümmer,
Erwägt der Heilige, nun und nimmer
Dürfen die nochmals in die Schlacht
Mit der gesamten Preußenmacht!
Wozu wäre denn der Wald eck da
Mit seiner verwegenen Furia?
Der hat sich ja stets um Gefahren gerissen,
Der lechzt ja nach Raufen, nach Beulen und Schmissen;
Den Hetze ich drauf! — Gedacht, getan:
„Auf jetzt!“ schreit er den Fürsten an.
„Ihr seid unser Rächer heut', seid unser Mann!“
Der Waldeck setzt die Sporen ein
Und sprengt drauflos und hält allein
Inmitten der feindlich gelagerten Reihn.
Und reißt den Mund auf gewaltiglich:
„Ihr preußischen Herren, wer wagt's wider mich?
„Heran, wer Herz hat!“ und schlägt an den Degen.
Streitbar sprengt ihm Graf Truchseß1 entgegen.
Schon sind sie aneinander. Da durchfuhr
Des Grafen erster Hieb die Zügel nur
Vor seines wütigen Gegners linker Faust;
Der schäumt vor Zorn, und seine Klinge saust
Auf Truchseß. Zu Tode getroffen, der Held
Stürzt wie vom Blitze gefällt.

„Wer ist der nächste hinter Truchs?
„Wer in dem ganzen Preußenhauf
„Bringt jetzt noch die Courage auf,
„Mich zu bestehn? Wohlan, der versuch's!“
Reitet der Rothenburg kühn in die Schranken:
„Fürst! Daß Euch Euer Prahlen nicht reut!
„Trügt mich nicht alles, so büßt Ihr's noch heut:
„Truchseß ist tot — doch hier lebt und hier beut
„Trutz Euch ein andrer! Mein Mut kennt Wanken!“
„Los denn! Es gilt!“
Schnaubt Waldeck wild.


1 Vgl. S. 77.